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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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Nebenzimmer getreten und hatte eine Schachtel
amerikanischer Cigaretten auf den Tisch gestellt.

"Versuchen Sie es doch auch einmal, Fräulein
Irmer --!" forderte er halb im Scherz, halb im
Ernste auf. "Die Damen rauchen heute alle ...
Es ist so fashionable ..."

"Ich danke, Herr Quöck --"

Lydia saß im Fauteuil und spie ganz respectable,
weißgelbe Rauchwolken durch die Lippen. Sie
hüstelte ein Wenig.

"Wir spielen natürlich Scat, Lydia. Der Doctor
ist nämlich auch ein leidenschaftlicher Scatverehrer,
wie er neulich versichert hat --"

"So --?"

Lydias und Hedwigs Augen fanden sich wieder
einmal.

Aus dem Nebenzimmer klang gedämpftes Sprechen.
So leise die Unterhaltung geführt wurde -- man
hörte doch immer den gereizt-markirten Ton heraus.

Hedwig hatte in einem Album geblättert. Jetzt
sah sie auf und horchte gespannt hinüber.

Lydia erschien sehr gleichgültig. Sie blies eine
dicke, weißgelbe Dampfwolke nach der anderen vor
sich hin. Im Zimmer machte sich schon das Cigaretten-
Parfüm deutlich riechbar. Es war Frau Lange
entschieden sehr behaglich zu Muthe.

Herr Quöck war nach dem Salon hinüberge-
gangen. Er arrangirte den Scattisch. Frau Möbius
hatte sich nach der Küche begeben. Oettinger und
Adam waren natürlich gegen einander gerathen.

5*

Nebenzimmer getreten und hatte eine Schachtel
amerikaniſcher Cigaretten auf den Tiſch geſtellt.

„Verſuchen Sie es doch auch einmal, Fräulein
Irmer —!“ forderte er halb im Scherz, halb im
Ernſte auf. „Die Damen rauchen heute alle ...
Es iſt ſo faſhionable ...“

„Ich danke, Herr Quöck —“

Lydia ſaß im Fauteuil und ſpie ganz reſpectable,
weißgelbe Rauchwolken durch die Lippen. Sie
hüſtelte ein Wenig.

„Wir ſpielen natürlich Scat, Lydia. Der Doctor
iſt nämlich auch ein leidenſchaftlicher Scatverehrer,
wie er neulich verſichert hat —“

„So —?“

Lydias und Hedwigs Augen fanden ſich wieder
einmal.

Aus dem Nebenzimmer klang gedämpftes Sprechen.
So leiſe die Unterhaltung geführt wurde — man
hörte doch immer den gereizt-markirten Ton heraus.

Hedwig hatte in einem Album geblättert. Jetzt
ſah ſie auf und horchte geſpannt hinüber.

Lydia erſchien ſehr gleichgültig. Sie blies eine
dicke, weißgelbe Dampfwolke nach der anderen vor
ſich hin. Im Zimmer machte ſich ſchon das Cigaretten-
Parfüm deutlich riechbar. Es war Frau Lange
entſchieden ſehr behaglich zu Muthe.

Herr Quöck war nach dem Salon hinüberge-
gangen. Er arrangirte den Scattiſch. Frau Möbius
hatte ſich nach der Küche begeben. Oettinger und
Adam waren natürlich gegen einander gerathen.

5*
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[67/0075] Nebenzimmer getreten und hatte eine Schachtel amerikaniſcher Cigaretten auf den Tiſch geſtellt. „Verſuchen Sie es doch auch einmal, Fräulein Irmer —!“ forderte er halb im Scherz, halb im Ernſte auf. „Die Damen rauchen heute alle ... Es iſt ſo faſhionable ...“ „Ich danke, Herr Quöck —“ Lydia ſaß im Fauteuil und ſpie ganz reſpectable, weißgelbe Rauchwolken durch die Lippen. Sie hüſtelte ein Wenig. „Wir ſpielen natürlich Scat, Lydia. Der Doctor iſt nämlich auch ein leidenſchaftlicher Scatverehrer, wie er neulich verſichert hat —“ „So —?“ Lydias und Hedwigs Augen fanden ſich wieder einmal. Aus dem Nebenzimmer klang gedämpftes Sprechen. So leiſe die Unterhaltung geführt wurde — man hörte doch immer den gereizt-markirten Ton heraus. Hedwig hatte in einem Album geblättert. Jetzt ſah ſie auf und horchte geſpannt hinüber. Lydia erſchien ſehr gleichgültig. Sie blies eine dicke, weißgelbe Dampfwolke nach der anderen vor ſich hin. Im Zimmer machte ſich ſchon das Cigaretten- Parfüm deutlich riechbar. Es war Frau Lange entſchieden ſehr behaglich zu Muthe. Herr Quöck war nach dem Salon hinüberge- gangen. Er arrangirte den Scattiſch. Frau Möbius hatte ſich nach der Küche begeben. Oettinger und Adam waren natürlich gegen einander gerathen. 5*

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/75>, abgerufen am 09.11.2024.