Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

Bild:
<< vorherige Seite

die Dame meines Herzens ist in Zukunft nicht
mehr so spröde, wie sie es einmal gewesen! ... Aber
-- in Diesem und Jenem -- in Diesem und Jenem --
exempla sind wieder einmal odiosa --: da lernst Du
noch ein Wenig freier und selbstständiger denken --
gelt, Kind? Du thust mir den Gefallen -- ja?
Grüß Deinen Vater herzlich von mir! Und laß
mich nur machen! Ich werde schon einen einiger-
maßen annehmbaren modus vivendi für uns finden.
Es geht Alles, wenn man nur ernstlich will. Sind
wir erst einmal ... einmal ver -- --"

"Ach! belüge Dich doch nicht so absichtlich,
Adam -- das kann ja nicht sein --"

",Belügen' -- der Ausdruck ist etwas ... etwas
stark, Hedwig --"

"Verzeih', Adam! Aber ich habe Dich ja so
unsäglich lieb! Du bist ja in all' diesem Elend --
in all' dieser entsetzlichen Noth mein einziger Halt
-- meine einzige Hoffnung! Ich ertrage es nicht,
Dich zu verlieren -- ich ertrage es nicht! Wenn
Du mich verließest, Adam -- mich verließest -- --
ich -- ich -- -- o Gott! -- und doch ganz klar
voraussehen müssen, daß Du es thun wirst -- --
daß Du es thun wirst, Adam -- daß es doch so
kommen wird -- das ist zu viel -- das geht über
meine Kraft! Adam! Adam! oh! wie das in mir
wühlt und zerrt und sticht! -- -- Ich -- ich er-
sticke -- Adam! -- Und wenn es mein Unglück
ist -- --: ich kann dieses Leben nicht mehr er-
tragen -- ich will dieses Leben nicht mehr er-

die Dame meines Herzens iſt in Zukunft nicht
mehr ſo ſpröde, wie ſie es einmal geweſen! ... Aber
— in Dieſem und Jenem — in Dieſem und Jenem —
exempla ſind wieder einmal odiosa —: da lernſt Du
noch ein Wenig freier und ſelbſtſtändiger denken —
gelt, Kind? Du thuſt mir den Gefallen — ja?
Grüß Deinen Vater herzlich von mir! Und laß
mich nur machen! Ich werde ſchon einen einiger-
maßen annehmbaren modus vivendi für uns finden.
Es geht Alles, wenn man nur ernſtlich will. Sind
wir erſt einmal ... einmal ver — —“

