Herr Quöck hatte wieder einmal an seinem Glase genippt und schnalzte befriedigt mit der Zunge.
"Wissen Sie übrigens schon, lieber Doctor --" hub er jetzt zu Adam Mensch zu sprechen an, "-- daß meine verehrliche Frau Base auch -- auch -- schrift- stellert -- das heißt --"
"Bester Traugott --"
"Ich bin erstaunt, gnädige Frau --," heuchelte Adam --: er wunderte sich doch ein Wenig, daß Herr Quöck manchmal so merkwürdig taktfest im ge- sellschaftlichen Lügenspiel sein konnte.
"Na! So schlimm ist das nicht --" gab Lydia lachend zu -- "schwache Versuche, die --"
"Nette ,schwache Versuche', wenn man gleich 'ne ,moderne Bibel' schreiben will --" flüsterte Herr Quöck mit drolligem Geheimnißvollthun über den Tisch --
"Das ist ja außerordentlich interessant --" ver- sicherte der Herr Referendar --: "eine ,moderne Bibel' --"
"Ja --? finden Sie?" fragte Lydia neckisch- boshaft.
"Auf Ehre, gnädige Frau --!"
"Ich habe einen Gedanken, liebe Cousine --" nahm Herr Quöck wiederum das Wort --
"Und das wäre --? Du hast, wenigstens so weit ich es vorläufig beurtheilen kann, so selten Gedanken, bester Herr Vetter -- daß ich wirklich gespannt bin --"
"Sei doch nicht so ... so eigenthümlich liebens- würdig, Lydia -- höre mich doch erst an -- viel-
Herr Quöck hatte wieder einmal an ſeinem Glaſe genippt und ſchnalzte befriedigt mit der Zunge.
„Wiſſen Sie übrigens ſchon, lieber Doctor —“ hub er jetzt zu Adam Menſch zu ſprechen an, „— daß meine verehrliche Frau Baſe auch — auch — ſchrift- ſtellert — das heißt —“
„Beſter Traugott —“
„Ich bin erſtaunt, gnädige Frau —,“ heuchelte Adam —: er wunderte ſich doch ein Wenig, daß Herr Quöck manchmal ſo merkwürdig taktfeſt im ge- ſellſchaftlichen Lügenſpiel ſein konnte.
„Na! So ſchlimm iſt das nicht —“ gab Lydia lachend zu — „ſchwache Verſuche, die —“
„Nette ‚ſchwache Verſuche‘, wenn man gleich 'ne ‚moderne Bibel‘ ſchreiben will —“ flüſterte Herr Quöck mit drolligem Geheimnißvollthun über den Tiſch —
„Das iſt ja außerordentlich intereſſant —“ ver- ſicherte der Herr Referendar —: „eine ‚moderne Bibel‘ —“
„Ja —? finden Sie?“ fragte Lydia neckiſch- boshaft.
„Auf Ehre, gnädige Frau —!“
„Ich habe einen Gedanken, liebe Couſine —“ nahm Herr Quöck wiederum das Wort —
„Und das wäre —? Du haſt, wenigſtens ſo weit ich es vorläufig beurtheilen kann, ſo ſelten Gedanken, beſter Herr Vetter — daß ich wirklich geſpannt bin —“
„Sei doch nicht ſo ... ſo eigenthümlich liebens- würdig, Lydia — höre mich doch erſt an — viel-
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Herr Quöck hatte wieder einmal an ſeinem
Glaſe genippt und ſchnalzte befriedigt mit der Zunge.
„Wiſſen Sie übrigens ſchon, lieber Doctor —“
hub er jetzt zu Adam Menſch zu ſprechen an, „— daß
meine verehrliche Frau Baſe auch — auch — ſchrift-
ſtellert — das heißt —“
„Beſter Traugott —“
„Ich bin erſtaunt, gnädige Frau —,“ heuchelte
Adam —: er wunderte ſich doch ein Wenig, daß
Herr Quöck manchmal ſo merkwürdig taktfeſt im ge-
ſellſchaftlichen Lügenſpiel ſein konnte.
„Na! So ſchlimm iſt das nicht —“ gab Lydia
lachend zu — „ſchwache Verſuche, die —“
„Nette ‚ſchwache Verſuche‘, wenn man gleich 'ne
‚moderne Bibel‘ ſchreiben will —“ flüſterte Herr
Quöck mit drolligem Geheimnißvollthun über den
Tiſch —
„Das iſt ja außerordentlich intereſſant —“ ver-
ſicherte der Herr Referendar —: „eine ‚moderne
Bibel‘ —“
„Ja —? finden Sie?“ fragte Lydia neckiſch-
boshaft.
„Auf Ehre, gnädige Frau —!“
„Ich habe einen Gedanken, liebe Couſine —“
nahm Herr Quöck wiederum das Wort —
„Und das wäre —? Du haſt, wenigſtens ſo weit
ich es vorläufig beurtheilen kann, ſo ſelten Gedanken,
beſter Herr Vetter — daß ich wirklich geſpannt bin —“
„Sei doch nicht ſo ... ſo eigenthümlich liebens-
würdig, Lydia — höre mich doch erſt an — viel-
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/63>, abgerufen am 28.11.2024.
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