sentia hier .." lallte er jetzt zu Adam hinüber -- "eigentlich bin ick sozusagen von Hause aus, wissen Se, gelernter Klempner, aber Sie müssen doch zu- geben, wenn Unsereener mit Bismarcken oben .. na! wie heeßt nur das Nest .. ja! in Stralsund Theolojie studirt hat -- --"
"Greifswald wollen Sie wohl sagen --" be- merkte Adam lächelnd und nahm sein Käsebrötchen in Empfang, das ihm eben die Kellnerin mit bru- taler Nachlässigkeit hinschob.
"Ein klein Wenig höflicher dürftest Du auch sein, mein Kind -- das könnte wahrhaftig nichts schaden -- --"
Das zur Ordnung gerufene Fräulein warf ihrem Kritiker nur einen finsteren, drohenden Blick zu und setzte sich an den Nebentisch. Sie sagte kein Wort.
"Wat meenen Se? . Greifs .. Greifswald? Mir solls Recht sin .. hähähä .. ick bin ja heute, müssen Se wissen, nur in absentia hier -- und wenn Eener mit Bismarcken Theolojie studirt hat, kann er ooch wohl een kleenet Wörtchen mitreden in de Weltgeschichte, verstehen Se mich! ... Habe ich etwa nicht Recht --? ..."
"Na! und wie haben Sie Recht, mein Bester! Ich bin nämlich auch bloß in absentia hier -- wir sind ja Alle nur in absentia auf der Welt -- --"
"Na! Ick habe doch also Recht!. Sage ick denn det nich --? ."
"Meinetwegen! Aber jetzt lassen Sie mich ge-
sentia hier ..“ lallte er jetzt zu Adam hinüber — „eigentlich bin ick ſozuſagen von Hauſe aus, wiſſen Se, gelernter Klempner, aber Sie müſſen doch zu- geben, wenn Unſereener mit Bismarcken oben .. na! wie heeßt nur das Neſt .. ja! in Stralſund Theolojie ſtudirt hat — —“
„Greifswald wollen Sie wohl ſagen —“ be- merkte Adam lächelnd und nahm ſein Käſebrötchen in Empfang, das ihm eben die Kellnerin mit bru- taler Nachläſſigkeit hinſchob.
„Ein klein Wenig höflicher dürfteſt Du auch ſein, mein Kind — das könnte wahrhaftig nichts ſchaden — —“
Das zur Ordnung gerufene Fräulein warf ihrem Kritiker nur einen finſteren, drohenden Blick zu und ſetzte ſich an den Nebentiſch. Sie ſagte kein Wort.
„Wat meenen Se? . Greifs .. Greifswald? Mir ſolls Recht ſin .. hähähä .. ick bin ja heute, müſſen Se wiſſen, nur in absentia hier — und wenn Eener mit Bismarcken Theolojie ſtudirt hat, kann er ooch wohl een kleenet Wörtchen mitreden in de Weltgeſchichte, verſtehen Se mich! ... Habe ich etwa nicht Recht —? ...“
„Na! und wie haben Sie Recht, mein Beſter! Ich bin nämlich auch bloß in absentia hier — wir ſind ja Alle nur in absentia auf der Welt — —“
„Na! Ick habe doch alſo Recht!. Sage ick denn det nich —? .“
„Meinetwegen! Aber jetzt laſſen Sie mich ge-
<TEI><text><body><divn="1"><p><hirendition="#aq"><pbfacs="#f0406"n="398"/>
sentia</hi> hier ..“ lallte er jetzt zu Adam hinüber —<lb/>„eigentlich bin ick ſozuſagen von Hauſe aus, wiſſen<lb/>
Se, gelernter Klempner, aber Sie müſſen doch zu-<lb/>
geben, wenn Unſereener mit Bismarcken oben ..<lb/>
na! wie heeßt nur das Neſt .. ja! in Stralſund<lb/>
Theolojie ſtudirt hat ——“</p><lb/><p>„Greifswald wollen Sie wohl ſagen —“ be-<lb/>
merkte Adam lächelnd und nahm ſein Käſebrötchen<lb/>
in Empfang, das ihm eben die Kellnerin mit bru-<lb/>
taler Nachläſſigkeit hinſchob.</p><lb/><p>„Ein klein Wenig höflicher dürfteſt Du auch<lb/>ſein, mein Kind — das könnte wahrhaftig nichts<lb/>ſchaden ——“</p><lb/><p>Das zur Ordnung gerufene Fräulein warf ihrem<lb/>
Kritiker nur einen finſteren, drohenden Blick zu und<lb/>ſetzte ſich an den Nebentiſch. Sie ſagte kein Wort.</p><lb/><p>„Wat meenen Se? . Greifs .. Greifswald?<lb/>
Mir ſolls Recht ſin .. hähähä .. ick bin ja heute,<lb/>
müſſen Se wiſſen, nur <hirendition="#aq">in absentia</hi> hier — und wenn<lb/>
Eener mit Bismarcken Theolojie ſtudirt hat, kann<lb/>
er ooch wohl een kleenet Wörtchen mitreden in de<lb/>
Weltgeſchichte, verſtehen Se mich! ... Habe ich etwa<lb/>
nicht Recht —? ...“</p><lb/><p>„Na! und <hirendition="#g">wie</hi> haben Sie Recht, mein Beſter!<lb/>
Ich bin nämlich auch bloß <hirendition="#aq">in absentia</hi> hier —<lb/>
wir ſind ja Alle nur <hirendition="#aq">in absentia</hi> auf der<lb/>
Welt ——“</p><lb/><p>„Na! Ick habe doch alſo Recht!. Sage ick<lb/>
denn det nich —? .“</p><lb/><p>„Meinetwegen! Aber jetzt laſſen Sie mich ge-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[398/0406]
sentia hier ..“ lallte er jetzt zu Adam hinüber —
„eigentlich bin ick ſozuſagen von Hauſe aus, wiſſen
Se, gelernter Klempner, aber Sie müſſen doch zu-
geben, wenn Unſereener mit Bismarcken oben ..
na! wie heeßt nur das Neſt .. ja! in Stralſund
Theolojie ſtudirt hat — —“
„Greifswald wollen Sie wohl ſagen —“ be-
merkte Adam lächelnd und nahm ſein Käſebrötchen
in Empfang, das ihm eben die Kellnerin mit bru-
taler Nachläſſigkeit hinſchob.
„Ein klein Wenig höflicher dürfteſt Du auch
ſein, mein Kind — das könnte wahrhaftig nichts
ſchaden — —“
Das zur Ordnung gerufene Fräulein warf ihrem
Kritiker nur einen finſteren, drohenden Blick zu und
ſetzte ſich an den Nebentiſch. Sie ſagte kein Wort.
„Wat meenen Se? . Greifs .. Greifswald?
Mir ſolls Recht ſin .. hähähä .. ick bin ja heute,
müſſen Se wiſſen, nur in absentia hier — und wenn
Eener mit Bismarcken Theolojie ſtudirt hat, kann
er ooch wohl een kleenet Wörtchen mitreden in de
Weltgeſchichte, verſtehen Se mich! ... Habe ich etwa
nicht Recht —? ...“
„Na! und wie haben Sie Recht, mein Beſter!
Ich bin nämlich auch bloß in absentia hier —
wir ſind ja Alle nur in absentia auf der
Welt — —“
„Na! Ick habe doch alſo Recht!. Sage ick
denn det nich —? .“
„Meinetwegen! Aber jetzt laſſen Sie mich ge-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/406>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.