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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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"Wollen Sie nicht etwas Caviar nehmen, Herr
Doctor --?"

"Ich danke recht sehr --"

Eigentlich aß Adam Caviar sehr gern. Aber
der ihm von Fräulein Hedwig angebotene sah nicht
besonders appetitlich aus .. schien doch schon ein
Wenig alt, trocken, zähe, salzig geworden zu sein.

"Aber etwas Wurst oder Käse oder etwas Beef
nehmen Sie doch noch -- ja? . Bitte! ."

"Wenn Sie gütigst gestatten --" Adam bediente sich.

"Papa, Du vergißt Dein Bier ganz .. willst
du nicht 'mal trinken? . Es ist zwar etwas warm ..
unser Keller taugt nicht viel --"

"Mir ist gar nicht recht, Kind .. Du weißt
ja ... und Bier -- ich glaube, es ist besser, wenn
ich's stehen lasse -- es könnte mich noch mehr reizen --
gieb mir bitte lieber noch einen Schluck Thee -- obwohl
Thee meinen Nerven -- aber verzeihen Sie nur, Herr
Doctor! Wir haben's diesmal schlecht getroffen ... Sie
hätten uns übrigens schon längst wieder einmal
aufsuchen sollen .. Hedwig sprach öfter von Ihnen --
ich bin heute leider sehr unpäßlich -- vorgestern
fühlte ich mich so wohl und frisch, wie lange nicht --
und nun --"

Ein neuer Hustenanfall unterbrach die mühsam,
schleppend, unter stoßendem Athmen hingelispelten
Worte Irmers.

Adam sah zu Hedwig hinüber. Sie hatte sich
zu ihrem Vater gekehrt und wischte diesem mit
einem frischen, leinenen Tuche den Schweiß von der in

„Wollen Sie nicht etwas Caviar nehmen, Herr
Doctor —?“

„Ich danke recht ſehr —“

Eigentlich aß Adam Caviar ſehr gern. Aber
der ihm von Fräulein Hedwig angebotene ſah nicht
beſonders appetitlich aus .. ſchien doch ſchon ein
Wenig alt, trocken, zähe, ſalzig geworden zu ſein.

„Aber etwas Wurſt oder Käſe oder etwas Beef
nehmen Sie doch noch — ja? . Bitte! .“

„Wenn Sie gütigſt geſtatten —“ Adam bediente ſich.

„Papa, Du vergißt Dein Bier ganz .. willſt
du nicht 'mal trinken? . Es iſt zwar etwas warm ..
unſer Keller taugt nicht viel —“

„Mir iſt gar nicht recht, Kind .. Du weißt
ja ... und Bier — ich glaube, es iſt beſſer, wenn
ich's ſtehen laſſe — es könnte mich noch mehr reizen —
gieb mir bitte lieber noch einen Schluck Thee — obwohl
Thee meinen Nerven — aber verzeihen Sie nur, Herr
Doctor! Wir haben's diesmal ſchlecht getroffen ... Sie
hätten uns übrigens ſchon längſt wieder einmal
aufſuchen ſollen .. Hedwig ſprach öfter von Ihnen —
ich bin heute leider ſehr unpäßlich — vorgeſtern
fühlte ich mich ſo wohl und friſch, wie lange nicht —
und nun —“

Ein neuer Huſtenanfall unterbrach die mühſam,
ſchleppend, unter ſtoßendem Athmen hingeliſpelten
Worte Irmers.

Adam ſah zu Hedwig hinüber. Sie hatte ſich
zu ihrem Vater gekehrt und wiſchte dieſem mit
einem friſchen, leinenen Tuche den Schweiß von der in

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[208/0216] „Wollen Sie nicht etwas Caviar nehmen, Herr Doctor —?“ „Ich danke recht ſehr —“ Eigentlich aß Adam Caviar ſehr gern. Aber der ihm von Fräulein Hedwig angebotene ſah nicht beſonders appetitlich aus .. ſchien doch ſchon ein Wenig alt, trocken, zähe, ſalzig geworden zu ſein. „Aber etwas Wurſt oder Käſe oder etwas Beef nehmen Sie doch noch — ja? . Bitte! .“ „Wenn Sie gütigſt geſtatten —“ Adam bediente ſich. „Papa, Du vergißt Dein Bier ganz .. willſt du nicht 'mal trinken? . Es iſt zwar etwas warm .. unſer Keller taugt nicht viel —“ „Mir iſt gar nicht recht, Kind .. Du weißt ja ... und Bier — ich glaube, es iſt beſſer, wenn ich's ſtehen laſſe — es könnte mich noch mehr reizen — gieb mir bitte lieber noch einen Schluck Thee — obwohl Thee meinen Nerven — aber verzeihen Sie nur, Herr Doctor! Wir haben's diesmal ſchlecht getroffen ... Sie hätten uns übrigens ſchon längſt wieder einmal aufſuchen ſollen .. Hedwig ſprach öfter von Ihnen — ich bin heute leider ſehr unpäßlich — vorgeſtern fühlte ich mich ſo wohl und friſch, wie lange nicht — und nun —“ Ein neuer Huſtenanfall unterbrach die mühſam, ſchleppend, unter ſtoßendem Athmen hingeliſpelten Worte Irmers. Adam ſah zu Hedwig hinüber. Sie hatte ſich zu ihrem Vater gekehrt und wiſchte dieſem mit einem friſchen, leinenen Tuche den Schweiß von der in

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/216>, abgerufen am 28.11.2024.