Oder Chlorosis, heisset bey denen Medicis ein weibliches Gebre- chen, da durch eine üble Disposition des Geblütes oder durch allzu langwieriges oder gäntzliches Aus- senbleiben der Monatlichen Blu- men die Lebens- und Nahrungs- Säffte so verderbet werden, daß das Frauenzimmer stetig blaß, gelb und bleyfärbigt aussiehet, Mattigkeit in allen Gliedern, Hu- sten und insgemein geschwollene Schenckel darbey hat. Bey denen Nonnen wird diese Kranck- heit sonderlich verspüret und ange- gemercket.
Bleichen,
Heisset die rohe gewürckte und annoch graue Leinwand auf der Bleich-Wiese mit Pflöckern auf- spannen, selbige mit Wasser begies- sen, und bey dem Sonnenschein weiß machen.
Bleich-Wiese,
Heisset ein grosser mit Graß bewachsener Ort, worauff die Wei- ber ihre rohe Leinwand auffzuspan- nen und durch fleißige Begiessung bey der Sonnen weiß zu bleichen pflegen. Zu Harlem sind die Be- rühmtesten in der gantzen Welt.
de Blemur
Joanna, eine adeliche Dame aus Franckreich, eine Nonne und wohl- belesen Frauenzimmer, sintemahl sie die alten und neuen Historicos Ec- clesiastiecs wohl durchwandert, aus welchen sie viel excerpiret, und hernachmahls Vitas Sanctorum in ihrer Mutter-Sprache heraus ge- [Spaltenumbruch]
Blesil Bley
geben, zu Lion 1689. in Fol. 3. Volum.
Blesilla,
Ein sehr gelehrtes Weib, von welcher der H. Hieronymus Tom. III. Epist. 65. berichtet, daß sie eine Wundernswürdige Memorie, ei- nen scharffsinnigen Verstand und solche Wissenschafft in der Griechi- schen und Lateinischen Sprache ge- habt, daß, wenn sie Griechisch ge- redet, man selbige vor eine gebohr- ne Griechin gehalten hätte, und in der Lateinischen Sprache vor eine Römerin angesehen. Sie soll die Ebräische Sprache in wenig Tagen erlernet habn. Vid. Wei- sius im curieusen Anhange des Politischen Nach-Tisches. p. 325.
Bley oder Zinn giessen,
Ist ein aberglaubischer Ge- brauch, da das Weibes-Volck in der Christ-Nacht zwischen 11. und 12. Uhr zerlaßnes heisses Bley oder Zinn in kalt Wasser geußt, und sich aus der zusammen geron- nenen Figur vorher propheceyen will, von was vor Handthierung es einen Mann bekommen werde.
Bleyrin,
Beata, war ein devotes und in der H. Schrifft sehr erfahrnes Weibes-Bild, gestalt sie auch ein schönes und Andacht-volles Gebet- Buch geschrieben, hinterlassen.
Bleystifft,
Ist ein aus Wasser-Bley mit Holtz eingekleideter Griffel, mit welchen sich das Frauenzimmer das Muster auf den Nehe-Rahm abzeichnet, oder selbigen sonst zu
ihrer
[Spaltenumbruch]
Bleiche de Blem
Bleiche Farb-Sucht,
Oder Chloroſis, heiſſet bey denen Medicis ein weibliches Gebre- chen, da durch eine uͤble Diſpoſition des Gebluͤtes oder durch allzu langwieriges oder gaͤntzliches Auſ- ſenbleiben der Monatlichen Blu- men die Lebens- und Nahrungs- Saͤffte ſo verderbet werden, daß das Frauenzimmer ſtetig blaß, gelb und bleyfaͤrbigt ausſiehet, Mattigkeit in allen Gliedern, Hu- ſten und insgemein geſchwollene Schenckel darbey hat. Bey denen Nonnen wird dieſe Kranck- heit ſonderlich verſpuͤret und ange- gemercket.
Bleichen,
Heiſſet die rohe gewuͤrckte und annoch graue Leinwand auf der Bleich-Wieſe mit Pfloͤckern auf- ſpannen, ſelbige mit Waſſer begieſ- ſen, und bey dem Sonnenſchein weiß machen.
Bleich-Wieſe,
Heiſſet ein groſſer mit Graß bewachſener Ort, worauff die Wei- ber ihre rohe Leinwand auffzuſpan- nen und durch fleißige Begieſſung bey der Sonnen weiß zu bleichen pflegen. Zu Harlem ſind die Be- ruͤhmteſten in der gantzen Welt.
de Blemur
Joanna, eine adeliche Dame aus Franckreich, eine Nonne und wohl- beleſen Fꝛauenzimmer, ſintemahl ſie die alten und neuen Hiſtoricos Ec- cleſiaſtiecs wohl durchwandert, aus welchen ſie viel excerpiret, und hernachmahls Vitas Sanctorum in ihrer Mutter-Sprache heraus ge- [Spaltenumbruch]
Bleſil Bley
geben, zu Lion 1689. in Fol. 3. Volum.
