-- ab -- so -- lut nischt! Ach! Ist das lang- weilig -- --"
Adam sickerte sich aus, verstummte nun, schob stöhnend die Arme über einander, preßte sie taumelnd gegen die Wand und legte den Kopf darauf, als wäre er müde, todtmüde, als wollte er von all dem elenden, verwirrenden Lebenskram nichts mehr hören und sehen --
Emmy hatte sich gefaßt. Zuerst war sie von einer lähmenden Furcht befallen worden. Die Worte waren ihr im Munde stecken geblieben, sie hatte diese Scene eines unzweifelhaften Irrsinns nicht unter- brechen können. Nun raffte sie sich auf -- wie gut war es doch, daß sie hier war, daß sie ihrem Drange, Adam zu sehen und zu sprechen, ob er sie gestern auch impertinent genug behandelt hatte, doch noch nachgegeben! Sie zuckte zusammen bei dem Ge- danken, wie furchtbar es gewesen wäre, würde Adam heute allein, sich selbst überlassen geblieben sein. Leise trat sie zu ihm hin: "-- Komm, Adam! Sei wieder gut! Du bist krank -- Du hast Fieber -- was geht Dich die dumme Tapete an! Komm! Setz' Dich hierher aufs Sopha -- komm! --neben mich ... Du bist so heiß -- soll ich Dir kalte Umschläge machen --? Du wirst sehen: es wird bald besser werden, wenn Du Dich nur ruhig hältst ... Und siehst Du: ich bleibe bei Dir -- ja --? Willst Du --?"
Sie hatte den Kranken sanft bei den Armen ge- faßt und aufs Sopha gezogen. Müde, ganz ent-
— ab — ſo — lut niſcht! Ach! Iſt das lang- weilig — —“
Adam ſickerte ſich aus, verſtummte nun, ſchob ſtöhnend die Arme über einander, preßte ſie taumelnd gegen die Wand und legte den Kopf darauf, als wäre er müde, todtmüde, als wollte er von all dem elenden, verwirrenden Lebenskram nichts mehr hören und ſehen —
Emmy hatte ſich gefaßt. Zuerſt war ſie von einer lähmenden Furcht befallen worden. Die Worte waren ihr im Munde ſtecken geblieben, ſie hatte dieſe Scene eines unzweifelhaften Irrſinns nicht unter- brechen können. Nun raffte ſie ſich auf — wie gut war es doch, daß ſie hier war, daß ſie ihrem Drange, Adam zu ſehen und zu ſprechen, ob er ſie geſtern auch impertinent genug behandelt hatte, doch noch nachgegeben! Sie zuckte zuſammen bei dem Ge- danken, wie furchtbar es geweſen wäre, würde Adam heute allein, ſich ſelbſt überlaſſen geblieben ſein. Leiſe trat ſie zu ihm hin: „— Komm, Adam! Sei wieder gut! Du biſt krank — Du haſt Fieber — was geht Dich die dumme Tapete an! Komm! Setz' Dich hierher aufs Sopha — komm! —neben mich ... Du biſt ſo heiß — ſoll ich Dir kalte Umſchläge machen —? Du wirſt ſehen: es wird bald beſſer werden, wenn Du Dich nur ruhig hältſt ... Und ſiehſt Du: ich bleibe bei Dir — ja —? Willſt Du —?“
Sie hatte den Kranken ſanft bei den Armen ge- faßt und aufs Sopha gezogen. Müde, ganz ent-
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— ab — ſo — lut niſcht! Ach! Iſt das lang-
weilig — —“
Adam ſickerte ſich aus, verſtummte nun, ſchob
ſtöhnend die Arme über einander, preßte ſie taumelnd
gegen die Wand und legte den Kopf darauf, als
wäre er müde, todtmüde, als wollte er von all dem
elenden, verwirrenden Lebenskram nichts mehr hören
und ſehen —
Emmy hatte ſich gefaßt. Zuerſt war ſie von
einer lähmenden Furcht befallen worden. Die Worte
waren ihr im Munde ſtecken geblieben, ſie hatte dieſe
Scene eines unzweifelhaften Irrſinns nicht unter-
brechen können. Nun raffte ſie ſich auf — wie gut
war es doch, daß ſie hier war, daß ſie ihrem Drange,
Adam zu ſehen und zu ſprechen, ob er ſie geſtern
auch impertinent genug behandelt hatte, doch noch
nachgegeben! Sie zuckte zuſammen bei dem Ge-
danken, wie furchtbar es geweſen wäre, würde Adam
heute allein, ſich ſelbſt überlaſſen geblieben ſein.
Leiſe trat ſie zu ihm hin: „— Komm, Adam! Sei
wieder gut! Du biſt krank — Du haſt Fieber —
was geht Dich die dumme Tapete an! Komm! Setz'
Dich hierher aufs Sopha — komm! —neben
mich ... Du biſt ſo heiß — ſoll ich Dir kalte
Umſchläge machen —? Du wirſt ſehen: es wird
bald beſſer werden, wenn Du Dich nur ruhig hältſt ...
Und ſiehſt Du: ich bleibe bei Dir — ja —? Willſt
Du —?“
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/431>, abgerufen am 24.11.2024.
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