Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].Adam küßte sein Weib und drückte es fest an Es blitzte wieder. Nach einer kleinen Weile "Und wenn der Wirth nun schon zu hat --?" "Das wäre eine feudale Frechheit von dem "Ach Gott! Wenn das Wetter nur nicht zu "Ich verstehe Dich, Hedwig --" erwiderte Adam Adam küßte ſein Weib und drückte es feſt an Es blitzte wieder. Nach einer kleinen Weile „Und wenn der Wirth nun ſchon zu hat —?“ „Das wäre eine feudale Frechheit von dem „Ach Gott! Wenn das Wetter nur nicht zu „Ich verſtehe Dich, Hedwig —“ erwiderte Adam <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0277" n="269"/> <p>Adam küßte ſein Weib und drückte es feſt an<lb/> ſich. Die edelſten, redlichſten Vorſätze, Abſichten,<lb/> Gewißheiten und Hoffnungen erfüllten zu dieſer Friſt<lb/> ſeine Bruſt. —</p><lb/> <p>Es blitzte wieder. Nach einer kleinen Weile<lb/> rollte ein ſchwacher Donner nach. Heftiger kam der<lb/> Wind angeblaſen. Die erſten Tropfen fielen. Die<lb/> beiden Wandrer beſchleunigten ihre Wanderung.</p><lb/> <p>„Und wenn der Wirth nun ſchon zu hat —?“<lb/> fragte Hedwig ängſtlich.</p><lb/> <p>„Das wäre eine feudale Frechheit von dem<lb/> Menſchen —“ diktirte Adam ärgerlich — „aber ich<lb/> glaube nicht — — wir ſind übrigens gleich da.<lb/> Triumph! Es iſt noch Licht — dort! kurz vor<lb/> der nächſten Ecke die große, weiße Lichttraube —<lb/> ſiehſt Du: die Welt iſt noch gar nicht ſo herunter-<lb/> gekommen, wie es oft den Anſchein hat! Auch mit<lb/> den Objekten läßt ſich noch reden! Es wäre wahr-<lb/> haftig fatal geweſen, nach einem Caf<hi rendition="#aq">é</hi> zurückrennen<lb/> zu müſſen — denn von einem Droſchkengaul iſt na-<lb/> türlich wieder 'mal kein Ohrzipfel zu vernehmen. —“</p><lb/> <p>„Ach Gott! Wenn das Wetter nur nicht zu<lb/> arg würde — Papa wird ſchon längſt aufgewacht<lb/> ſein und nach mir rufen. Adam — bitte, lieber<lb/> Adam, bring' mich wieder nach Hauſe! Wenn<lb/> Papa — ich habe ihn ſchon einmal — ich kann ihm<lb/> nie wieder vor die Augen kommen — — o Gott!<lb/> es iſt zu entſetzlich! Mein armer, alter Vater —!“</p><lb/> <p>„Ich verſtehe Dich, Hedwig —“ erwiderte Adam<lb/> ernſt — „aber — zur Umkehr iſt es jetzt wirklich zu<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [269/0277]
Adam küßte ſein Weib und drückte es feſt an
ſich. Die edelſten, redlichſten Vorſätze, Abſichten,
Gewißheiten und Hoffnungen erfüllten zu dieſer Friſt
ſeine Bruſt. —
Es blitzte wieder. Nach einer kleinen Weile
rollte ein ſchwacher Donner nach. Heftiger kam der
Wind angeblaſen. Die erſten Tropfen fielen. Die
beiden Wandrer beſchleunigten ihre Wanderung.
„Und wenn der Wirth nun ſchon zu hat —?“
fragte Hedwig ängſtlich.
„Das wäre eine feudale Frechheit von dem
Menſchen —“ diktirte Adam ärgerlich — „aber ich
glaube nicht — — wir ſind übrigens gleich da.
Triumph! Es iſt noch Licht — dort! kurz vor
der nächſten Ecke die große, weiße Lichttraube —
ſiehſt Du: die Welt iſt noch gar nicht ſo herunter-
gekommen, wie es oft den Anſchein hat! Auch mit
den Objekten läßt ſich noch reden! Es wäre wahr-
haftig fatal geweſen, nach einem Café zurückrennen
zu müſſen — denn von einem Droſchkengaul iſt na-
türlich wieder 'mal kein Ohrzipfel zu vernehmen. —“
„Ach Gott! Wenn das Wetter nur nicht zu
arg würde — Papa wird ſchon längſt aufgewacht
ſein und nach mir rufen. Adam — bitte, lieber
Adam, bring' mich wieder nach Hauſe! Wenn
Papa — ich habe ihn ſchon einmal — ich kann ihm
nie wieder vor die Augen kommen — — o Gott!
es iſt zu entſetzlich! Mein armer, alter Vater —!“
„Ich verſtehe Dich, Hedwig —“ erwiderte Adam
ernſt — „aber — zur Umkehr iſt es jetzt wirklich zu
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