an, die in Deutschland bemerkbar waren; sie verwies aber namentlich auf die Vorgänge in England, Frankreich, Nord- amerika. Jn England habe man, als sich nach der letzten Volkszählung ergeben, daß mehr als zwei Millionen unver- heiratheter Frauen auf Selbsterhaltung angewiesen seien, sofort einen Verein von Damen unter der Leitung des Lord Shaftes- bury gebildet als "Gesellschaft zur Beförderung der Beschäfti- gung von Frauen", um der Noth derjenigen Frauen abzuhelfen, welche gezwungen sind, Stellen als Lehrerinnen, Verkäuferinnen u. dgl. zu suchen, um den Frauen neue Erwerbsquellen zu eröffnen und ihnen die vorhandenen Quellen leichter zugänglich zu machen, letzteres insbesondere durch entsprechende Ausbildung zu der erforderlichen Leistungsfähigkeit. Hierzu sei ein Jnstitut eingerichtet, in welchem Stenographie, Malerei, Buchführung gelehrt werden, es sei eine Druckerei als Setzerinnenschule ge- gründet u. s. w. Auch über zwei Pariser Vereine berichtet die Denkschrift, welche die gewerbliche Vorbildung der Frauen zur Aufgabe haben, und welche von Frauen geleitet würden. Etwas Aehnliches soll für Deutschland geschaffen werden. Die traurige Lage der Näherinnen sei bekannt. Sie sei die Folge des Zu- dranges, welcher sich chronisch forterzeugt aus Mangel an der Fähigkeit zu anderen weiblichen Berufsarten. Aehnliches zeige sich bei der Menge der Lehrerinnen und Gouvernanten; für eine offene Stelle an einer Berliner Schule hatten sich binnen weniger Tage 114 Bewerberinnen gemeldet. Es käme darauf an, das weibliche Geschlecht für alle solche Arbeiten heran- zubilden, für welche dasselbe vorzugsweise beanlagt ist. Hier werden nun fünf Kategorien als besonders geeignet empfohlen; auf dem Gebiete des Handwerkes: Buchdruck, Buchbinderei, Uhrmacherei, Schuhmacherei, Schneiderei; auf dem Gebiete des Handels: Buchhaltung, Kassenführung, Waarenverkauf, Buch-
an, die in Deutschland bemerkbar waren; sie verwies aber namentlich auf die Vorgänge in England, Frankreich, Nord- amerika. Jn England habe man, als sich nach der letzten Volkszählung ergeben, daß mehr als zwei Millionen unver- heiratheter Frauen auf Selbsterhaltung angewiesen seien, sofort einen Verein von Damen unter der Leitung des Lord Shaftes- bury gebildet als „Gesellschaft zur Beförderung der Beschäfti- gung von Frauen“, um der Noth derjenigen Frauen abzuhelfen, welche gezwungen sind, Stellen als Lehrerinnen, Verkäuferinnen u. dgl. zu suchen, um den Frauen neue Erwerbsquellen zu eröffnen und ihnen die vorhandenen Quellen leichter zugänglich zu machen, letzteres insbesondere durch entsprechende Ausbildung zu der erforderlichen Leistungsfähigkeit. Hierzu sei ein Jnstitut eingerichtet, in welchem Stenographie, Malerei, Buchführung gelehrt werden, es sei eine Druckerei als Setzerinnenschule ge- gründet u. s. w. Auch über zwei Pariser Vereine berichtet die Denkschrift, welche die gewerbliche Vorbildung der Frauen zur Aufgabe haben, und welche von Frauen geleitet würden. Etwas Aehnliches soll für Deutschland geschaffen werden. Die traurige Lage der Näherinnen sei bekannt. Sie sei die Folge des Zu- dranges, welcher sich chronisch forterzeugt aus Mangel an der Fähigkeit zu anderen weiblichen Berufsarten. Aehnliches zeige sich bei der Menge der Lehrerinnen und Gouvernanten; für eine offene Stelle an einer Berliner Schule hatten sich binnen weniger Tage 114 Bewerberinnen gemeldet. Es käme darauf an, das weibliche Geschlecht für alle solche Arbeiten heran- zubilden, für welche dasselbe vorzugsweise beanlagt ist. Hier werden nun fünf Kategorien als besonders geeignet empfohlen; auf dem Gebiete des Handwerkes: Buchdruck, Buchbinderei, Uhrmacherei, Schuhmacherei, Schneiderei; auf dem Gebiete des Handels: Buchhaltung, Kassenführung, Waarenverkauf, Buch-
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an, die in Deutschland bemerkbar waren; sie verwies aber
namentlich auf die Vorgänge in England, Frankreich, Nord-
amerika. Jn England habe man, als sich nach der letzten
Volkszählung ergeben, daß mehr als zwei Millionen unver-
heiratheter Frauen auf Selbsterhaltung angewiesen seien, sofort
einen Verein von Damen unter der Leitung des Lord Shaftes-
bury gebildet als „Gesellschaft zur Beförderung der Beschäfti-
gung von Frauen“, um der Noth derjenigen Frauen abzuhelfen,
welche gezwungen sind, Stellen als Lehrerinnen, Verkäuferinnen
u. dgl. zu suchen, um den Frauen neue Erwerbsquellen zu
eröffnen und ihnen die vorhandenen Quellen leichter zugänglich
zu machen, letzteres insbesondere durch entsprechende Ausbildung
zu der erforderlichen Leistungsfähigkeit. Hierzu sei ein Jnstitut
eingerichtet, in welchem Stenographie, Malerei, Buchführung
gelehrt werden, es sei eine Druckerei als Setzerinnenschule ge-
gründet u. s. w. Auch über zwei Pariser Vereine berichtet die
Denkschrift, welche die gewerbliche Vorbildung der Frauen zur
Aufgabe haben, und welche von Frauen geleitet würden. Etwas
Aehnliches soll für Deutschland geschaffen werden. Die traurige
Lage der Näherinnen sei bekannt. Sie sei die Folge des Zu-
dranges, welcher sich chronisch forterzeugt aus Mangel an der
Fähigkeit zu anderen weiblichen Berufsarten. Aehnliches zeige
sich bei der Menge der Lehrerinnen und Gouvernanten; für
eine offene Stelle an einer Berliner Schule hatten sich binnen
weniger Tage 114 Bewerberinnen gemeldet. Es käme darauf
an, das weibliche Geschlecht für alle solche Arbeiten heran-
zubilden, für welche dasselbe vorzugsweise beanlagt ist. Hier
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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2021-02-18T15:54:56Z)
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Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cohn_frauenbewegung_1896/31>, abgerufen am 17.07.2024.
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