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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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Hedwig hatte sehr kalt, sehr zurückhaltend, bei-
nahe abweisend, gesprochen. Es schien ihr persönlich
gar nichts daran zu liegen, eine Beziehung zwischen
ihrem Vater und Herrn Doctor Mensch herzustellen
oder hergestellt zu sehen.

"Sehr liebenswürdig, mein Fräulein!" dankte
Adam reservirt und wollte sodann fortfahren: "Der
Werth des Lebens --"

Da fiel Frau Lange ein: "Pardon, Herr Doctor,
wenn ich Sie unterbreche -- ich -- ich --"

Frau Lange wußte entschieden nicht recht, was
sie eigentlich von Adam wollte in diesem Augenblick.
Es schien ihr nur unbequem zu sein, ihn und Fräu-
lein Irmer in ein ernsthafteres, längeres Gespräch
kommen zu sehen.

Als Adam die Worte "-- Werth des Lebens --"
über die Lippen gebracht, war Hedwig zusammen-
gefahren. Er wird doch nicht -- -- --

"Ja!" fuhr Frau Lydia fort, "Sie haben, Herr
Doctor --"

"Darf ich Ihnen noch einmal Thee eingießen,
Herr Referendar --?" fragte Frau Möbius an ..

"Wenn ich bitten darf, gnädige Frau -- --."

"Mir auch noch 'n Schluck, liebe Tante, ja --?"
bat Herr Quöck.

"Recht gern, Traugott --"

"Ich mache Ihnen mein Compliment, gnädige
Frau," hub Herr Oettinger an, "-- Ihre Küche
ist vorzüglich! Ich habe selten ein so delikates
Stück Fleisch -- --"

Hedwig hatte ſehr kalt, ſehr zurückhaltend, bei-
nahe abweiſend, geſprochen. Es ſchien ihr perſönlich
gar nichts daran zu liegen, eine Beziehung zwiſchen
ihrem Vater und Herrn Doctor Menſch herzuſtellen
oder hergeſtellt zu ſehen.

„Sehr liebenswürdig, mein Fräulein!“ dankte
Adam reſervirt und wollte ſodann fortfahren: „Der
Werth des Lebens —“

Da fiel Frau Lange ein: „Pardon, Herr Doctor,
wenn ich Sie unterbreche — ich — ich —“

Frau Lange wußte entſchieden nicht recht, was
ſie eigentlich von Adam wollte in dieſem Augenblick.
Es ſchien ihr nur unbequem zu ſein, ihn und Fräu-
lein Irmer in ein ernſthafteres, längeres Geſpräch
kommen zu ſehen.

Als Adam die Worte „— Werth des Lebens —“
über die Lippen gebracht, war Hedwig zuſammen-
gefahren. Er wird doch nicht — — —

„Ja!“ fuhr Frau Lydia fort, „Sie haben, Herr
Doctor —“

„Darf ich Ihnen noch einmal Thee eingießen,
Herr Referendar —?“ fragte Frau Möbius an ..

„Wenn ich bitten darf, gnädige Frau — —.“

„Mir auch noch 'n Schluck, liebe Tante, ja —?“
bat Herr Quöck.

„Recht gern, Traugott —“

„Ich mache Ihnen mein Compliment, gnädige
Frau,“ hub Herr Oettinger an, „— Ihre Küche
iſt vorzüglich! Ich habe ſelten ein ſo delikates
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[50/0058] Hedwig hatte ſehr kalt, ſehr zurückhaltend, bei- nahe abweiſend, geſprochen. Es ſchien ihr perſönlich gar nichts daran zu liegen, eine Beziehung zwiſchen ihrem Vater und Herrn Doctor Menſch herzuſtellen oder hergeſtellt zu ſehen. „Sehr liebenswürdig, mein Fräulein!“ dankte Adam reſervirt und wollte ſodann fortfahren: „Der Werth des Lebens —“ Da fiel Frau Lange ein: „Pardon, Herr Doctor, wenn ich Sie unterbreche — ich — ich —“ Frau Lange wußte entſchieden nicht recht, was ſie eigentlich von Adam wollte in dieſem Augenblick. Es ſchien ihr nur unbequem zu ſein, ihn und Fräu- lein Irmer in ein ernſthafteres, längeres Geſpräch kommen zu ſehen. Als Adam die Worte „— Werth des Lebens —“ über die Lippen gebracht, war Hedwig zuſammen- gefahren. Er wird doch nicht — — — „Ja!“ fuhr Frau Lydia fort, „Sie haben, Herr Doctor —“ „Darf ich Ihnen noch einmal Thee eingießen, Herr Referendar —?“ fragte Frau Möbius an .. „Wenn ich bitten darf, gnädige Frau — —.“ „Mir auch noch 'n Schluck, liebe Tante, ja —?“ bat Herr Quöck. „Recht gern, Traugott —“ „Ich mache Ihnen mein Compliment, gnädige Frau,“ hub Herr Oettinger an, „— Ihre Küche iſt vorzüglich! Ich habe ſelten ein ſo delikates Stück Fleiſch — —“

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/58>, abgerufen am 28.11.2024.