Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite
Allein, du weißt, er nimmt das schnellste Wort,
Einmal entflohen -- nimmermehr zurück --
Veturia.
Verdirbt sich ehe selbst, und uns und Rom!
Wie ich voraus es sagte, so geschieht's.
Der Herrschsucht der Tribunen bahnet Er
Den Weg. -- Im Innern jauchzen die Verräther,
Daß der gefürchtete Coriolan
Die längsterwünschte Blöße gab. -- Schon schreyen
Sie über Tyranney. Nicht ihm allein,
Es gilt die Klage dem Senat', und allen,
Die Rom als Edle noch verehrt. Gen diese
Erfüllen sie mit Gift des Bürgers Herz,
Das leicht entzündbare. Wie schnell es wirkt!
Blind fällt das Volk Verräthern in die Arme,
Und wähnt zu herrschen; -- fühlt die Fesseln nicht,
An welchen der Tribun es nach sich zieht.
Ach, armes Volk! Ein wilder Kampf beginnt.
Bald liegt der Staat durch Bürgerzwist zerrissen. --
Das kann ein Wort, in Leidenschaft gesprochen!
Wie ich voraus es sagte, so geschieht's.
Volumnia.
Er hasset jedes Joch, noch mehr -- gemeines,
Und zeigt ihn offen, diesen Haß! Es wohnt
In Heldenseelen kleine Vorsicht nicht.
Veturia.
Noch ein Gedanke schreckt mich -- ein Gedanke!!
Ich rang mit ihm schon manche lange Nacht. --
Allein, du weißt, er nimmt das ſchnellſte Wort,
Einmal entflohen — nimmermehr zurück —
Veturia.
Verdirbt ſich ehe ſelbſt, und uns und Rom!
Wie ich voraus es ſagte, ſo geſchieht’s.
Der Herrſchſucht der Tribunen bahnet Er
Den Weg. — Im Innern jauchzen die Verräther,
Daß der gefürchtete Coriolan
Die längſterwünſchte Blöße gab. — Schon ſchreyen
Sie über Tyranney. Nicht ihm allein,
Es gilt die Klage dem Senat’, und allen,
Die Rom als Edle noch verehrt. Gen dieſe
Erfüllen ſie mit Gift des Bürgers Herz,
Das leicht entzündbare. Wie ſchnell es wirkt!
Blind fällt das Volk Verräthern in die Arme,
Und wähnt zu herrſchen; — fühlt die Feſſeln nicht,
An welchen der Tribun es nach ſich zieht.
Ach, armes Volk! Ein wilder Kampf beginnt.
Bald liegt der Staat durch Bürgerzwiſt zerriſſen. —
Das kann ein Wort, in Leidenſchaft geſprochen!
Wie ich voraus es ſagte, ſo geſchieht’s.
Volumnia.
Er haſſet jedes Joch, noch mehr — gemeines,
Und zeigt ihn offen, dieſen Haß! Es wohnt
In Heldenſeelen kleine Vorſicht nicht.
Veturia.
Noch ein Gedanke ſchreckt mich — ein Gedanke!!
