Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].entgegen. Langsam kam dieser mit den mageren, Adam sagte sich, daß er sich nach diesem Adam suchte absichtlich die prallbrütende Mittags- Schließlich lief er in Cafe Cäsar ein. Er Und nun saß Adam wiederum auf der schreiend entgegen. Langſam kam dieſer mit den mageren, Adam ſagte ſich, daß er ſich nach dieſem Adam ſuchte abſichtlich die prallbrütende Mittags- Schließlich lief er in Café Cäſar ein. Er Und nun ſaß Adam wiederum auf der ſchreiend <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0346" n="338"/> entgegen. Langſam kam dieſer mit den mageren,<lb/> knochigen Fingern ſeiner rechten Hand herbei: einen<lb/> Augenblick lagen die Hände ineinander. Ein zahmer,<lb/> fleiſchloſer Druck. Ueber Irmers dürre, furchige,<lb/> rechte Backe lief flink wie ein Mäuslein eine kleine<lb/> kugelrunde Thräne. — —</p><lb/> <p>Adam ſagte ſich, daß er ſich nach dieſem<lb/> unerquicklichen Speech wohl einen kleinen „Abſchwiff“<lb/> zur Aufbeſſerung ſeiner Stimmung gönnen dürfte.<lb/> Hedwig erwartete ihn zwar. Aber was verſchlug's!<lb/> Ob ihr eine Viertelſtunde früher oder ſpäter das bitter-<lb/> ſaure Chinin des Reſultats eingelöffelt wurde — das<lb/> war ſchließlich egal. Nein! Jetzt gleich die ganze Ge-<lb/> ſchichte noch einmal von vorn bis hinten durchzukauen<lb/> — das konnte kein Menſch von ihm verlangen ... das<lb/> war entſchieden grauſamer, als neben einem Laſtwagen<lb/> hergehen müſſen, der mit ſchmunzelnder Behaglichkeit<lb/> über holpriges Pflaſter durch eine ſtille Straße knarrt ..</p><lb/> <p>Adam ſuchte abſichtlich die prallbrütende Mittags-<lb/> ſonne auf. Ach! Dieſe Glut war ſo wohlthuend!<lb/> So ganz, ſo maſſiv, ſo angenehm prickelnd und discret<lb/> durchbratend dabei! Der Herr Doctor hatte ſein<lb/> nervöſes Fröſteln immer noch nicht ganz überwunden.</p><lb/> <p>Schließlich lief er in Caf<hi rendition="#aq">é</hi> Cäſar ein. Er<lb/> ließ ſich eine Flaſche Sodawaſſer und einen kleinen<lb/> Cognac bringen und vertiefte ſich in das leckere<lb/> Literaturgetändel des Gil Blas. —</p><lb/> <p>Und nun ſaß Adam wiederum auf der ſchreiend<lb/> rothen Damaſtcauſeuſe neben ſeiner Hedwig und ſpielte<lb/> mit den ſchlanken, weißen Fingern ihrer linken Hand.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [338/0346]
entgegen. Langſam kam dieſer mit den mageren,
knochigen Fingern ſeiner rechten Hand herbei: einen
Augenblick lagen die Hände ineinander. Ein zahmer,
fleiſchloſer Druck. Ueber Irmers dürre, furchige,
rechte Backe lief flink wie ein Mäuslein eine kleine
kugelrunde Thräne. — —
Adam ſagte ſich, daß er ſich nach dieſem
unerquicklichen Speech wohl einen kleinen „Abſchwiff“
zur Aufbeſſerung ſeiner Stimmung gönnen dürfte.
Hedwig erwartete ihn zwar. Aber was verſchlug's!
Ob ihr eine Viertelſtunde früher oder ſpäter das bitter-
ſaure Chinin des Reſultats eingelöffelt wurde — das
war ſchließlich egal. Nein! Jetzt gleich die ganze Ge-
ſchichte noch einmal von vorn bis hinten durchzukauen
— das konnte kein Menſch von ihm verlangen ... das
war entſchieden grauſamer, als neben einem Laſtwagen
hergehen müſſen, der mit ſchmunzelnder Behaglichkeit
über holpriges Pflaſter durch eine ſtille Straße knarrt ..
Adam ſuchte abſichtlich die prallbrütende Mittags-
ſonne auf. Ach! Dieſe Glut war ſo wohlthuend!
So ganz, ſo maſſiv, ſo angenehm prickelnd und discret
durchbratend dabei! Der Herr Doctor hatte ſein
nervöſes Fröſteln immer noch nicht ganz überwunden.
Schließlich lief er in Café Cäſar ein. Er
ließ ſich eine Flaſche Sodawaſſer und einen kleinen
Cognac bringen und vertiefte ſich in das leckere
Literaturgetändel des Gil Blas. —
Und nun ſaß Adam wiederum auf der ſchreiend
rothen Damaſtcauſeuſe neben ſeiner Hedwig und ſpielte
mit den ſchlanken, weißen Fingern ihrer linken Hand.
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