Heisset dem Weibes-Volck die in Leinwand, Caton, Nestel- oder ander zartes Tuch gerissenen Lö- cher durch die darzu verfertigte Stopffe-Nadel dichte und sauber mit klaren Zwirn wieder zufüllen und überstechen.
Wunder-Geburt, oder Mon- strum,
Ist eine ungewöhnliche Geburt der schwangern Weiber, so daher zu entstehen pfleget, wenn die Seele der Mutter ohngefehr durch einen Irrthum in ihren fest sich impri- mirten Ideen verwirret, oder sonst auf eine Art verhindert und affici- ret wird, daher sie auch hernach der- gleichen turbirte Ideen, gleich als müste es so von Natur seyn, fort operiret; oder es geschiehet auch, wenn die Seele im zerrinnen vor einem Theile des Kindes einen Ab- schen bekömmt, und desselben Nah- rung aus Nachläßigkeit vergisset, da er dann hernach wieder zu nichts oder sonst unförmlich wird.
Wünsburgischen Weiber,
Hiessen diejenigen merckwürdi- gen und gegen ihre Männer recht getren beständigen Weiber, welche als sie A. 1140. vom Käyser Con- rado III. belagert worden, sich von demselbigen ausbaten, daß sie bey dem Abzug aus der Stadt so viel mit sich nehmen dürfften, als sie auf dem Rücken tragen könten, und als ihnen solches erlaubet ward, eine jegliche von ihnen ihren Mann auf dem Rücken mit sich nahm, und selbigen heraus trug. Camerar. [Spaltenumbruch]
Würck Wurmf
Hor. Succis. Cent. I. c. 50. Zwin- ger. Theatr. Vit. Hum. Vol. 6. l. 2.
Würcken,
Ist eine Kunst und Wissen- schafft mit allerhand farbichter Seide oder Garn vielerley Blu- men, Figuren, Bilder und Früchte nach dem Leben und Natur zart in einander zu weben, und selbige künstlich heraus zu bringen.
Würck-Stuhl,
Ist dasjenige von Holtz zusam- men gesetzte Gestelle, worüber das Frauenzimmer allerhand Zierra- then und Putz-Geräthe, als Stüh- le, Teppichte, Kammfutter und an- dere Sachen aus bunter Seide oder Garn zu würcken pfleget.
Würffel-Buch, oder, Glücks- Rädlein,
Ist ein lustiges und kurtzwei- liges Büchlein mit allerhand Fi- guren, Zahlen und Nahmen be- zeichnet, auch mit vielerley bösen und guten Propheceyungen ange- füllet, in welchen das Frauenzim- mer zu würffeln und sich bey dem Wurff auf eine und ander Frage die Antwort sagen läst.
Würgen Hüner, Gänse, Tauben, Enten etc. siehe. Abschneiden.
Wurm-Frau,
Heissen diejenigen alten Artzt- Weiber, so auf den Jahr- und Wo- chen-Märckten ihre Wurm-Küch- lein wieder die in dem menschlichen Leibe wachsenden Würmer durch allerhand Rodomontaden und Zu-
ruffun-
[Spaltenumbruch]
Wuͤb Wuͤnsb
Wuͤbeln, oder, ſtopffen,
Heiſſet dem Weibes-Volck die in Leinwand, Caton, Neſtel- oder ander zartes Tuch geriſſenen Loͤ- cher durch die darzu verfertigte Stopffe-Nadel dichte und ſauber mit klaren Zwirn wieder zufuͤllen und uͤberſtechen.
Wunder-Geburt, oder Mon- ſtrum,
Iſt eine ungewoͤhnliche Geburt der ſchwangern Weiber, ſo daher zu entſtehen pfleget, wenn die Seele der Mutter ohngefehr durch einen Irrthum in ihren feſt ſich impri- mirten Ideen verwirret, oder ſonſt auf eine Art verhindert und affici- ret wird, daher ſie auch hernach der- gleichen turbirte Ideen, gleich als muͤſte es ſo von Natur ſeyn, fort operiret; oder es geſchiehet auch, wenn die Seele im zerrinnen vor einem Theile des Kindes einen Ab- ſchen bekoͤmmt, und deſſelben Nah- rung aus Nachlaͤßigkeit vergiſſet, da er dañ hernach wieder zu nichts oder ſonſt unfoͤrmlich wird.
