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Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.

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werden kann.

Gewiß ist nun in den Arbeits- und Erwerbsverhältnissen
dieser Millionen weiblicher Wesen vielerlei, was der Besserung
bedarf. Aber für einen großen Theil der verheiratheten Frauen
und der Kinder trifft diese Wahrheit auch zu. Sie gilt ebenso
für die Masse der männlichen Arbeiter. Ja, was wir für jene
Millionen anzustreben haben, ist in erster Reihe ein Gemein-
sames mit der Gesammtheit der arbeitenden Classen, und es
ist keine eigenartige Frauenfrage, die für sie zu lösen ist. Jene
Rednerin des evangelisch-socialen Congresses hat das treffende
Wort gesprochen: Die Frauen der unteren Classen sind über-
lastet mit Arbeit, die Frauen der gebildeten Classen sind ent-
lastet, sie stehen zum Theil mit leeren Händen da. Und diese
letztere Erscheinung ist das, was den Gegenstand der Frauen-
frage im engeren Sinne, im Sinne der herrschenden Frauen-
bewegung ausmacht.

Statistisch zeigt sich also ein Bild, welches wesentlich ver-
schieden ist von den Zahlen jenes großen Alarmrufes. Es sind
in der That die Schwierigkeiten einer Minderzahl, die mit
einer beliebten Verallgemeinerung der Thatsachen, die man der
nächsten Umgebung entnommen, auf die Gesammtheit über-
tragen werden. Es fehlt eine amtliche und jede zuverlässige
private Statistik über das, was behauptet wird; wir können
nicht einmal sagen, wie weit oder wie eng der Kreis ist, auf
den sich die Probleme der Frauenfrage beziehen. Nur eine
ungefähre Abgrenzung, keineswegs eine sichere Scheidelinie er-
halten wir, wenn wir aus der Statistik der preußischen Ein-
kommensteuerpflichtigen entnehmen, daß diejenige Schicht der
Einkommensgrößen, die etwa sich mit den hier erörterten Be-
schwerden am meisten deckt, nämlich die Schicht der Familien,

oben vorangestellten Zahl von 5 ½ Millionen vorgenommen
werden kann.

Gewiß ist nun in den Arbeits- und Erwerbsverhältnissen
dieser Millionen weiblicher Wesen vielerlei, was der Besserung
bedarf. Aber für einen großen Theil der verheiratheten Frauen
und der Kinder trifft diese Wahrheit auch zu. Sie gilt ebenso
für die Masse der männlichen Arbeiter. Ja, was wir für jene
Millionen anzustreben haben, ist in erster Reihe ein Gemein-
sames mit der Gesammtheit der arbeitenden Classen, und es
ist keine eigenartige Frauenfrage, die für sie zu lösen ist. Jene
Rednerin des evangelisch-socialen Congresses hat das treffende
Wort gesprochen: Die Frauen der unteren Classen sind über-
lastet mit Arbeit, die Frauen der gebildeten Classen sind ent-
lastet, sie stehen zum Theil mit leeren Händen da. Und diese
letztere Erscheinung ist das, was den Gegenstand der Frauen-
frage im engeren Sinne, im Sinne der herrschenden Frauen-
bewegung ausmacht.

Statistisch zeigt sich also ein Bild, welches wesentlich ver-
schieden ist von den Zahlen jenes großen Alarmrufes. Es sind
in der That die Schwierigkeiten einer Minderzahl, die mit
einer beliebten Verallgemeinerung der Thatsachen, die man der
nächsten Umgebung entnommen, auf die Gesammtheit über-
tragen werden. Es fehlt eine amtliche und jede zuverlässige
private Statistik über das, was behauptet wird; wir können
nicht einmal sagen, wie weit oder wie eng der Kreis ist, auf
den sich die Probleme der Frauenfrage beziehen. Nur eine
ungefähre Abgrenzung, keineswegs eine sichere Scheidelinie er-
halten wir, wenn wir aus der Statistik der preußischen Ein-
kommensteuerpflichtigen entnehmen, daß diejenige Schicht der
Einkommensgrößen, die etwa sich mit den hier erörterten Be-
schwerden am meisten deckt, nämlich die Schicht der Familien,

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[59/0075] oben vorangestellten Zahl von 5 ½ Millionen vorgenommen werden kann. Gewiß ist nun in den Arbeits- und Erwerbsverhältnissen dieser Millionen weiblicher Wesen vielerlei, was der Besserung bedarf. Aber für einen großen Theil der verheiratheten Frauen und der Kinder trifft diese Wahrheit auch zu. Sie gilt ebenso für die Masse der männlichen Arbeiter. Ja, was wir für jene Millionen anzustreben haben, ist in erster Reihe ein Gemein- sames mit der Gesammtheit der arbeitenden Classen, und es ist keine eigenartige Frauenfrage, die für sie zu lösen ist. Jene Rednerin des evangelisch-socialen Congresses hat das treffende Wort gesprochen: Die Frauen der unteren Classen sind über- lastet mit Arbeit, die Frauen der gebildeten Classen sind ent- lastet, sie stehen zum Theil mit leeren Händen da. Und diese letztere Erscheinung ist das, was den Gegenstand der Frauen- frage im engeren Sinne, im Sinne der herrschenden Frauen- bewegung ausmacht. Statistisch zeigt sich also ein Bild, welches wesentlich ver- schieden ist von den Zahlen jenes großen Alarmrufes. Es sind in der That die Schwierigkeiten einer Minderzahl, die mit einer beliebten Verallgemeinerung der Thatsachen, die man der nächsten Umgebung entnommen, auf die Gesammtheit über- tragen werden. Es fehlt eine amtliche und jede zuverlässige private Statistik über das, was behauptet wird; wir können nicht einmal sagen, wie weit oder wie eng der Kreis ist, auf den sich die Probleme der Frauenfrage beziehen. Nur eine ungefähre Abgrenzung, keineswegs eine sichere Scheidelinie er- halten wir, wenn wir aus der Statistik der preußischen Ein- kommensteuerpflichtigen entnehmen, daß diejenige Schicht der Einkommensgrößen, die etwa sich mit den hier erörterten Be- schwerden am meisten deckt, nämlich die Schicht der Familien,

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Zitationshilfe: Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/75>, abgerufen am 12.12.2024.