Name gefällt mir zu gut .. und meine Freiheit gefällt mir noch besser ... Sie werden mich ver- stehen, Herr Doctor --"
"So? -- Glauben Sie, gnädige Frau? --"
Adam hatte sehr kalt und gleichmüthig geant- wortet. Er vermied es, Lydia anzusehen. Er wandte sich ab und schien die ihm gegenüber liegende Front des Parkes mit außerordentlicher Aufmerksamkeit zu betrachten. Seine Finger trommelten mit nervös schwirrendem Nachdruck auf dem Wagenschlage herum.
Der Wagen hatte das ganze Gehölz durchfahren und näherte sich jetzt -- auf einer anderen Seite -- der Stadt. Die ersten Tropfen eines leichten Regens rieselten nieder.
Lydia war empört. Eine verworrene Fülle von Gedanken und Gefühlen durchgährte sie. Sie wußte nicht, wie sie ihrem Aerger, ihrer Erbitterung auf eine besonders maliziöse Weise Luft machen sollte.
Man kam der Stadt immer näher.
"Gestatten Sie, daß ich hier aussteige, gnädige Frau --" begann Adam jetzt und sah Lydia von der Seite an ..
"Ah! -- Fräulein Irmer .. gewiß mit ihrem Vater!. Der Mann sieht sehr leidend aus -- er scheint doch recht hinfällig zu sein --"
Adam wandte sich schnell um ... und bemerkte, wie Herr Doctor Irmer, von Hedwig geführt, lang- sam .. sehr langsam, zusammengebückt, mit dem Stocke in der linken Hand unsicher vor sich hintastend, herankam. Adam grüßte mit zufahrend pathetischer
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Name gefällt mir zu gut .. und meine Freiheit gefällt mir noch beſſer ... Sie werden mich ver- ſtehen, Herr Doctor —“
„So? — Glauben Sie, gnädige Frau? —“
Adam hatte ſehr kalt und gleichmüthig geant- wortet. Er vermied es, Lydia anzuſehen. Er wandte ſich ab und ſchien die ihm gegenüber liegende Front des Parkes mit außerordentlicher Aufmerkſamkeit zu betrachten. Seine Finger trommelten mit nervös ſchwirrendem Nachdruck auf dem Wagenſchlage herum.
Der Wagen hatte das ganze Gehölz durchfahren und näherte ſich jetzt — auf einer anderen Seite — der Stadt. Die erſten Tropfen eines leichten Regens rieſelten nieder.
Lydia war empört. Eine verworrene Fülle von Gedanken und Gefühlen durchgährte ſie. Sie wußte nicht, wie ſie ihrem Aerger, ihrer Erbitterung auf eine beſonders maliziöſe Weiſe Luft machen ſollte.
Man kam der Stadt immer näher.
„Geſtatten Sie, daß ich hier ausſteige, gnädige Frau —“ begann Adam jetzt und ſah Lydia von der Seite an ..
„Ah! — Fräulein Irmer .. gewiß mit ihrem Vater!. Der Mann ſieht ſehr leidend aus — er ſcheint doch recht hinfällig zu ſein —“
Adam wandte ſich ſchnell um ... und bemerkte, wie Herr Doctor Irmer, von Hedwig geführt, lang- ſam .. ſehr langſam, zuſammengebückt, mit dem Stocke in der linken Hand unſicher vor ſich hintaſtend, herankam. Adam grüßte mit zufahrend pathetiſcher
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Name gefällt mir zu gut .. und meine Freiheit
gefällt mir noch beſſer ... Sie werden mich ver-
ſtehen, Herr Doctor —“
„So? — Glauben Sie, gnädige Frau? —“
Adam hatte ſehr kalt und gleichmüthig geant-
wortet. Er vermied es, Lydia anzuſehen. Er wandte
ſich ab und ſchien die ihm gegenüber liegende Front
des Parkes mit außerordentlicher Aufmerkſamkeit zu
betrachten. Seine Finger trommelten mit nervös
ſchwirrendem Nachdruck auf dem Wagenſchlage herum.
Der Wagen hatte das ganze Gehölz durchfahren
und näherte ſich jetzt — auf einer anderen Seite —
der Stadt. Die erſten Tropfen eines leichten Regens
rieſelten nieder.
Lydia war empört. Eine verworrene Fülle
von Gedanken und Gefühlen durchgährte ſie. Sie
wußte nicht, wie ſie ihrem Aerger, ihrer Erbitterung
auf eine beſonders maliziöſe Weiſe Luft machen ſollte.
Man kam der Stadt immer näher.
„Geſtatten Sie, daß ich hier ausſteige, gnädige
Frau —“ begann Adam jetzt und ſah Lydia von
der Seite an ..
„Ah! — Fräulein Irmer .. gewiß mit ihrem
Vater!. Der Mann ſieht ſehr leidend aus — er
ſcheint doch recht hinfällig zu ſein —“
Adam wandte ſich ſchnell um ... und bemerkte,
wie Herr Doctor Irmer, von Hedwig geführt, lang-
ſam .. ſehr langſam, zuſammengebückt, mit dem Stocke
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/203>, abgerufen am 04.12.2024.
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