angemacht, denen Gevattern in der Wochen-Stube vorgesetzet und praesentiret wird.
Wochen-Stube,
Ist ein reinlich und wohl-meu- blirtes Zimmer im Hause, worin- nen die Kind-Betterin ihre Sechs- Wochen hält, und den Wochen- Besuch anzunehmen pfleget. Man findet darinnen hauptsächlich das Wochen-Bette, Wochen- und an- dere Stühle, Wiege, kostbare Spiegel und Teppichte über die Tische, und andere Zierrathen mehr.
Wochen-Stühle,
Seynd zwey grosse, von Sam- met, Damast, Tapeten, Gold- oder andern Leder überzogene und mit saubern gelben Zwecken beschlage- ne Sessel, mit einer Hinter- und zwo Seiten-Lehnen befestiget, wel- che vor das Bette der Sechs- Wöchnerin zur Zierrath gestellet und gesetzet werden.
Wocken,
Ist das oberste Theil am Spin- ne-Rad oder Rocken, worum der Flachs, Werck oder die Wolle ge- schlagen wird.
Wocken auflegen,
Heisset den auseinander gebrei- teten und klar ausgezogenen Flachs oder Werck um den Spinnewocken locker legen und aufwinden.
Wocken-Band,
Ist ein insgemein von Zwirn gewebtes schmales Band, wormit der Flachs oder das Werck, so um [Spaltenumbruch]
Wocken Wolffs
den Wocken geschlagen worden, be- festiget wird.
Wocken-Papier,
Ist ein Bogen Maculatur oder ander Papier, welches um den auf- gelegten Wocken geschlagen wird, um selbigen dadurch zu befestigen.
Wohlriechende Küßltin,
Sind kleine von allerhand Estoff, Damast, Taffet oder Zindel zusam- men genehete und mit allerhand wohlriechenden Specereyen und Kräutern angefüllte und durch- stochene Küßlein, so das Frauen- zimmer unter ihren Putz und Wä- sche mit zu legen pfleget, um selbi- gen dadurch einen schönen Geruch zu geben und sie zu parsumiren.
Wolckwitzin,
Catharina, war Anno 1481. Aebtissin in dem im XIII. Seculo gestiffteten Nonnen-Closter zu St. Georgen in Leipzig Bernhardiner- Ordens.
den Wolff in denen zwölff Nächten nicht nen- nen,
Ist ein alter Weiber-Aberglau- be, die denen Schäfern verbiethen den Wolff ja nicht in denen zwölff Christ-Nächten zu nennen, damit selbiger nicht die Schafe zerreisse.
Wolffs-Zahn,
Ist ein in Silber eingefaßter und mit dergleichen kleinen Schel- len besetzter Zahn vom Wolffe, so insgemein an dem Kinder-Pater- noster henget, welchen man denen
Kindern,
[Spaltenumbruch]
Wochen Wocken
angemacht, denen Gevattern in der Wochen-Stube vorgeſetzet und præſentiret wird.
Wochen-Stube,
Iſt ein reinlich und wohl-meu- blirtes Zimmer im Hauſe, worin- nen die Kind-Betterin ihre Sechs- Wochen haͤlt, und den Wochen- Beſuch anzunehmen pfleget. Man findet darinnen hauptſaͤchlich das Wochen-Bette, Wochen- und an- dere Stuͤhle, Wiege, koſtbare Spiegel und Teppichte uͤber die Tiſche, und andere Zierrathen mehr.
Wochen-Stuͤhle,
Seynd zwey groſſe, von Sam- met, Damaſt, Tapeten, Gold- oder andern Leder uͤberzogene und mit ſaubern gelben Zwecken beſchlage- ne Seſſel, mit einer Hinter- und zwo Seiten-Lehnen befeſtiget, wel- che vor das Bette der Sechs- Woͤchnerin zur Zierrath geſtellet und geſetzet werden.
Wocken,
Iſt das oberſte Theil am Spin- ne-Rad oder Rocken, worum der Flachs, Werck oder die Wolle ge- ſchlagen wird.
Wocken auflegen,
Heiſſet den auseinander gebrei- teten und klar ausgezogenen Flachs oder Werck um den Spinnewocken locker legen und aufwinden.
Wocken-Band,
Iſt ein insgemein von Zwirn gewebtes ſchmales Band, wormit der Flachs oder das Werck, ſo um [Spaltenumbruch]
Wocken Wolffs
den Wocken geſchlagen worden, be- feſtiget wird.
Wocken-Papier,
Iſt ein Bogen Maculatur oder ander Papier, welches um den auf- gelegten Wocken geſchlagen wird, um ſelbigen dadurch zu befeſtigen.
