nicht allein zu meinem Blute .. nicht allein -- offen heraus: zu meiner .. meiner Sinnlichkeit. Ich bin, wie gesagt, ganz offen, Fräulein Irmer. Ich weiß absolut nicht, warum man das nicht sein dürfte. Wenn zwei Menschen, die sich bis dato fremd waren, zusammentreffen, so sollten sie immer sogleich Wesens- fragen stellen. Und um so eher, wenn sie merken, daß sie nicht ganz alltägliche Waare sind. Ich liebe die Ueberraschungen über Alles. Und da ich Sie leider nicht damit überraschen kann, daß ich Ihnen irgend ein außergewöhnliches Geschenk machte, Ihnen z. B. einen ausgestopften Hummer verehrte, oder etwas Aehnliches, so lassen Sie mich Sie doch damit überraschen, daß ich Ihnen allerlei curiose Geständ- nisse mache, welche das Fundament meiner Persön- lichkeit angehen ... daß ich Ihnen allerlei Intimes aus meinem Seelenleben erzähle. .. Ich muß aller- dings bemerken, daß ich jenem Motive der Wesens- fragen gegenüber zumeist leider auch nur Theore- tiker bin -- in Wirklichkeit bin ich schon viel zu gleichgültig und zu verschlossen und zu selbstgenügsam, um sotane "Wesensfragen" noch zu stellen ... Manchmal fahre ich wohl den Ersten Besten unverhofft damit an und verblüffe ihn. Mein Gott! Warum soll man zuweilen seinem "Nächsten" nicht ein Fläschchen Salmiakgeist unter die Nase halten? Aber Ihnen gegenüber, Fräulein Hedwig hatte und habe ich jetzt noch das Gefühl, daß ich Ihnen mit Fug und Recht sogleich in der ersten Zeit unserer -- Sie gestatten mir den Ausdruck! -- also unserer Bekanntschaft Dies
nicht allein zu meinem Blute .. nicht allein — offen heraus: zu meiner .. meiner Sinnlichkeit. Ich bin, wie geſagt, ganz offen, Fräulein Irmer. Ich weiß abſolut nicht, warum man das nicht ſein dürfte. Wenn zwei Menſchen, die ſich bis dato fremd waren, zuſammentreffen, ſo ſollten ſie immer ſogleich Weſens- fragen ſtellen. Und um ſo eher, wenn ſie merken, daß ſie nicht ganz alltägliche Waare ſind. Ich liebe die Ueberraſchungen über Alles. Und da ich Sie leider nicht damit überraſchen kann, daß ich Ihnen irgend ein außergewöhnliches Geſchenk machte, Ihnen z. B. einen ausgeſtopften Hummer verehrte, oder etwas Aehnliches, ſo laſſen Sie mich Sie doch damit überraſchen, daß ich Ihnen allerlei curioſe Geſtänd- niſſe mache, welche das Fundament meiner Perſön- lichkeit angehen ... daß ich Ihnen allerlei Intimes aus meinem Seelenleben erzähle. .. Ich muß aller- dings bemerken, daß ich jenem Motive der Weſens- fragen gegenüber zumeiſt leider auch nur Theore- tiker bin — in Wirklichkeit bin ich ſchon viel zu gleichgültig und zu verſchloſſen und zu ſelbſtgenügſam, um ſotane „Weſensfragen“ noch zu ſtellen ... Manchmal fahre ich wohl den Erſten Beſten unverhofft damit an und verblüffe ihn. Mein Gott! Warum ſoll man zuweilen ſeinem „Nächſten“ nicht ein Fläſchchen Salmiakgeiſt unter die Naſe halten? Aber Ihnen gegenüber, Fräulein Hedwig hatte und habe ich jetzt noch das Gefühl, daß ich Ihnen mit Fug und Recht ſogleich in der erſten Zeit unſerer — Sie geſtatten mir den Ausdruck! — alſo unſerer Bekanntſchaft Dies
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nicht allein zu meinem Blute .. nicht allein — offen
heraus: zu meiner .. meiner Sinnlichkeit. Ich bin,
wie geſagt, ganz offen, Fräulein Irmer. Ich weiß
abſolut nicht, warum man das nicht ſein dürfte.
Wenn zwei Menſchen, die ſich bis dato fremd waren,
zuſammentreffen, ſo ſollten ſie immer ſogleich Weſens-
fragen ſtellen. Und um ſo eher, wenn ſie merken, daß
ſie nicht ganz alltägliche Waare ſind. Ich liebe die
Ueberraſchungen über Alles. Und da ich Sie
leider nicht damit überraſchen kann, daß ich Ihnen
irgend ein außergewöhnliches Geſchenk machte, Ihnen
z. B. einen ausgeſtopften Hummer verehrte, oder
etwas Aehnliches, ſo laſſen Sie mich Sie doch damit
überraſchen, daß ich Ihnen allerlei curioſe Geſtänd-
niſſe mache, welche das Fundament meiner Perſön-
lichkeit angehen ... daß ich Ihnen allerlei Intimes
aus meinem Seelenleben erzähle. .. Ich muß aller-
dings bemerken, daß ich jenem Motive der Weſens-
fragen gegenüber zumeiſt leider auch nur Theore-
tiker bin — in Wirklichkeit bin ich ſchon viel zu
gleichgültig und zu verſchloſſen und zu ſelbſtgenügſam,
um ſotane „Weſensfragen“ noch zu ſtellen ... Manchmal
fahre ich wohl den Erſten Beſten unverhofft damit
an und verblüffe ihn. Mein Gott! Warum ſoll
man zuweilen ſeinem „Nächſten“ nicht ein Fläſchchen
Salmiakgeiſt unter die Naſe halten? Aber Ihnen
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noch das Gefühl, daß ich Ihnen mit Fug und Recht
ſogleich in der erſten Zeit unſerer — Sie geſtatten
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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/103>, abgerufen am 26.11.2024.
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