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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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"So? Gute Nacht, Emmy! Und im Uebrigen,
Herr Referendar -- thun Sie, was Sie nicht lassen
können! Ich stehe Ihnen zur Verfügung --"

"Nun! Das Weitere wird sich morgen finden --"

"Adieu --"

Emmy konnte sich doch nicht enthalten, ein zag-
haft geflüstertes "Adieu!" zu antworten.

"Mein Herr! Pardon! --" Herr von Boden-
burg eilte Adam nach. Der wandte sich um.

"Darf ich Sie um Angabe Ihrer Wohnung
bitten? -- ich weiß nicht mehr genau --"

"Hier ist meine Karte -- meine Wohnung steht
dabei -- bitte! ."

"Danke verbindlichst --!"

Die Herren verneigten sich und gingen aus-
einander.

"Verzeih, mein Lieb -- eine kleine, humoristische
Scene! Hat natürlich weiter nichts auf sich ..."

Hedwig war durch die Spannung, mit welcher
sie trotz alledem unwillkürlich den Vorgang beobachtet,
der sich soeben zwischen Adam und dem fremden
Herrn abgespielt -- und durch den mit nervöser
Hastigkeit genossenen Wein bedeutend aufgelockert.
Das Paradoxe, Bizarre ihrer Lage war ihr erst
eigentlich jetzt zum Bewußtsein gekommen. Und
fast reizte sie schon das Abenteuerliche daran und
dünkte sie ausnehmend pikant. Sie gewann dem,
was so neu, so außerordentlich war, schon Geschmack ab.
Es fiel zu sehr aus dem Zusammenhange ihres bis-
herigen Lebens heraus. Und zugleich wuchs in ihr

„So? Gute Nacht, Emmy! Und im Uebrigen,
Herr Referendar — thun Sie, was Sie nicht laſſen
können! Ich ſtehe Ihnen zur Verfügung —“

„Nun! Das Weitere wird ſich morgen finden —“

„Adieu —“

Emmy konnte ſich doch nicht enthalten, ein zag-
haft geflüſtertes „Adieu!“ zu antworten.

„Mein Herr! Pardon! —“ Herr von Boden-
burg eilte Adam nach. Der wandte ſich um.

„Darf ich Sie um Angabe Ihrer Wohnung
bitten? — ich weiß nicht mehr genau —“

„Hier iſt meine Karte — meine Wohnung ſteht
dabei — bitte! .“

„Danke verbindlichſt —!“

Die Herren verneigten ſich und gingen aus-
einander.

„Verzeih, mein Lieb — eine kleine, humoriſtiſche
Scene! Hat natürlich weiter nichts auf ſich ...“

Hedwig war durch die Spannung, mit welcher
ſie trotz alledem unwillkürlich den Vorgang beobachtet,
der ſich ſoeben zwiſchen Adam und dem fremden
Herrn abgeſpielt — und durch den mit nervöſer
Haſtigkeit genoſſenen Wein bedeutend aufgelockert.
Das Paradoxe, Bizarre ihrer Lage war ihr erſt
eigentlich jetzt zum Bewußtſein gekommen. Und
faſt reizte ſie ſchon das Abenteuerliche daran und
dünkte ſie ausnehmend pikant. Sie gewann dem,
was ſo neu, ſo außerordentlich war, ſchon Geſchmack ab.
Es fiel zu ſehr aus dem Zuſammenhange ihres bis-
herigen Lebens heraus. Und zugleich wuchs in ihr

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[282/0290] „So? Gute Nacht, Emmy! Und im Uebrigen, Herr Referendar — thun Sie, was Sie nicht laſſen können! Ich ſtehe Ihnen zur Verfügung —“ „Nun! Das Weitere wird ſich morgen finden —“ „Adieu —“ Emmy konnte ſich doch nicht enthalten, ein zag- haft geflüſtertes „Adieu!“ zu antworten. „Mein Herr! Pardon! —“ Herr von Boden- burg eilte Adam nach. Der wandte ſich um. „Darf ich Sie um Angabe Ihrer Wohnung bitten? — ich weiß nicht mehr genau —“ „Hier iſt meine Karte — meine Wohnung ſteht dabei — bitte! .“ „Danke verbindlichſt —!“ Die Herren verneigten ſich und gingen aus- einander. „Verzeih, mein Lieb — eine kleine, humoriſtiſche Scene! Hat natürlich weiter nichts auf ſich ...“ Hedwig war durch die Spannung, mit welcher ſie trotz alledem unwillkürlich den Vorgang beobachtet, der ſich ſoeben zwiſchen Adam und dem fremden Herrn abgeſpielt — und durch den mit nervöſer Haſtigkeit genoſſenen Wein bedeutend aufgelockert. Das Paradoxe, Bizarre ihrer Lage war ihr erſt eigentlich jetzt zum Bewußtſein gekommen. Und faſt reizte ſie ſchon das Abenteuerliche daran und dünkte ſie ausnehmend pikant. Sie gewann dem, was ſo neu, ſo außerordentlich war, ſchon Geſchmack ab. Es fiel zu ſehr aus dem Zuſammenhange ihres bis- herigen Lebens heraus. Und zugleich wuchs in ihr

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/290>, abgerufen am 24.11.2024.