Wohlriechende Kuͤßltin,
Sind kleine von allerhand Eſtoff, Damaſt, Taffet oder Zindel zuſam- men genehete und mit allerhand wohlriechenden Specereyen und Kraͤutern angefuͤllte und durch- ſtochene Kuͤßlein, ſo das Frauen- zimmer unter ihren Putz und Waͤ- ſche mit zu legen pfleget, um ſelbi- gen dadurch einen ſchoͤnen Geruch zu geben und ſie zu parſumiren.
Wolckwitzin,
Catharina, war Anno 1481. Aebtiſſin in dem im XIII. Seculo geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St. Georgen in Leipzig Bernhardiner- Ordens.
den Wolff in denen zwoͤlff Naͤchten nicht nen- nen,
Iſt ein alter Weiber-Aberglau- be, die denen Schaͤfern verbiethen den Wolff ja nicht in denen zwoͤlff Chriſt-Naͤchten zu nennen, damit ſelbiger nicht die Schafe zerreiſſe.
Wolffs-Zahn,
Iſt ein in Silber eingefaßter und mit dergleichen kleinen Schel- len beſetzter Zahn vom Wolffe, ſo insgemein an dem Kinder-Pater- noſter henget, welchen man denen
Kindern,
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[1088]
Wochen Wocken
Wocken Wolffs
angemacht, denen Gevattern in
der Wochen-Stube vorgeſetzet
und præſentiret wird.
Wochen-Stube,
Iſt ein reinlich und wohl-meu-
blirtes Zimmer im Hauſe, worin-
nen die Kind-Betterin ihre Sechs-
Wochen haͤlt, und den Wochen-
Beſuch anzunehmen pfleget. Man
findet darinnen hauptſaͤchlich das
Wochen-Bette, Wochen- und an-
dere Stuͤhle, Wiege, koſtbare
Spiegel und Teppichte uͤber die
Tiſche, und andere Zierrathen
mehr.
Wochen-Stuͤhle,
Seynd zwey groſſe, von Sam-
met, Damaſt, Tapeten, Gold- oder
andern Leder uͤberzogene und mit
ſaubern gelben Zwecken beſchlage-
ne Seſſel, mit einer Hinter- und
zwo Seiten-Lehnen befeſtiget, wel-
che vor das Bette der Sechs-
Woͤchnerin zur Zierrath geſtellet
und geſetzet werden.
Wocken,
Iſt das oberſte Theil am Spin-
ne-Rad oder Rocken, worum der
Flachs, Werck oder die Wolle ge-
ſchlagen wird.
Wocken auflegen,
Heiſſet den auseinander gebrei-
teten und klar ausgezogenen Flachs
oder Werck um den Spinnewocken
locker legen und aufwinden.
Wocken-Band,
Iſt ein insgemein von Zwirn
gewebtes ſchmales Band, wormit
der Flachs oder das Werck, ſo um
den Wocken geſchlagen worden, be-
feſtiget wird.
Wocken-Papier,
Iſt ein Bogen Maculatur oder
ander Papier, welches um den auf-
gelegten Wocken geſchlagen wird,
um ſelbigen dadurch zu befeſtigen.
Wohlriechende Kuͤßltin,
Sind kleine von allerhand Eſtoff,
Damaſt, Taffet oder Zindel zuſam-
men genehete und mit allerhand
wohlriechenden Specereyen und
Kraͤutern angefuͤllte und durch-
ſtochene Kuͤßlein, ſo das Frauen-
zimmer unter ihren Putz und Waͤ-
ſche mit zu legen pfleget, um ſelbi-
gen dadurch einen ſchoͤnen Geruch
zu geben und ſie zu parſumiren.
Wolckwitzin,
Catharina, war Anno 1481.
Aebtiſſin in dem im XIII. Seculo
geſtiffteten Nonnen-Cloſter zu St.
Georgen in Leipzig Bernhardiner-
Ordens.
den Wolff in denen zwoͤlff
Naͤchten nicht nen-
nen,
Iſt ein alter Weiber-Aberglau-
be, die denen Schaͤfern verbiethen
den Wolff ja nicht in denen zwoͤlff
Chriſt-Naͤchten zu nennen, damit
ſelbiger nicht die Schafe zerreiſſe.
Wolffs-Zahn,
Iſt ein in Silber eingefaßter
und mit dergleichen kleinen Schel-
len beſetzter Zahn vom Wolffe, ſo
insgemein an dem Kinder-Pater-
noſter henget, welchen man denen
Kindern,
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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/1088>, abgerufen am 23.02.2025.
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