Ich rang mit ihm ſchon manche lange Nacht. —
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#VOLU">
            <p><pb facs="#f0020" n="12"/>
Allein, du weißt, er nimmt das &#x017F;chnell&#x017F;te Wort,<lb/>
Einmal entflohen &#x2014; nimmermehr zurück &#x2014;</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#VET">
            <speaker><hi rendition="#g">Veturia</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Verdirbt &#x017F;ich ehe &#x017F;elb&#x017F;t, und uns und Rom!<lb/><hi rendition="#g">Wie</hi> ich voraus es &#x017F;agte, <hi rendition="#g">&#x017F;o</hi> ge&#x017F;chieht&#x2019;s.<lb/>
Der Herr&#x017F;ch&#x017F;ucht der Tribunen bahnet Er<lb/>
Den Weg. &#x2014; Im Innern jauchzen die Verräther,<lb/>
Daß der gefürchtete Coriolan<lb/>
Die läng&#x017F;terwün&#x017F;chte Blöße gab. &#x2014; Schon &#x017F;chreyen<lb/>
Sie über <hi rendition="#g">Tyranney</hi>. Nicht ihm allein,<lb/>
Es gilt die Klage dem Senat&#x2019;, und allen,<lb/>
Die Rom als Edle noch verehrt. Gen die&#x017F;e<lb/>
Erfüllen &#x017F;ie mit Gift des Bürgers Herz,<lb/>
Das leicht entzündbare. Wie &#x017F;chnell es wirkt!<lb/>
Blind fällt das Volk Verräthern in die Arme,<lb/>
Und wähnt zu herr&#x017F;chen; &#x2014; fühlt die Fe&#x017F;&#x017F;eln nicht,<lb/>
An welchen der Tribun es nach &#x017F;ich zieht.<lb/>
Ach, armes Volk! Ein wilder Kampf beginnt.<lb/>
Bald liegt der Staat durch Bürgerzwi&#x017F;t zerri&#x017F;&#x017F;en. &#x2014;<lb/>
Das kann ein Wort, in Leiden&#x017F;chaft ge&#x017F;prochen!<lb/><hi rendition="#g">Wie</hi> ich voraus es &#x017F;agte, <hi rendition="#g">&#x017F;o</hi> ge&#x017F;chieht&#x2019;s.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#VOLU">
            <speaker><hi rendition="#g">Volumnia</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Er ha&#x017F;&#x017F;et jedes Joch, noch mehr &#x2014; gemeines,<lb/>
Und zeigt ihn offen, die&#x017F;en Haß! Es wohnt<lb/>
In Helden&#x017F;eelen kleine Vor&#x017F;icht nicht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#VET">
            <speaker><hi rendition="#g">Veturia</hi>.</speaker><lb/>
            <p>Noch ein Gedanke &#x017F;chreckt mich &#x2014; ein Gedanke!!<lb/>
Ich rang mit ihm &#x017F;chon manche lange Nacht. &#x2014;<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0020] Allein, du weißt, er nimmt das ſchnellſte Wort, Einmal entflohen — nimmermehr zurück — Veturia. Verdirbt ſich ehe ſelbſt, und uns und Rom! Wie ich voraus es ſagte, ſo geſchieht’s. Der Herrſchſucht der Tribunen bahnet Er Den Weg. — Im Innern jauchzen die Verräther, Daß der gefürchtete Coriolan Die längſterwünſchte Blöße gab. — Schon ſchreyen Sie über Tyranney. Nicht ihm allein, Es gilt die Klage dem Senat’, und allen, Die Rom als Edle noch verehrt. Gen dieſe Erfüllen ſie mit Gift des Bürgers Herz, Das leicht entzündbare. Wie ſchnell es wirkt! Blind fällt das Volk Verräthern in die Arme, Und wähnt zu herrſchen; — fühlt die Feſſeln nicht, An welchen der Tribun es nach ſich zieht. Ach, armes Volk! Ein wilder Kampf beginnt. Bald liegt der Staat durch Bürgerzwiſt zerriſſen. — Das kann ein Wort, in Leidenſchaft geſprochen! Wie ich voraus es ſagte, ſo geſchieht’s. Volumnia. Er haſſet jedes Joch, noch mehr — gemeines, Und zeigt ihn offen, dieſen Haß! Es wohnt In Heldenſeelen kleine Vorſicht nicht. Veturia. Noch ein Gedanke ſchreckt mich — ein Gedanke!! Ich rang mit ihm ſchon manche lange Nacht. —

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804/20
Zitationshilfe: Collin, Heinrich Joseph von: Coriolan. Berlin, 1804, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/collin_coriolan_1804/20>, abgerufen am 27.11.2024.