Sie bitte ein -- ich muß Ihnen einen Capitalspaß erzählen --" Lydia machte ein sehr vergnügtes Gesicht, ihre Augen blitzten, ihr ganzes Wesen athmete Füllung, Angeregtheit, den Drang: sich ausströmen, sich mittheilen zu dürfen.
Adam war in peinlichster Verlegenheit. Er konnte doch Emmy unmöglich stehen lassen. Aber -- nein! -- das ging auch nicht! -- zugeben durfte er doch auch nicht, daß er ... er der Ritter ... der Lieb- haber dieser Dame wäre -- -- er zögerte, er wurde immer befangener -- "gnädige Frau --" stammelte er -- --
"Ach so, Herr Doctor -- nun ... wenn Sie engagirt sind -- natürlich -- dann verzichte ich -- -- Ihre Dame -- --"
"Pardon! . Davon kann wohl keine Rede sein -- ich begegnete vorhin dem Herrn in Begleitung der Dame -- ein Bekannter von mir, Referendar von Bodenburg -- aber ich .. ich .. ich müßte mich doch erst entschuldigen und verabschieden, ehe ich Ihrer liebenswürdigen Aufforderung folgen dürfte -- gestatten Sie also, gnädige Frau --"
"Bitte! .." Das klang sehr gleichmüthig ... es war eben nur mit den Achseln gezuckt, kaum mit dem Munde gesprochen. Lydias frische, volle Stimmung schien einen herzhaften Sprung erhalten zu haben.
Als Adam vom Wagen Frau Langes zu Emmy und Herrn von Bodenburg, die, vielleicht absichtlich mit seiner Diskretion, vielleicht unabsichtlich, in ent-
Sie bitte ein — ich muß Ihnen einen Capitalſpaß erzählen —“ Lydia machte ein ſehr vergnügtes Geſicht, ihre Augen blitzten, ihr ganzes Weſen athmete Füllung, Angeregtheit, den Drang: ſich ausſtrömen, ſich mittheilen zu dürfen.
Adam war in peinlichſter Verlegenheit. Er konnte doch Emmy unmöglich ſtehen laſſen. Aber — nein! — das ging auch nicht! — zugeben durfte er doch auch nicht, daß er ... er der Ritter ... der Lieb- haber dieſer Dame wäre — — er zögerte, er wurde immer befangener — „gnädige Frau —“ ſtammelte er — —
„Ach ſo, Herr Doctor — nun ... wenn Sie engagirt ſind — natürlich — dann verzichte ich — — Ihre Dame — —“
„Pardon! . Davon kann wohl keine Rede ſein — ich begegnete vorhin dem Herrn in Begleitung der Dame — ein Bekannter von mir, Referendar von Bodenburg — aber ich .. ich .. ich müßte mich doch erſt entſchuldigen und verabſchieden, ehe ich Ihrer liebenswürdigen Aufforderung folgen dürfte — geſtatten Sie alſo, gnädige Frau —“
„Bitte! ..“ Das klang ſehr gleichmüthig ... es war eben nur mit den Achſeln gezuckt, kaum mit dem Munde geſprochen. Lydias friſche, volle Stimmung ſchien einen herzhaften Sprung erhalten zu haben.
Als Adam vom Wagen Frau Langes zu Emmy und Herrn von Bodenburg, die, vielleicht abſichtlich mit ſeiner Diskretion, vielleicht unabſichtlich, in ent-
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Sie bitte ein — ich muß Ihnen einen Capitalſpaß
erzählen —“ Lydia machte ein ſehr vergnügtes
Geſicht, ihre Augen blitzten, ihr ganzes Weſen athmete
Füllung, Angeregtheit, den Drang: ſich ausſtrömen,
ſich mittheilen zu dürfen.
Adam war in peinlichſter Verlegenheit. Er konnte
doch Emmy unmöglich ſtehen laſſen. Aber — nein!
— das ging auch nicht! — zugeben durfte er doch
auch nicht, daß er ... er der Ritter ... der Lieb-
haber dieſer Dame wäre — — er zögerte, er wurde
immer befangener — „gnädige Frau —“ ſtammelte
er — —
„Ach ſo, Herr Doctor — nun ... wenn Sie
engagirt ſind — natürlich — dann verzichte ich
— — Ihre Dame — —“
„Pardon! . Davon kann wohl keine Rede ſein
— ich begegnete vorhin dem Herrn in Begleitung
der Dame — ein Bekannter von mir, Referendar
von Bodenburg — aber ich .. ich .. ich müßte
mich doch erſt entſchuldigen und verabſchieden, ehe
ich Ihrer liebenswürdigen Aufforderung folgen dürfte
— geſtatten Sie alſo, gnädige Frau —“
„Bitte! ..“ Das klang ſehr gleichmüthig ...
es war eben nur mit den Achſeln gezuckt, kaum
mit dem Munde geſprochen. Lydias friſche, volle
Stimmung ſchien einen herzhaften Sprung erhalten
zu haben.
Als Adam vom Wagen Frau Langes zu Emmy
und Herrn von Bodenburg, die, vielleicht abſichtlich
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/196>, abgerufen am 12.12.2024.
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