womöglich erst mitten in der Nacht nach Hause käme -- nein! nein! -- es war doch nicht möglich --
"Nun? Also --?"
"Adam! Bitte -- laß mich hier! Thue es mir zur Liebe -- ja? Ich wollte ja gern -- aber es geht wirklich nicht! Ich riskire zu viel --"
"So? Du riskirst zu viel? Hm! Und das sagt ein Weib, das eine ... das eine -- ,Ver' -- na! ich hätte beinah' was gesagt -- verzeih' meine Derbheit, Hedwig! Aber mir liegt eben viel daran -- sehr viel sogar, daß ich noch eine kleine Weile mit Dir zusammen sein darf, mein Lieb! Wir haben uns eben erst gefunden -- und sollen nun schon wieder auseinandergehen! Das ist doch hart -- nicht wahr --? sehr hart! Laß Dich doch endlich erweichen, Kind! Soll ich Dich fußfällig bitten? Mein Stolz verböte es mir eigentlich -- doch -- wenn Du es durchaus willst -- --"
"Laß die Komödie, Adam! ... Aber sage mir noch Eins: wenn ich nicht mitginge -- was thätest Du dann --?"
"Aha! ... die Frage ist nicht übel ... Schon der conditionale Conjunctiv Imperfecti! ... ,Wenn ich nicht mitginge --' Na! das ist ja quasi ge- wonnen Spiel! ... Uebrigens -- wenn Du nicht mitgingst, Kind -- ja! ... dann müßte ich wohl allein gehen. Eins plus Null bleibt Eins, nach Adam Riese. Aber Du könntest Dich doch wirk- lich 'mal dazu bequemen, Hedwig, mehr als eine -- Null zu sein ... Willst Du --?"
womöglich erſt mitten in der Nacht nach Hauſe käme — nein! nein! — es war doch nicht möglich —
„Nun? Alſo —?“
„Adam! Bitte — laß mich hier! Thue es mir zur Liebe — ja? Ich wollte ja gern — aber es geht wirklich nicht! Ich riskire zu viel —“
„So? Du riskirſt zu viel? Hm! Und das ſagt ein Weib, das eine ... das eine — ‚Ver‘ — na! ich hätte beinah' was geſagt — verzeih' meine Derbheit, Hedwig! Aber mir liegt eben viel daran — ſehr viel ſogar, daß ich noch eine kleine Weile mit Dir zuſammen ſein darf, mein Lieb! Wir haben uns eben erſt gefunden — und ſollen nun ſchon wieder auseinandergehen! Das iſt doch hart — nicht wahr —? ſehr hart! Laß Dich doch endlich erweichen, Kind! Soll ich Dich fußfällig bitten? Mein Stolz verböte es mir eigentlich — doch — wenn Du es durchaus willſt — —“
„Laß die Komödie, Adam! ... Aber ſage mir noch Eins: wenn ich nicht mitginge — was thäteſt Du dann —?“
„Aha! ... die Frage iſt nicht übel ... Schon der conditionale Conjunctiv Imperfecti! ... ‚Wenn ich nicht mitginge —‘ Na! das iſt ja quasi ge- wonnen Spiel! ... Uebrigens — wenn Du nicht mitgingſt, Kind — ja! ... dann müßte ich wohl allein gehen. Eins plus Null bleibt Eins, nach Adam Rieſe. Aber Du könnteſt Dich doch wirk- lich 'mal dazu bequemen, Hedwig, mehr als eine — Null zu ſein ... Willſt Du —?“
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0260"n="252"/>
womöglich erſt mitten in der Nacht nach Hauſe<lb/>
käme — nein! nein! — es war doch nicht möglich —</p><lb/><p>„Nun? Alſo —?“</p><lb/><p>„Adam! Bitte — laß mich hier! Thue es<lb/>
mir zur Liebe — ja? Ich wollte ja gern — aber<lb/>
es geht wirklich nicht! Ich riskire zu viel —“</p><lb/><p>„So? Du riskirſt zu viel? Hm! Und das<lb/>ſagt ein Weib, das eine ... das eine —‚Ver‘—<lb/>
na! ich hätte beinah' was geſagt — verzeih' meine<lb/>
Derbheit, Hedwig! Aber mir liegt eben viel daran<lb/>—ſehr viel ſogar, daß ich noch eine kleine Weile mit<lb/>
Dir zuſammen ſein darf, mein Lieb! Wir haben<lb/>
uns eben erſt gefunden — und ſollen nun ſchon<lb/>
wieder auseinandergehen! Das iſt doch hart —<lb/>
nicht wahr —? ſehr hart! Laß Dich doch endlich<lb/>
erweichen, Kind! Soll ich Dich fußfällig bitten?<lb/>
Mein Stolz verböte es mir eigentlich — doch —<lb/>
wenn Du es durchaus willſt ——“</p><lb/><p>„Laß die Komödie, Adam! ... Aber ſage mir<lb/>
noch Eins: wenn ich nicht mitginge — was thäteſt<lb/>
Du dann —?“</p><lb/><p>„Aha! ... die Frage iſt nicht übel ... Schon<lb/>
der conditionale Conjunctiv Imperfecti! ... ‚Wenn<lb/>
ich nicht mitginge —‘ Na! das iſt ja <hirendition="#aq">quasi</hi> ge-<lb/>
wonnen Spiel! ... Uebrigens — wenn Du nicht<lb/>
mitgingſt, Kind — ja! ... dann müßte ich wohl<lb/>
allein gehen. Eins plus Null bleibt Eins, nach<lb/>
Adam Rieſe. Aber Du könnteſt Dich doch wirk-<lb/>
lich 'mal dazu bequemen, Hedwig, mehr als eine —<lb/>
Null zu ſein ... Willſt Du —?“</p><lb/></div></body></text></TEI>
[252/0260]
womöglich erſt mitten in der Nacht nach Hauſe
käme — nein! nein! — es war doch nicht möglich —
„Nun? Alſo —?“
„Adam! Bitte — laß mich hier! Thue es
mir zur Liebe — ja? Ich wollte ja gern — aber
es geht wirklich nicht! Ich riskire zu viel —“
„So? Du riskirſt zu viel? Hm! Und das
ſagt ein Weib, das eine ... das eine — ‚Ver‘ —
na! ich hätte beinah' was geſagt — verzeih' meine
Derbheit, Hedwig! Aber mir liegt eben viel daran
— ſehr viel ſogar, daß ich noch eine kleine Weile mit
Dir zuſammen ſein darf, mein Lieb! Wir haben
uns eben erſt gefunden — und ſollen nun ſchon
wieder auseinandergehen! Das iſt doch hart —
nicht wahr —? ſehr hart! Laß Dich doch endlich
erweichen, Kind! Soll ich Dich fußfällig bitten?
Mein Stolz verböte es mir eigentlich — doch —
wenn Du es durchaus willſt — —“
„Laß die Komödie, Adam! ... Aber ſage mir
noch Eins: wenn ich nicht mitginge — was thäteſt
Du dann —?“
„Aha! ... die Frage iſt nicht übel ... Schon
der conditionale Conjunctiv Imperfecti! ... ‚Wenn
ich nicht mitginge —‘ Na! das iſt ja quasi ge-
wonnen Spiel! ... Uebrigens — wenn Du nicht
mitgingſt, Kind — ja! ... dann müßte ich wohl
allein gehen. Eins plus Null bleibt Eins, nach
Adam Rieſe. Aber Du könnteſt Dich doch wirk-
lich 'mal dazu bequemen, Hedwig, mehr als eine —
Null zu ſein ... Willſt Du —?“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/260>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.