Bleſilla,
Ein ſehr gelehrtes Weib, von welcher der H. Hieronymus Tom. III. Epiſt. 65. berichtet, daß ſie eine Wundernswuͤrdige Memorie, ei- nen ſcharffſinnigen Verſtand und ſolche Wiſſenſchafft in der Griechi- ſchen und Lateiniſchen Sprache ge- habt, daß, wenn ſie Griechiſch ge- redet, man ſelbige vor eine gebohr- ne Griechin gehalten haͤtte, und in der Lateiniſchen Sprache vor eine Roͤmerin angeſehen. Sie ſoll die Ebraͤiſche Sprache in wenig Tagen erlernet habn. Vid. Wei- ſius im curieuſen Anhange des Politiſchen Nach-Tiſches. p. 325.
Bley oder Zinn gieſſen,
Iſt ein aberglaubiſcher Ge- brauch, da das Weibes-Volck in der Chriſt-Nacht zwiſchen 11. und 12. Uhr zerlaßnes heiſſes Bley oder Zinn in kalt Waſſer geußt, und ſich aus der zuſammen geron- nenen Figur vorher propheceyen will, von was vor Handthierung es einen Mann bekommen werde.
Bleyrin,
Beata, war ein devotes und in der H. Schrifft ſehr erfahrnes Weibes-Bild, geſtalt ſie auch ein ſchoͤnes und Andacht-volles Gebet- Buch geſchrieben, hinterlaſſen.
Bleyſtifft,
Iſt ein aus Waſſer-Bley mit Holtz eingekleideter Griffel, mit welchen ſich das Frauenzimmer das Muſter auf den Nehe-Rahm abzeichnet, oder ſelbigen ſonſt zu
ihrer
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[0136]
Bleiche de Blem
Bleſil Bley
Bleiche Farb-Sucht,
Oder Chloroſis, heiſſet bey denen
Medicis ein weibliches Gebre-
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des Gebluͤtes oder durch allzu
langwieriges oder gaͤntzliches Auſ-
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men die Lebens- und Nahrungs-
Saͤffte ſo verderbet werden, daß
das Frauenzimmer ſtetig blaß,
gelb und bleyfaͤrbigt ausſiehet,
Mattigkeit in allen Gliedern, Hu-
ſten und insgemein geſchwollene
Schenckel darbey hat. Bey
denen Nonnen wird dieſe Kranck-
heit ſonderlich verſpuͤret und ange-
gemercket.
Bleichen,
Heiſſet die rohe gewuͤrckte und
annoch graue Leinwand auf der
Bleich-Wieſe mit Pfloͤckern auf-
ſpannen, ſelbige mit Waſſer begieſ-
ſen, und bey dem Sonnenſchein
weiß machen.
Bleich-Wieſe,
Heiſſet ein groſſer mit Graß
bewachſener Ort, worauff die Wei-
ber ihre rohe Leinwand auffzuſpan-
nen und durch fleißige Begieſſung
bey der Sonnen weiß zu bleichen
pflegen. Zu Harlem ſind die Be-
ruͤhmteſten in der gantzen Welt.
de Blemur
Joanna, eine adeliche Dame aus
Franckreich, eine Nonne und wohl-
beleſen Fꝛauenzimmer, ſintemahl ſie
die alten und neuen Hiſtoricos Ec-
cleſiaſtiecs wohl durchwandert,
aus welchen ſie viel excerpiret, und
hernachmahls Vitas Sanctorum in
ihrer Mutter-Sprache heraus ge-
geben, zu Lion 1689. in Fol. 3.
Volum.
Bleſilla,
Ein ſehr gelehrtes Weib, von
welcher der H. Hieronymus Tom.
III. Epiſt. 65. berichtet, daß ſie eine
Wundernswuͤrdige Memorie, ei-
nen ſcharffſinnigen Verſtand und
ſolche Wiſſenſchafft in der Griechi-
ſchen und Lateiniſchen Sprache ge-
habt, daß, wenn ſie Griechiſch ge-
redet, man ſelbige vor eine gebohr-
ne Griechin gehalten haͤtte, und in
der Lateiniſchen Sprache vor eine
Roͤmerin angeſehen. Sie ſoll
die Ebraͤiſche Sprache in wenig
Tagen erlernet habn. Vid. Wei-
ſius im curieuſen Anhange des
Politiſchen Nach-Tiſches. p. 325.
Bley oder Zinn gieſſen,
Iſt ein aberglaubiſcher Ge-
brauch, da das Weibes-Volck in
der Chriſt-Nacht zwiſchen 11. und
12. Uhr zerlaßnes heiſſes Bley
oder Zinn in kalt Waſſer geußt,
und ſich aus der zuſammen geron-
nenen Figur vorher propheceyen
will, von was vor Handthierung es
einen Mann bekommen werde.
Bleyrin,
Beata, war ein devotes und in
der H. Schrifft ſehr erfahrnes
Weibes-Bild, geſtalt ſie auch ein
ſchoͤnes und Andacht-volles Gebet-
Buch geſchrieben, hinterlaſſen.
Bleyſtifft,
Iſt ein aus Waſſer-Bley mit
Holtz eingekleideter Griffel, mit
welchen ſich das Frauenzimmer
das Muſter auf den Nehe-Rahm
abzeichnet, oder ſelbigen ſonſt zu
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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/136>, abgerufen am 23.02.2025.
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