ein wüstes, wahnwitziges Hin- und Herirren von Einer zur Anderen ... ein verzehrendes Suchen ohne eigentliche Absicht zu finden -- zu finden, um dann fest- ... festzuhalten. Und doch: hatte er nicht schon tausend Mal die Sünden bereut, die er nicht gethan? Er hatte Gewalt über dieses Weib. Es war in seiner Hand. Und er lechzte nach -- wonach? Nach den sogenannten "Freuden", den "Amusements" der Liebe? Das nun weniger. Jedoch! Er unter- lag. Er mußte nachgeben. Er mußte das an sich reißen, was ihm den Weg kreuzte und sich ihm zu- wandte. Er konnte ja auch gar nichts Gescheiteres thun. Und er nahm dem weinenden Weibe die Hand von den Augen und raunte ihm zu: "Ich habe Dich sehr lieb, Hedwig ... weine nicht! ... Wir ge- hören doch zusammen! Komm!"
"Adam!" sträubte sich Hedwig.
"Hast Du mich denn nicht ein Wenig lieb --?"
Die Worte waren leise, langsam, flehend gesprochen, eine große Traurigkeit und Bekümmerniß verrathend ... und wie eine schwere Enttäuschung zugleich.
Hedwig stand da, den Kopf gesenkt, ihre Hände lagen auf dem Fensterbrett.
Und Adam nahm diese kleinen, mageren, blaß- gelben Hände und zog an ihnen das Weib, das er liebte, an seine Brust. Und er berauschte es mit glühenden, stechenden Küssen. Die Lippen wollten nicht von einander lassen, und es war, als wollten sich die Beiden gegenseitig das Leben aussaugen und auftrinken.
ein wüſtes, wahnwitziges Hin- und Herirren von Einer zur Anderen ... ein verzehrendes Suchen ohne eigentliche Abſicht zu finden — zu finden, um dann feſt- ... feſtzuhalten. Und doch: hatte er nicht ſchon tauſend Mal die Sünden bereut, die er nicht gethan? Er hatte Gewalt über dieſes Weib. Es war in ſeiner Hand. Und er lechzte nach — wonach? Nach den ſogenannten „Freuden“, den „Amuſements“ der Liebe? Das nun weniger. Jedoch! Er unter- lag. Er mußte nachgeben. Er mußte das an ſich reißen, was ihm den Weg kreuzte und ſich ihm zu- wandte. Er konnte ja auch gar nichts Geſcheiteres thun. Und er nahm dem weinenden Weibe die Hand von den Augen und raunte ihm zu: „Ich habe Dich ſehr lieb, Hedwig ... weine nicht! ... Wir ge- hören doch zuſammen! Komm!“
„Adam!“ ſträubte ſich Hedwig.
„Haſt Du mich denn nicht ein Wenig lieb —?“
Die Worte waren leiſe, langſam, flehend geſprochen, eine große Traurigkeit und Bekümmerniß verrathend ... und wie eine ſchwere Enttäuſchung zugleich.
Hedwig ſtand da, den Kopf geſenkt, ihre Hände lagen auf dem Fenſterbrett.
Und Adam nahm dieſe kleinen, mageren, blaß- gelben Hände und zog an ihnen das Weib, das er liebte, an ſeine Bruſt. Und er berauſchte es mit glühenden, ſtechenden Küſſen. Die Lippen wollten nicht von einander laſſen, und es war, als wollten ſich die Beiden gegenſeitig das Leben ausſaugen und auftrinken.
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ein wüſtes, wahnwitziges Hin- und Herirren von
Einer zur Anderen ... ein verzehrendes Suchen
ohne eigentliche Abſicht zu finden — zu finden, um
dann feſt- ... feſtzuhalten. Und doch: hatte er nicht
ſchon tauſend Mal die Sünden bereut, die er nicht
gethan? Er hatte Gewalt über dieſes Weib. Es war
in ſeiner Hand. Und er lechzte nach — wonach?
Nach den ſogenannten „Freuden“, den „Amuſements“
der Liebe? Das nun weniger. Jedoch! Er unter-
lag. Er mußte nachgeben. Er mußte das an ſich
reißen, was ihm den Weg kreuzte und ſich ihm zu-
wandte. Er konnte ja auch gar nichts Geſcheiteres thun.
Und er nahm dem weinenden Weibe die Hand von
den Augen und raunte ihm zu: „Ich habe Dich
ſehr lieb, Hedwig ... weine nicht! ... Wir ge-
hören doch zuſammen! Komm!“
„Adam!“ ſträubte ſich Hedwig.
„Haſt Du mich denn nicht ein Wenig lieb —?“
Die Worte waren leiſe, langſam, flehend geſprochen,
eine große Traurigkeit und Bekümmerniß verrathend
... und wie eine ſchwere Enttäuſchung zugleich.
Hedwig ſtand da, den Kopf geſenkt, ihre Hände
lagen auf dem Fenſterbrett.
Und Adam nahm dieſe kleinen, mageren, blaß-
gelben Hände und zog an ihnen das Weib, das er
liebte, an ſeine Bruſt. Und er berauſchte es mit
glühenden, ſtechenden Küſſen. Die Lippen wollten
nicht von einander laſſen, und es war, als wollten
ſich die Beiden gegenſeitig das Leben ausſaugen
und auftrinken.
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/247>, abgerufen am 25.11.2024.
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