Wuͤnsburgiſchen Weiber,
Hieſſen diejenigen merckwuͤrdi- gen und gegen ihre Maͤnner recht getren beſtaͤndigen Weiber, welche als ſie A. 1140. vom Kaͤyſer Con- rado III. belagert worden, ſich von demſelbigen ausbaten, daß ſie bey dem Abzug aus der Stadt ſo viel mit ſich nehmen duͤrfften, als ſie auf dem Ruͤcken tragen koͤnten, und als ihnen ſolches erlaubet ward, eine jegliche von ihnen ihren Mann auf dem Ruͤcken mit ſich nahm, und ſelbigen heraus trug. Camerar. [Spaltenumbruch]
Wuͤrck Wurmf
Hor. Succiſ. Cent. I. c. 50. Zwin- ger. Theatr. Vit. Hum. Vol. 6. l. 2.
Wuͤrcken,
Iſt eine Kunſt und Wiſſen- ſchafft mit allerhand farbichter Seide oder Garn vielerley Blu- men, Figuren, Bilder und Fruͤchte nach dem Leben und Natur zart in einander zu weben, und ſelbige kuͤnſtlich heraus zu bringen.
Wuͤrck-Stuhl,
Iſt dasjenige von Holtz zuſam- men geſetzte Geſtelle, woruͤber das Frauenzimmer allerhand Zierra- then und Putz-Geraͤthe, als Stuͤh- le, Teppichte, Kammfutter und an- dere Sachen aus bunter Seide oder Garn zu wuͤrcken pfleget.
Wuͤꝛffel-Buch, oder, Gluͤcks- Raͤdlein,
Iſt ein luſtiges und kurtzwei- liges Buͤchlein mit allerhand Fi- guren, Zahlen und Nahmen be- zeichnet, auch mit vielerley boͤſen und guten Propheceyungen ange- fuͤllet, in welchen das Frauenzim- mer zu wuͤrffeln und ſich bey dem Wurff auf eine und ander Fꝛage die Antwort ſagen laͤſt.
Wuͤrgen Huͤner, Gaͤnſe, Tauben, Enten ꝛc. ſiehe. Abſchneiden.
Wurm-Frau,
Heiſſen diejenigen alten Artzt- Weiber, ſo auf den Jahr- und Wo- chen-Maͤrckten ihre Wurm-Kuͤch- lein wieder die in dem menſchlichen Leibe wachſenden Wuͤrmer durch allerhand Rodomontaden und Zu-
ruffun-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f1090"/><cbn="2135"/></div><lb/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Wuͤb Wuͤnsb</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Wuͤbeln, oder, ſtopffen,</hi></head><lb/><p>Heiſſet dem Weibes-Volck die<lb/>
in Leinwand, Caton, Neſtel- oder<lb/>
ander zartes Tuch geriſſenen Loͤ-<lb/>
cher durch die darzu verfertigte<lb/>
Stopffe-Nadel dichte und ſauber<lb/>
mit klaren Zwirn wieder zufuͤllen<lb/>
und uͤberſtechen.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Wunder-Geburt,</hi> oder <hirendition="#aq">Mon-<lb/>ſtrum,</hi></head><lb/><p>Iſt eine ungewoͤhnliche Geburt<lb/>
der ſchwangern Weiber, ſo daher zu<lb/>
entſtehen pfleget, wenn die Seele<lb/>
der Mutter ohngefehr durch einen<lb/>
Irrthum in ihren feſt ſich <hirendition="#aq">impri-<lb/>
mirten Ideen</hi> verwirret, oder ſonſt<lb/>
auf eine Art verhindert und <hirendition="#aq">affici-<lb/>
ret</hi> wird, daher ſie auch hernach der-<lb/>
gleichen <hirendition="#aq">turbirte Ideen,</hi> gleich als<lb/>
muͤſte es ſo von Natur ſeyn, fort<lb/><hirendition="#aq">operiret;</hi> oder es geſchiehet auch,<lb/>
wenn die Seele im zerrinnen vor<lb/>
einem Theile des Kindes einen Ab-<lb/>ſchen bekoͤmmt, und deſſelben Nah-<lb/>
