braves Töchterlein bei Nacht und Nebel auf und da- von gegangen ist -- --"
"Aber Adam! --"
"Verzeih', mein Lieb! Teuflisch, daß ich Dir damit komme -- ich, der -- -- aber ach! es ist mein Verhängniß, das zu martern und zu quälen, was ich liebe! Und je mehr ich so ein menschliches Wesen liebe, desto mehr muß ich es peinigen. Schreck- lich, aber wahr? Diese schöne Eigenschaft haben mir alle Weiber --"
",Weiber'! Adam! -- ,Weiber'! --"
"Nun ja! ,Weiber'! Oder beleidigt Dich das Wort --?"
"Es klingt so häßlich --"
"Häßlich? Finde ich nicht im Geringsten! Mir klingt es sehr voll, dick, rund, massiv -- zudem recht deutsch --"
"Was wolltest Du vorhin sagen --?"
"Nun ja! . also: meinen Hang, mich zeitweilig ein Wenig a la monsieur diable aufzuspielen, haben mir bis jetzt alle ... meinetwegen also .. wie Du willst: alle Damen, mit denen ich in den Läuften der Zeit enger .. intimer verkehrt habe, zum Vorwurf gemacht -- und doch hat sich die ganze Gesellschaft mit der größten Bereitwilligkeit von mir ärgern lassen -- ich sage Dir: Stunden- -- Tage- -- Wochenlang ärgern lassen --"
"Du hast wohl schon viel Damenverkehr gehabt?"
"Aha! Köstlich, Hedwig, daß Du Dir die Frage doch nicht verkneifen kannst! Ich habe sie längst
braves Töchterlein bei Nacht und Nebel auf und da- von gegangen iſt — —“
„Aber Adam! —“
„Verzeih', mein Lieb! Teufliſch, daß ich Dir damit komme — ich, der — — aber ach! es iſt mein Verhängniß, das zu martern und zu quälen, was ich liebe! Und je mehr ich ſo ein menſchliches Weſen liebe, deſto mehr muß ich es peinigen. Schreck- lich, aber wahr? Dieſe ſchöne Eigenſchaft haben mir alle Weiber —“
„‚Weiber‘! Adam! — ‚Weiber‘! —“
„Nun ja! ‚Weiber‘! Oder beleidigt Dich das Wort —?“
„Es klingt ſo häßlich —“
„Häßlich? Finde ich nicht im Geringſten! Mir klingt es ſehr voll, dick, rund, maſſiv — zudem recht deutſch —“
„Was wollteſt Du vorhin ſagen —?“
„Nun ja! . alſo: meinen Hang, mich zeitweilig ein Wenig à la monsieur diable aufzuſpielen, haben mir bis jetzt alle ... meinetwegen alſo .. wie Du willſt: alle Damen, mit denen ich in den Läuften der Zeit enger .. intimer verkehrt habe, zum Vorwurf gemacht — und doch hat ſich die ganze Geſellſchaft mit der größten Bereitwilligkeit von mir ärgern laſſen — ich ſage Dir: Stunden- — Tage- — Wochenlang ärgern laſſen —“
„Du haſt wohl ſchon viel Damenverkehr gehabt?“
„Aha! Köſtlich, Hedwig, daß Du Dir die Frage doch nicht verkneifen kannſt! Ich habe ſie längſt
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braves Töchterlein bei Nacht und Nebel auf und da-
von gegangen iſt — —“
„Aber Adam! —“
„Verzeih', mein Lieb! Teufliſch, daß ich Dir
damit komme — ich, der — — aber ach! es iſt mein
Verhängniß, das zu martern und zu quälen, was
ich liebe! Und je mehr ich ſo ein menſchliches
Weſen liebe, deſto mehr muß ich es peinigen. Schreck-
lich, aber wahr? Dieſe ſchöne Eigenſchaft haben mir
alle Weiber —“
„‚Weiber‘! Adam! — ‚Weiber‘! —“
„Nun ja! ‚Weiber‘! Oder beleidigt Dich das
Wort —?“
„Es klingt ſo häßlich —“
„Häßlich? Finde ich nicht im Geringſten! Mir
klingt es ſehr voll, dick, rund, maſſiv — zudem
recht deutſch —“
„Was wollteſt Du vorhin ſagen —?“
„Nun ja! . alſo: meinen Hang, mich zeitweilig
ein Wenig à la monsieur diable aufzuſpielen, haben
mir bis jetzt alle ... meinetwegen alſo .. wie Du
willſt: alle Damen, mit denen ich in den Läuften
der Zeit enger .. intimer verkehrt habe, zum Vorwurf
gemacht — und doch hat ſich die ganze Geſellſchaft
mit der größten Bereitwilligkeit von mir ärgern
laſſen — ich ſage Dir: Stunden- — Tage- —
Wochenlang ärgern laſſen —“
„Du haſt wohl ſchon viel Damenverkehr gehabt?“
„Aha! Köſtlich, Hedwig, daß Du Dir die Frage
doch nicht verkneifen kannſt! Ich habe ſie längſt
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/268>, abgerufen am 25.11.2024.
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