Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].man das Zeug 'mal 'n paar Wochen nicht ansieht. "Die Gallensteinablösung war nicht übel, Herr "Meinetwegen denn, Herr Referendar, warum man das Zeug 'mal 'n paar Wochen nicht anſieht. „Die Gallenſteinablöſung war nicht übel, Herr „Meinetwegen denn, Herr Referendar, warum <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0094" n="86"/> man das Zeug 'mal 'n paar Wochen nicht anſieht.<lb/> Alles Einbildung und Gewohnheit! So ſchleppt man<lb/> eben die Tage hin. Man läßt ſich immer wieder<lb/> von ſeinen triſten Bedürfniſſen überrumpeln. Es<lb/> iſt geradezu tragiſch, daß der Menſch ſo im Zwange<lb/> des Trägheitsgeſetzes ſteht. Ja! wenn dieſes retar-<lb/> dirende Moment nicht wäre — die Menſchheit — Sie<lb/> wiſſen, wen ich meine — müßte entſchieden ein kleines<lb/> Stück weiter ſein. Daß es zum Beiſpiel noch ſogenannte<lb/> „Fürſten“ giebt! Unſereiner faßt ſich an die Stirn —<lb/> müſſen denn einzelne Individuen ſo unheimlich weit<lb/> voraus ſein? Dieſe Differenz! Oder nehmen Sie die<lb/> Pyramide von Cheops. Sie kennen doch die Saga von<lb/> Cheops' Töchterlein? Nicht? Werde ſie Ihnen gelegent-<lb/> lich 'mal erzählen. Pikant! ſage ich Ihnen. Alſo dieſer<lb/> kryſtalliſirte Despotismus — — ſo und ſo viel Tau-<lb/> ſende von Jahren alt — und heute? Denken Sie<lb/> an Rußland. Ja! ja! der Hunger und die Peitſche.<lb/> Man möchte ſich vor tragikomiſchem Weltvergnügen<lb/> manchmal in einen Böcklin'ſchen Meergreis ver-<lb/> wandeln —“</p><lb/> <p>„Die Gallenſteinablöſung war nicht übel, Herr<lb/> Doctor — aber ich möchte doch vorſchlagen, daß<lb/> wir — pardon! — nun — wenn auch gerade<lb/> nichts „Vernünftigeres“, ſo doch .. na! ſo doch etwas<lb/> Amu—ſanteres vornähmen — alſo wie wäre es<lb/> mit der Revanche? Wollen Sie? Kommen Sie! Ja?“</p><lb/> <p>„Meinetwegen denn, Herr Referendar, warum<lb/> auch nicht? Wenn Sie durchaus wollen! .. Aber<lb/> — — jetzt iſt es dreizehn Minuten nach Drei<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [86/0094]
man das Zeug 'mal 'n paar Wochen nicht anſieht.
Alles Einbildung und Gewohnheit! So ſchleppt man
eben die Tage hin. Man läßt ſich immer wieder
von ſeinen triſten Bedürfniſſen überrumpeln. Es
iſt geradezu tragiſch, daß der Menſch ſo im Zwange
des Trägheitsgeſetzes ſteht. Ja! wenn dieſes retar-
dirende Moment nicht wäre — die Menſchheit — Sie
wiſſen, wen ich meine — müßte entſchieden ein kleines
Stück weiter ſein. Daß es zum Beiſpiel noch ſogenannte
„Fürſten“ giebt! Unſereiner faßt ſich an die Stirn —
müſſen denn einzelne Individuen ſo unheimlich weit
voraus ſein? Dieſe Differenz! Oder nehmen Sie die
Pyramide von Cheops. Sie kennen doch die Saga von
Cheops' Töchterlein? Nicht? Werde ſie Ihnen gelegent-
lich 'mal erzählen. Pikant! ſage ich Ihnen. Alſo dieſer
kryſtalliſirte Despotismus — — ſo und ſo viel Tau-
ſende von Jahren alt — und heute? Denken Sie
an Rußland. Ja! ja! der Hunger und die Peitſche.
Man möchte ſich vor tragikomiſchem Weltvergnügen
manchmal in einen Böcklin'ſchen Meergreis ver-
wandeln —“
„Die Gallenſteinablöſung war nicht übel, Herr
Doctor — aber ich möchte doch vorſchlagen, daß
wir — pardon! — nun — wenn auch gerade
nichts „Vernünftigeres“, ſo doch .. na! ſo doch etwas
Amu—ſanteres vornähmen — alſo wie wäre es
mit der Revanche? Wollen Sie? Kommen Sie! Ja?“
„Meinetwegen denn, Herr Referendar, warum
auch nicht? Wenn Sie durchaus wollen! .. Aber
— — jetzt iſt es dreizehn Minuten nach Drei
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |