"Und dann werden wir auf Ihrem Balkon sitzen, gnädige Frau, und ... und -- und werden -- --"
"Und werden? Was Sie sich einbilden, Doctor! Doch ... pardon! ... Ja ... ich hoffe auch -- Mai ... Juni -- nun! Wir wollen uns vor- nehmen, einen recht intimen Frühling zu ver- leben ... einverstanden? ..."
"Lydia! ..." Adam war der Vorname Frau Lange's entfahren -- er wußte nicht, wie ...
"Dummheit, Herr Doctor! Was fällt Ihnen ein! Wir sind doch zwei ganz vernünftige Menschen! Nicht wahr? ... Was macht übrigens Ihr Bibel- Capitel? .. Nein! Wie mich Ihr hübscher Brief amusirt hat! -- Aber was hat die Emma nur?"
Frau Lange schellte zum zweiten Male. In demselben Augenblicke trat das Mädchen ins Zimmer, eine ziemlich umfangreiche Tablette nur mit Mühe vor sich her balancirend.
"Was soll das nur heißen, Emma! Du hast Dir wohl den Thee erst 'mal näher besehen? ... Dazu war doch nachher auch noch Zeit! Und auch der ... der August bleibt mit dem Weine -- ich glaube gar, Ihr ... Emma! ... ich will nicht hoffen -- -- Ihr fliegt alle Beide an die Luft -- das kann ich Euch sagen ..."
Emma war roth geworden. "Gnädige Frau ..." stotterte sie --
Adams Auge weilte wohlgefällig auf der vollen, ebenmäßig abgerundeten Gestalt des Mädchens. Das war nicht zu viel und nicht zu wenig. Diese Arme unter dem straffen, enganliegenden Kleide ... diese Brust
„Und dann werden wir auf Ihrem Balkon ſitzen, gnädige Frau, und ... und — und werden — —“
„Und werden? Was Sie ſich einbilden, Doctor! Doch ... pardon! ... Ja ... ich hoffe auch — Mai ... Juni — nun! Wir wollen uns vor- nehmen, einen recht intimen Frühling zu ver- leben ... einverſtanden? ...“
„Lydia! ...“ Adam war der Vorname Frau Lange's entfahren — er wußte nicht, wie ...
„Dummheit, Herr Doctor! Was fällt Ihnen ein! Wir ſind doch zwei ganz vernünftige Menſchen! Nicht wahr? ... Was macht übrigens Ihr Bibel- Capitel? .. Nein! Wie mich Ihr hübſcher Brief amuſirt hat! — Aber was hat die Emma nur?“
Frau Lange ſchellte zum zweiten Male. In demſelben Augenblicke trat das Mädchen ins Zimmer, eine ziemlich umfangreiche Tablette nur mit Mühe vor ſich her balancirend.
„Was ſoll das nur heißen, Emma! Du haſt Dir wohl den Thee erſt 'mal näher beſehen? ... Dazu war doch nachher auch noch Zeit! Und auch der ... der Auguſt bleibt mit dem Weine — ich glaube gar, Ihr ... Emma! ... ich will nicht hoffen — — Ihr fliegt alle Beide an die Luft — das kann ich Euch ſagen ...“
Emma war roth geworden. „Gnädige Frau ...“ ſtotterte ſie —
Adams Auge weilte wohlgefällig auf der vollen, ebenmäßig abgerundeten Geſtalt des Mädchens. Das war nicht zu viel und nicht zu wenig. Dieſe Arme unter dem ſtraffen, enganliegenden Kleide ... dieſe Bruſt
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„Und dann werden wir auf Ihrem Balkon ſitzen,
gnädige Frau, und ... und — und werden — —“
„Und werden? Was Sie ſich einbilden, Doctor!
Doch ... pardon! ... Ja ... ich hoffe auch —
Mai ... Juni — nun! Wir wollen uns vor-
nehmen, einen recht intimen Frühling zu ver-
leben ... einverſtanden? ...“
„Lydia! ...“ Adam war der Vorname Frau
Lange's entfahren — er wußte nicht, wie ...
„Dummheit, Herr Doctor! Was fällt Ihnen
ein! Wir ſind doch zwei ganz vernünftige Menſchen!
Nicht wahr? ... Was macht übrigens Ihr Bibel-
Capitel? .. Nein! Wie mich Ihr hübſcher Brief
amuſirt hat! — Aber was hat die Emma nur?“
Frau Lange ſchellte zum zweiten Male. In
demſelben Augenblicke trat das Mädchen ins Zimmer,
eine ziemlich umfangreiche Tablette nur mit Mühe
vor ſich her balancirend.
„Was ſoll das nur heißen, Emma! Du haſt Dir
wohl den Thee erſt 'mal näher beſehen? ... Dazu war
doch nachher auch noch Zeit! Und auch der ... der Auguſt
bleibt mit dem Weine — ich glaube gar, Ihr ...
Emma! ... ich will nicht hoffen — — Ihr fliegt alle
Beide an die Luft — das kann ich Euch ſagen ...“
Emma war roth geworden. „Gnädige Frau ...“
ſtotterte ſie —
Adams Auge weilte wohlgefällig auf der vollen,
ebenmäßig abgerundeten Geſtalt des Mädchens. Das
war nicht zu viel und nicht zu wenig. Dieſe Arme
unter dem ſtraffen, enganliegenden Kleide ... dieſe Bruſt
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/141>, abgerufen am 31.01.2025.
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