Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite
Kann ich euch nützen -- sprecht -- ich will es gerne.
Nur Frieden fordert nicht, sonst fordert alles.
Minutius.
Ihn zu vermitteln sind wir auch nicht hier.
Es reichet Rom zum Bunde nicht die Hand,
So lange Roms Gebiet der Feind entweiht. --
Du hast wohl schnell den Römersinn verlernt,
Sonst wüßtest du, daß in dem Felde nie,
Nur vor den Vätern sich der Flehende
Den Frieden als Geschenk erwarten darf.
Lucumo.
Ha, Tullus, dieser Trotz!
Att. Tullus.
Coriolan
Wird diesen Trotz von selbst zu beugen wissen.
Coriolan.
Ihr Freunde! zürnt dem wackern Manne nicht.
Er hat ein gut Gedächtniß, und ihr wißt, --
So stand's in Rom, wie er sich wohl erinnert;
So stand's! -- Er füget sich nur schwer darein,
Daß nichts mehr gelten soll das Ehedem.

(strenge zu den Gesandten.)
Was wollt ihr noch, wenn ihr nicht Frieden wollt?
Minutius.
Dir sagen, daß die heil'ge Roma nun
Nicht ob der oft besiegten Volskerschar,
Auch nicht aus Furcht vor deiner Waffenmacht,
Ob dem Verrath des eignen Sohns allein
Kann ich euch nützen — ſprecht — ich will es gerne.
Nur Frieden fordert nicht, ſonſt fordert alles.
Minutius.
Ihn zu vermitteln ſind wir auch nicht hier.
Es reichet Rom zum Bunde nicht die Hand,
So lange Roms Gebiet der Feind entweiht. —
Du haſt wohl ſchnell den Römerſinn verlernt,
Sonſt wüßteſt du, daß in dem Felde nie,
Nur vor den Vätern ſich der Flehende
Den Frieden als Geſchenk erwarten darf.
Lucumo.
Ha, Tullus, dieſer Trotz!
Att. Tullus.
Coriolan
Wird dieſen Trotz von ſelbſt zu beugen wiſſen.
Coriolan.
Ihr Freunde! zürnt dem wackern Manne nicht.
Er hat ein gut Gedächtniß, und ihr wißt, —
So ſtand’s in Rom, wie er ſich wohl erinnert;
So ſtand’s! — Er füget ſich nur ſchwer darein,
Daß nichts mehr gelten ſoll das Ehedem.

(ſtrenge zu den Geſandten.)
Was wollt ihr noch, wenn ihr nicht Frieden wollt?
Minutius.
Dir ſagen, daß die heil’ge Roma nun
Nicht ob der oft beſiegten Volskerſchar,
Auch nicht aus Furcht vor deiner Waffenmacht,
Ob dem Verrath des eignen Sohns allein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#COR">
            <p><pb facs="#f0076" n="68"/>
Kann ich euch nützen &#x2014; &#x017F;precht &#x2014; ich will es gerne.<lb/>
Nur Frieden fordert nicht, &#x017F;on&#x017F;t fordert alles.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIN">
            <speaker><hi rendition="#g">Minutius</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ihn zu vermitteln &#x017F;ind wir auch nicht hier.<lb/>
Es reichet Rom zum Bunde nicht die Hand,<lb/>
So lange Roms Gebiet der Feind entweiht. &#x2014;<lb/>
Du ha&#x017F;t wohl &#x017F;chnell den Römer&#x017F;inn verlernt,<lb/>
Son&#x017F;t wüßte&#x017F;t du, daß in dem Felde nie,<lb/>
Nur vor den Vätern &#x017F;ich der Flehende<lb/>
Den Frieden als Ge&#x017F;chenk erwarten darf.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#LUC">
            <speaker><hi rendition="#g">Lucumo</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ha, Tullus, die&#x017F;er Trotz!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#ATT">
            <speaker><hi rendition="#g">Att. Tullus</hi>.</speaker><lb/>
            <p><hi rendition="#et">Coriolan</hi><lb/>
Wird die&#x017F;en Trotz von &#x017F;elb&#x017F;t zu beugen wi&#x017F;&#x017F;en.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#COR">
            <speaker><hi rendition="#g">Coriolan</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Ihr Freunde! zürnt dem wackern Manne nicht.<lb/>
Er hat ein gut Gedächtniß, und ihr wißt, &#x2014;<lb/>
So &#x017F;tand&#x2019;s in Rom, wie er &#x017F;ich wohl erinnert;<lb/>
So &#x017F;tand&#x2019;s! &#x2014; Er füget &#x017F;ich nur &#x017F;chwer darein,<lb/>
Daß nichts mehr gelten &#x017F;oll das <hi rendition="#g">Ehedem</hi>.</p><lb/>
            <stage>(&#x017F;trenge zu den Ge&#x017F;andten.)</stage><lb/>
            <p>Was wollt ihr noch, wenn ihr nicht Frieden wollt?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#MIN">
            <speaker><hi rendition="#g">Minutius</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Dir &#x017F;agen, daß die heil&#x2019;ge Roma nun<lb/>
Nicht ob der oft be&#x017F;iegten Volsker&#x017F;char,<lb/>
Auch nicht aus Furcht vor deiner Waffenmacht,<lb/>
Ob dem Verrath des eignen Sohns allein<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0076] Kann ich euch nützen — ſprecht — ich will es gerne. Nur Frieden fordert nicht, ſonſt fordert alles. Minutius. Ihn zu vermitteln ſind wir auch nicht hier. Es reichet Rom zum Bunde nicht die Hand, So lange Roms Gebiet der Feind entweiht. — Du haſt wohl ſchnell den Römerſinn verlernt, Sonſt wüßteſt du, daß in dem Felde nie, Nur vor den Vätern ſich der Flehende Den Frieden als Geſchenk erwarten darf. Lucumo. Ha, Tullus, dieſer Trotz! Att. Tullus. Coriolan Wird dieſen Trotz von ſelbſt zu beugen wiſſen. Coriolan. Ihr Freunde! zürnt dem wackern Manne nicht. Er hat ein gut Gedächtniß, und ihr wißt, — So ſtand’s in Rom, wie er ſich wohl erinnert; So ſtand’s! — Er füget ſich nur ſchwer darein, Daß nichts mehr gelten ſoll das Ehedem. (ſtrenge zu den Geſandten.) Was wollt ihr noch, wenn ihr nicht Frieden wollt? Minutius. Dir ſagen, daß die heil’ge Roma nun Nicht ob der oft beſiegten Volskerſchar, Auch nicht aus Furcht vor deiner Waffenmacht, Ob dem Verrath des eignen Sohns allein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804/76
Zitationshilfe: Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804/76>, abgerufen am 26.11.2024.