Lachen. Herr Quöck schien so etwas wie eine Anekdote, wie einen guten Witz erzählt zu haben.
"Hedwig --!" wiederholte Adam dringend, bebend vor Erregung. "Weib! ich liebe Dich ja --!" fuhr er wie im Taumel fort.
Hedwig schoß mit einem jähen Rucke in die Höhe.
"Ich muß Dich sprechen, Hedwig -- laß mich Dich nach Hause be--gleiten --" bat Adam mit mühsam geduckter Leidenschaft. Seine Stimme rasselte heiser, die Finger zuckten.
"Ich danke, Herr Doctor --" erwiderte Hedwig auffallend laut -- "ich fahre mit Frau Lange --" Und zugleich ging sie an ihm vorüber, der Thür nach dem Salon zu.
"Verflucht! --" knurrte Adam wüthend vor sich hin, zugleich bedeutend ernüchtert. Dann be- gann er mit gemachter Hast in dem großen Bande zu blättern, über welchen Hedwig vorhin ihre Träumereien ... oder die Nachtfalter ihrer schwarzen Schwermuth hatte hinflirren lassen.
In dem Augenblicke, da Hedwig über die Schwelle in den Salon trat, war dort das Gespräch jäh verstummt. Unwillkürlich, wie auf Verabredung, richteten sich aller Augen auf sie. Was wollten diese Augen nur von ihr --? Was zwang die Leute da, so plötzlich ihre vorher doch recht laute, auffallend laute Unterhaltung abzubrechen --? Hatte man Hedwigs letzte, mit unwillkürlich gesteigerter Stimme gesprochenen Worte verstanden -- diese
Lachen. Herr Quöck ſchien ſo etwas wie eine Anekdote, wie einen guten Witz erzählt zu haben.
„Hedwig —!“ wiederholte Adam dringend, bebend vor Erregung. „Weib! ich liebe Dich ja —!“ fuhr er wie im Taumel fort.
Hedwig ſchoß mit einem jähen Rucke in die Höhe.
„Ich muß Dich ſprechen, Hedwig — laß mich Dich nach Hauſe be—gleiten —“ bat Adam mit mühſam geduckter Leidenſchaft. Seine Stimme raſſelte heiſer, die Finger zuckten.
„Ich danke, Herr Doctor —“ erwiderte Hedwig auffallend laut — „ich fahre mit Frau Lange —“ Und zugleich ging ſie an ihm vorüber, der Thür nach dem Salon zu.
„Verflucht! —“ knurrte Adam wüthend vor ſich hin, zugleich bedeutend ernüchtert. Dann be- gann er mit gemachter Haſt in dem großen Bande zu blättern, über welchen Hedwig vorhin ihre Träumereien ... oder die Nachtfalter ihrer ſchwarzen Schwermuth hatte hinflirren laſſen.
In dem Augenblicke, da Hedwig über die Schwelle in den Salon trat, war dort das Geſpräch jäh verſtummt. Unwillkürlich, wie auf Verabredung, richteten ſich aller Augen auf ſie. Was wollten dieſe Augen nur von ihr —? Was zwang die Leute da, ſo plötzlich ihre vorher doch recht laute, auffallend laute Unterhaltung abzubrechen —? Hatte man Hedwigs letzte, mit unwillkürlich geſteigerter Stimme geſprochenen Worte verſtanden — dieſe
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Lachen. Herr Quöck ſchien ſo etwas wie eine
Anekdote, wie einen guten Witz erzählt zu haben.
„Hedwig —!“ wiederholte Adam dringend,
bebend vor Erregung. „Weib! ich liebe Dich ja —!“
fuhr er wie im Taumel fort.
Hedwig ſchoß mit einem jähen Rucke in die
Höhe.
„Ich muß Dich ſprechen, Hedwig — laß
mich Dich nach Hauſe be—gleiten —“ bat Adam
mit mühſam geduckter Leidenſchaft. Seine Stimme
raſſelte heiſer, die Finger zuckten.
„Ich danke, Herr Doctor —“ erwiderte Hedwig
auffallend laut — „ich fahre mit Frau Lange —“
Und zugleich ging ſie an ihm vorüber, der Thür
nach dem Salon zu.
„Verflucht! —“ knurrte Adam wüthend vor
ſich hin, zugleich bedeutend ernüchtert. Dann be-
gann er mit gemachter Haſt in dem großen Bande
zu blättern, über welchen Hedwig vorhin ihre
Träumereien ... oder die Nachtfalter ihrer ſchwarzen
Schwermuth hatte hinflirren laſſen.
In dem Augenblicke, da Hedwig über die Schwelle
in den Salon trat, war dort das Geſpräch jäh
verſtummt. Unwillkürlich, wie auf Verabredung,
richteten ſich aller Augen auf ſie. Was wollten
dieſe Augen nur von ihr —? Was zwang die
Leute da, ſo plötzlich ihre vorher doch recht laute,
auffallend laute Unterhaltung abzubrechen —? Hatte
man Hedwigs letzte, mit unwillkürlich geſteigerter
Stimme geſprochenen Worte verſtanden — dieſe
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/84>, abgerufen am 24.11.2024.
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