die "Sünderin" treu geblieben. Nun tickte es ihn aber doch nieder, verhalten war ihm der arge Ge- danke gekommen, er konnte ihn nicht unterdrücken, nicht hinunterschlucken, mit einem matten, ironischen Lächeln begann er: "Du bist wohl eigentlich ge- kommen, Emmy -- -- Du hast wohl gedacht -- -- ja! siehst Du -- dazu bin ich heute nun doch zu schwach -- haha -- ich -- ich -- na! warte nur -- wir holen's nach, mein Liebchen --"
"Aber Adam --! Was fällt Dir ein --!"
"Nu ja! Gestern habe ich Dich doch so quasi 'rausgeschmissen -- und heute kommst Du -- aber es ist doch brav von Dir, Du armes, verrathenes Kind -- brav -- na warte! -- morgen -- morgen -- --"
"Sei still, Adam! Thu' mir den Gefallen! Wir reden morgen davon ... Aber willst Du nicht lieber zu Bett gehen --? Hier kannst Du doch nicht bleiben ... Ja? -- Komm! Ich führe Dich hin- über ... Nachher rücke ich mir 'n Sessel neben Dein Bett und wache bei Dir ... Das ist das Beste -- komm!"
Adam gab nach. Es war ihm auch so gleich- gültig, was mit ihm geschah. Emmy brachte ihn zu Bett. Sie war um ihn herum, wie eine Mutter, die ihr krankes Kind wartet und pflegt und besorgt in sichere Hut birgt. Mit seiner Discretion, mit tactvollster Gewandheit brachte sie den Erschöpften auf sein Lager zur Ruhe. Dann zog sie einen Fauteuil neben sein Bett und setzte sich zu ihm. Leise
die „Sünderin“ treu geblieben. Nun tickte es ihn aber doch nieder, verhalten war ihm der arge Ge- danke gekommen, er konnte ihn nicht unterdrücken, nicht hinunterſchlucken, mit einem matten, ironiſchen Lächeln begann er: „Du biſt wohl eigentlich ge- kommen, Emmy — — Du haſt wohl gedacht — — ja! ſiehſt Du — dazu bin ich heute nun doch zu ſchwach — haha — ich — ich — na! warte nur — wir holen's nach, mein Liebchen —“
„Aber Adam —! Was fällt Dir ein —!“
„Nu ja! Geſtern habe ich Dich doch ſo quasi 'rausgeſchmiſſen — und heute kommſt Du — aber es iſt doch brav von Dir, Du armes, verrathenes Kind — brav — na warte! — morgen — morgen — —“
„Sei ſtill, Adam! Thu' mir den Gefallen! Wir reden morgen davon ... Aber willſt Du nicht lieber zu Bett gehen —? Hier kannſt Du doch nicht bleiben ... Ja? — Komm! Ich führe Dich hin- über ... Nachher rücke ich mir 'n Seſſel neben Dein Bett und wache bei Dir ... Das iſt das Beſte — komm!“
Adam gab nach. Es war ihm auch ſo gleich- gültig, was mit ihm geſchah. Emmy brachte ihn zu Bett. Sie war um ihn herum, wie eine Mutter, die ihr krankes Kind wartet und pflegt und beſorgt in ſichere Hut birgt. Mit ſeiner Discretion, mit tactvollſter Gewandheit brachte ſie den Erſchöpften auf ſein Lager zur Ruhe. Dann zog ſie einen Fauteuil neben ſein Bett und ſetzte ſich zu ihm. Leiſe
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die „Sünderin“ treu geblieben. Nun tickte es ihn
aber doch nieder, verhalten war ihm der arge Ge-
danke gekommen, er konnte ihn nicht unterdrücken,
nicht hinunterſchlucken, mit einem matten, ironiſchen
Lächeln begann er: „Du biſt wohl eigentlich ge-
kommen, Emmy — — Du haſt wohl gedacht — —
ja! ſiehſt Du — dazu bin ich heute nun doch zu
ſchwach — haha — ich — ich — na! warte nur
— wir holen's nach, mein Liebchen —“
„Aber Adam —! Was fällt Dir ein —!“
„Nu ja! Geſtern habe ich Dich doch ſo quasi
'rausgeſchmiſſen — und heute kommſt Du — aber
es iſt doch brav von Dir, Du armes, verrathenes
Kind — brav — na warte! — morgen —
morgen — —“
„Sei ſtill, Adam! Thu' mir den Gefallen! Wir
reden morgen davon ... Aber willſt Du nicht lieber
zu Bett gehen —? Hier kannſt Du doch nicht
bleiben ... Ja? — Komm! Ich führe Dich hin-
über ... Nachher rücke ich mir 'n Seſſel neben
Dein Bett und wache bei Dir ... Das iſt das
Beſte — komm!“
Adam gab nach. Es war ihm auch ſo gleich-
gültig, was mit ihm geſchah. Emmy brachte ihn
zu Bett. Sie war um ihn herum, wie eine Mutter,
die ihr krankes Kind wartet und pflegt und beſorgt
in ſichere Hut birgt. Mit ſeiner Discretion, mit
tactvollſter Gewandheit brachte ſie den Erſchöpften
auf ſein Lager zur Ruhe. Dann zog ſie einen
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/433>, abgerufen am 24.11.2024.
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