Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Fedeli Feders dergleichen Fecher von schwartzenFedern zusammen gesetzet; insge- mein wird eine goldene silberne, oder auch mit Seide durchgemengte Qvaste und Drottel in die Fecher geschlungen, zuweilen aber auch Band darein geknüpffet. Im alten Testamente bedienten sich die Wei- besbilder an statt der Sonnen-Fe- cher gewisser Decken, welche Thli- strum genennet wurden, und wa- ren solche ein dünnes und leichtes leinen Gewand, so sie in grosser Hitze über das Haupt schlugen. Dergleichen Sonnen-Decke führ- te dort die Thamar, Genes. 43. v. 15. Die Sara, so dergleichen von dem Abimelech bekahm. Gen. XX, 16. Das Augspurger Frau- enzimmer nennet ihre Fecher, Wen- delin. Fedeli, Aurelia, eine sinnreiche Italiä- Feder-Muff, Ist ein von allerhand bunten Federn reissen. siehe. Fe- dern schliessen. Feder-Sack, Heisset bey dem Federschliessen Federn derjenige Sack, worein man die ge-schlossenen Federn zu stecken pfle- get. Federn schliessen oder reissen, Heisset die Gänsefedern von ih- Feder-Sieb, Ist dasjenige runde und mit ei- Feder-Spiel, Ist ein dem Frauenzimmer wohl- Federstäuber oder Zinn- stäuber, Ist ein an einen langen Spiel zusammen R 5
[Spaltenumbruch]
Fedeli Federſ dergleichen Fecher von ſchwartzenFedern zuſammen geſetzet; insge- mein wiꝛd eine goldene ſilbeꝛne, oder auch mit Seide durchgemengte Qvaſte und Drottel in die Fecher geſchlungen, zuweilen aber auch Band darein geknuͤpffet. Im alten Teſtamente bedienten ſich die Wei- besbilder an ſtatt der Sonnen-Fe- cher gewiſſer Decken, welche Thli- ſtrum genennet wurden, und wa- ren ſolche ein duͤnnes und leichtes leinen Gewand, ſo ſie in groſſer Hitze uͤber das Haupt ſchlugen. Dergleichen Sonnen-Decke fuͤhr- te dort die Thamar, Geneſ. 43. v. 15. Die Sara, ſo dergleichen von dem Abimelech bekahm. Gen. XX, 16. Das Augſpurger Frau- enzimmer nennet ihre Fecher, Wen- delin. Fedeli, Aurelia, eine ſinnreiche Italiaͤ- Feder-Muff, Iſt ein von allerhand bunten Federn reiſſen. ſiehe. Fe- dern ſchlieſſen. Feder-Sack, Heiſſet bey dem Federſchlieſſen Federn derjenige Sack, worein man die ge-ſchloſſenen Federn zu ſtecken pfle- get. Federn ſchlieſſen oder reiſſen, Heiſſet die Gaͤnſefedern von ih- Feder-Sieb, Iſt dasjenige runde und mit ei- Feder-Spiel, Iſt ein dem Frauenzim̃er wohl- Federſtaͤuber oder Zinn- ſtaͤuber, Iſt ein an einen langen Spiel zuſammen R 5
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Fedeli Federſ
Federn
dergleichen Fecher von ſchwartzen
Federn zuſammen geſetzet; insge-
mein wiꝛd eine goldene ſilbeꝛne, oder
auch mit Seide durchgemengte
Qvaſte und Drottel in die Fecher
geſchlungen, zuweilen aber auch
Band darein geknuͤpffet. Im alten
Teſtamente bedienten ſich die Wei-
besbilder an ſtatt der Sonnen-Fe-
cher gewiſſer Decken, welche Thli-
ſtrum genennet wurden, und wa-
ren ſolche ein duͤnnes und leichtes
leinen Gewand, ſo ſie in groſſer
Hitze uͤber das Haupt ſchlugen.
Dergleichen Sonnen-Decke fuͤhr-
te dort die Thamar, Geneſ. 43.
v. 15. Die Sara, ſo dergleichen
von dem Abimelech bekahm. Gen.
XX, 16. Das Augſpurger Frau-
enzimmer nennet ihre Fecher, Wen-
delin.
Fedeli,
Aurelia, eine ſinnreiche Italiaͤ-
nerin und beruͤhmte Comoͤdiantin,
in der Poeſie wohl erfahren; ſie hat
ihre Welſchen Gedichte, welche un-
ter dem Titul: Riſiuti di Pindo. A.
1666. in 12. zu Pariß herausge-
kommen, dem Koͤnig dediciret.
Vid. Baillett. in Judic. de Erudit.
T. V. p. 450.
Feder-Muff,
Iſt ein von allerhand bunten
Federn rund zuſammen geheffter
Uberzug, worein das Frauenzim-
mer im Winter die Haͤnde ſtecket.
Federn reiſſen. ſiehe. Fe-
dern ſchlieſſen.
Feder-Sack,
Heiſſet bey dem Federſchlieſſen
derjenige Sack, worein man die ge-
ſchloſſenen Federn zu ſtecken pfle-
get.
Federn ſchlieſſen oder reiſſen,
Heiſſet die Gaͤnſefedern von ih-
ren Kielen rupffen und zum Bett-
ſtopffen brauchbar machen.
Feder-Sieb,
Iſt dasjenige runde und mit ei-
nem geflochtenen Boden verſche-
ne Behaͤltniß, worinn die unge-
ſchloſſenen Federn bey dem Feder-
ſchlieſſen liegen und Hauffenweiſe
herausgenommen werden.
Feder-Spiel,
Iſt ein dem Frauenzim̃er wohl-
bekandtes u. gebraͤuchliches Spiel,
aus allerhand zart und ſehr ſubtil
klein geſchnitzten Geraͤthe, ſo mit
gewiſſen Nummern bezeichnet, be-
ſtehend, da man dergleichen Inſtru-
mente und zarte Hoͤltzlein zuſam-
men faſſet, ſelbige aus der Hand
auf den Tiſch unter einander fallen
laͤſt, und mit einer ſpitzig geſchnitte-
nen und gekruͤmmten Feder-Kiele
ein iedes Hoͤltzlein, ſonder Anſtoſ-
ſung und Beruͤhrung des andern,
aus dem gantzen Hauffen aufzuhe-
ben und ſachte hervor zu ziehen ſich
bemuͤhet, und die Nummern her-
nach zuſammen rechnet; die meiſte
Summa gewinnet: und ſo bald man
bey Auffhebung eines Sproͤßleins
an das andere ſtoͤſſet oder ruͤhret,
muß man den Nebenſpieler dran
laſſen.
Federſtaͤuber oder Zinn-
ſtaͤuber,
Iſt ein an einen langen Spiel
zuſammen
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Zitationshilfe: | Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/287>, abgerufen am 16.02.2025. |