rung aus Nachlaͤßigkeit vergiſſet,<lb/>
da er dañ hernach wieder zu nichts<lb/>
oder ſonſt unfoͤrmlich wird.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Wuͤnsburgiſchen Weiber,</hi></head><lb/><p>Hieſſen diejenigen merckwuͤrdi-<lb/>
gen und gegen ihre Maͤnner recht<lb/>
getren beſtaͤndigen Weiber, welche<lb/>
als ſie <hirendition="#aq">A.</hi> 1140. vom Kaͤyſer <hirendition="#aq">Con-<lb/>
rado III.</hi> belagert worden, ſich von<lb/>
demſelbigen ausbaten, daß ſie bey<lb/>
dem Abzug aus der Stadt ſo viel<lb/>
mit ſich nehmen duͤrfften, als ſie auf<lb/>
dem Ruͤcken tragen koͤnten, und als<lb/>
ihnen ſolches erlaubet ward, eine<lb/>
jegliche von ihnen ihren Mann<lb/>
auf dem Ruͤcken mit ſich nahm, und<lb/>ſelbigen heraus trug. <hirendition="#aq">Camerar.</hi><lb/><cbn="2136"/><lb/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Wuͤrck Wurmf</hi></fw><lb/><hirendition="#aq">Hor. Succiſ. Cent. I. c. 50. Zwin-<lb/>
ger. Theatr. Vit. Hum. Vol. 6. l.</hi> 2.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Wuͤrcken,</hi></head><lb/><p>Iſt eine Kunſt und Wiſſen-<lb/>ſchafft mit allerhand farbichter<lb/>
Seide oder Garn vielerley Blu-<lb/>
men, Figuren, Bilder und Fruͤchte<lb/>
nach dem Leben und Natur zart in<lb/>
einander zu weben, und ſelbige<lb/>
kuͤnſtlich heraus zu bringen.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Wuͤrck-Stuhl,</hi></head><lb/><p>Iſt dasjenige von Holtz zuſam-<lb/>
men geſetzte Geſtelle, woruͤber das<lb/>
Frauenzimmer allerhand Zierra-<lb/>
then und Putz-Geraͤthe, als Stuͤh-<lb/>
le, Teppichte, Kammfutter und an-<lb/>
dere Sachen aus bunter Seide<lb/>
oder Garn zu wuͤrcken pfleget.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Wuͤꝛffel-Buch, oder, Gluͤcks-<lb/>
Raͤdlein,</hi></head><lb/><p>Iſt ein luſtiges und kurtzwei-<lb/>
liges Buͤchlein mit allerhand Fi-<lb/>
guren, Zahlen und Nahmen be-<lb/>
zeichnet, auch mit vielerley boͤſen<lb/>
und guten Propheceyungen ange-<lb/>
fuͤllet, in welchen das Frauenzim-<lb/>
mer zu wuͤrffeln und ſich bey dem<lb/>
Wurff auf eine und ander Fꝛage die<lb/>
Antwort ſagen laͤſt.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Wuͤrgen Huͤner, Gaͤnſe,<lb/>
Tauben, Enten ꝛc. ſiehe.<lb/>
Abſchneiden.</hi></head></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Wurm-Frau,</hi></head><lb/><p>Heiſſen diejenigen alten Artzt-<lb/>
Weiber, ſo auf den Jahr- und Wo-<lb/>
chen-Maͤrckten ihre Wurm-Kuͤch-<lb/>
lein wieder die in dem menſchlichen<lb/>
Leibe wachſenden Wuͤrmer durch<lb/>
allerhand <hirendition="#aq">Rodomontaden</hi> und Zu-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ruffun-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1090]
Wuͤb Wuͤnsb
Wuͤrck Wurmf
Wuͤbeln, oder, ſtopffen,
Heiſſet dem Weibes-Volck die
in Leinwand, Caton, Neſtel- oder
ander zartes Tuch geriſſenen Loͤ-
cher durch die darzu verfertigte
Stopffe-Nadel dichte und ſauber
mit klaren Zwirn wieder zufuͤllen
und uͤberſtechen.