„Ach! belüge Dich doch nicht ſo abſichtlich,
Adam — das kann ja nicht ſein —“

„‚Belügen‘ — der Ausdruck iſt etwas ... etwas
ſtark, Hedwig —“

„Verzeih', Adam! Aber ich habe Dich ja ſo
unſäglich lieb! Du biſt ja in all' dieſem Elend —
in all' dieſer entſetzlichen Noth mein einziger Halt
— meine einzige Hoffnung! Ich ertrage es nicht,
Dich zu verlieren — ich ertrage es nicht! Wenn
Du mich verließeſt, Adam — mich verließeſt — —
ich — ich — — o Gott! — und doch ganz klar
vorausſehen müſſen, daß Du es thun wirſt — —
daß Du es thun wirſt, Adam — daß es doch ſo
kommen wird — das iſt zu viel — das geht über
meine Kraft! Adam! Adam! oh! wie das in mir
wühlt und zerrt und ſticht! — — Ich — ich er-
ſticke — Adam! — Und wenn es mein Unglück
iſt — —: ich kann dieſes Leben nicht mehr er-
tragen — ich will dieſes Leben nicht mehr er-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0262" n="254"/>
die Dame meines Herzens i&#x017F;t in Zukunft nicht<lb/>
mehr &#x017F;o &#x017F;pröde, wie &#x017F;ie es einmal gewe&#x017F;en! ... Aber<lb/>
&#x2014; in Die&#x017F;em und Jenem &#x2014; in Die&#x017F;em und Jenem &#x2014;<lb/><hi rendition="#aq">exempla</hi> &#x017F;ind wieder einmal <hi rendition="#aq">odiosa</hi> &#x2014;: da lern&#x017F;t Du<lb/>
noch ein Wenig freier und &#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;tändiger denken &#x2014;<lb/>
gelt, Kind? Du thu&#x017F;t mir den Gefallen &#x2014; ja?<lb/>
Grüß Deinen Vater herzlich von mir! Und laß<lb/>
mich nur machen! Ich werde &#x017F;chon einen einiger-<lb/>
maßen annehmbaren <hi rendition="#aq">modus vivendi</hi> für uns finden.<lb/>
Es geht Alles, wenn man nur ern&#x017F;tlich will. Sind<lb/>
wir er&#x017F;t einmal ... einmal ver &#x2014; &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ach! belüge Dich doch nicht &#x017F;o ab&#x017F;ichtlich,<lb/>
Adam &#x2014; das kann ja nicht &#x017F;ein &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;&#x201A;Belügen&#x2018; &#x2014; der Ausdruck i&#x017F;t etwas ... etwas<lb/>
&#x017F;tark, Hedwig &#x2014;&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Verzeih', Adam! Aber ich habe Dich ja &#x017F;o<lb/>
un&#x017F;äglich lieb! Du bi&#x017F;t ja in all' die&#x017F;em Elend &#x2014;<lb/>
in all' die&#x017F;er ent&#x017F;etzlichen Noth mein einziger Halt<lb/>
&#x2014; meine einzige Hoffnung! Ich ertrage es nicht,<lb/>
Dich zu verlieren &#x2014; ich ertrage es nicht! Wenn<lb/>
Du mich verließe&#x017F;t, Adam &#x2014; mich verließe&#x017F;t &#x2014; &#x2014;<lb/>
ich &#x2014; ich &#x2014; &#x2014; o Gott! &#x2014; und doch ganz klar<lb/>
voraus&#x017F;ehen mü&#x017F;&#x017F;en, daß Du es thun wir&#x017F;t &#x2014; &#x2014;<lb/>
daß Du es thun wir&#x017F;t, Adam &#x2014; daß es doch &#x017F;o<lb/>
kommen wird &#x2014; das i&#x017F;t zu viel &#x2014; das geht über<lb/>
meine Kraft! Adam! Adam! oh! wie das in mir<lb/>
wühlt und zerrt und &#x017F;ticht! &#x2014; &#x2014; Ich &#x2014; ich er-<lb/>
&#x017F;ticke &#x2014; Adam! &#x2014; Und wenn es mein Unglück<lb/>
i&#x017F;t &#x2014; &#x2014;: ich <hi rendition="#g">kann</hi> die&#x017F;es Leben nicht mehr er-<lb/>
tragen &#x2014; ich <hi rendition="#g">will</hi> die&#x017F;es Leben nicht mehr er-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[254/0262] die Dame meines Herzens iſt in Zukunft nicht mehr ſo ſpröde, wie ſie es einmal geweſen! ... Aber — in Dieſem und Jenem — in Dieſem und Jenem — exempla ſind wieder einmal odiosa —: da lernſt Du noch ein Wenig freier und ſelbſtſtändiger denken — gelt, Kind? Du thuſt mir den Gefallen — ja? Grüß Deinen Vater herzlich von mir! Und laß mich nur machen! Ich werde ſchon einen einiger- maßen annehmbaren modus vivendi für uns finden. Es geht Alles, wenn man nur ernſtlich will. Sind wir erſt einmal ... einmal ver — —“ „Ach! belüge Dich doch nicht ſo abſichtlich, Adam — das kann ja nicht ſein —“ „‚Belügen‘ — der Ausdruck iſt etwas ... etwas ſtark, Hedwig —“ „Verzeih', Adam! Aber ich habe Dich ja ſo unſäglich lieb! Du biſt ja in all' dieſem Elend — in all' dieſer entſetzlichen Noth mein einziger Halt — meine einzige Hoffnung! Ich ertrage es nicht, Dich zu verlieren — ich ertrage es nicht! Wenn Du mich verließeſt, Adam — mich verließeſt — — ich — ich — — o Gott! — und doch ganz klar vorausſehen müſſen, daß Du es thun wirſt — — daß Du es thun wirſt, Adam — daß es doch ſo kommen wird — das iſt zu viel — das geht über meine Kraft! Adam! Adam! oh! wie das in mir wühlt und zerrt und ſticht! — — Ich — ich er- ſticke — Adam! — Und wenn es mein Unglück iſt — —: ich kann dieſes Leben nicht mehr er- tragen — ich will dieſes Leben nicht mehr er-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/262
Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/262>, abgerufen am 28.11.2024.