Wunder-Geburt, oder Mon-
ſtrum,
Iſt eine ungewoͤhnliche Geburt
der ſchwangern Weiber, ſo daher zu
entſtehen pfleget, wenn die Seele
der Mutter ohngefehr durch einen
Irrthum in ihren feſt ſich impri-
mirten Ideen verwirret, oder ſonſt
auf eine Art verhindert und affici-
ret wird, daher ſie auch hernach der-
gleichen turbirte Ideen, gleich als
muͤſte es ſo von Natur ſeyn, fort
operiret; oder es geſchiehet auch,
wenn die Seele im zerrinnen vor
einem Theile des Kindes einen Ab-
ſchen bekoͤmmt, und deſſelben Nah-
rung aus Nachlaͤßigkeit vergiſſet,
da er dañ hernach wieder zu nichts
oder ſonſt unfoͤrmlich wird.
Wuͤnsburgiſchen Weiber,
Hieſſen diejenigen merckwuͤrdi-
gen und gegen ihre Maͤnner recht
getren beſtaͤndigen Weiber, welche
als ſie A. 1140. vom Kaͤyſer Con-
rado III. belagert worden, ſich von
demſelbigen ausbaten, daß ſie bey
dem Abzug aus der Stadt ſo viel
mit ſich nehmen duͤrfften, als ſie auf
dem Ruͤcken tragen koͤnten, und als
ihnen ſolches erlaubet ward, eine
jegliche von ihnen ihren Mann
auf dem Ruͤcken mit ſich nahm, und
ſelbigen heraus trug. Camerar.
Hor. Succiſ. Cent. I. c. 50. Zwin-
ger. Theatr. Vit. Hum. Vol. 6. l. 2.
Wuͤrcken,
Iſt eine Kunſt und Wiſſen-
ſchafft mit allerhand farbichter
Seide oder Garn vielerley Blu-
men, Figuren, Bilder und Fruͤchte
nach dem Leben und Natur zart in
einander zu weben, und ſelbige
kuͤnſtlich heraus zu bringen.
Wuͤrck-Stuhl,
Iſt dasjenige von Holtz zuſam-
men geſetzte Geſtelle, woruͤber das
Frauenzimmer allerhand Zierra-
then und Putz-Geraͤthe, als Stuͤh-
le, Teppichte, Kammfutter und an-
dere Sachen aus bunter Seide
oder Garn zu wuͤrcken pfleget.
Wuͤꝛffel-Buch, oder, Gluͤcks-
Raͤdlein,
Iſt ein luſtiges und kurtzwei-
liges Buͤchlein mit allerhand Fi-
guren, Zahlen und Nahmen be-
zeichnet, auch mit vielerley boͤſen
und guten Propheceyungen ange-
fuͤllet, in welchen das Frauenzim-
mer zu wuͤrffeln und ſich bey dem
Wurff auf eine und ander Fꝛage die
Antwort ſagen laͤſt.
Wuͤrgen Huͤner, Gaͤnſe,
Tauben, Enten ꝛc. ſiehe.
Abſchneiden.
Wurm-Frau,
Heiſſen diejenigen alten Artzt-
Weiber, ſo auf den Jahr- und Wo-
chen-Maͤrckten ihre Wurm-Kuͤch-
lein wieder die in dem menſchlichen
Leibe wachſenden Wuͤrmer durch
allerhand Rodomontaden und Zu-
ruffun-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/1090>, abgerufen am 23.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.