Cohn, Gustav: Die deutsche Frauenbewegung. Berlin, 1896.langen. Kein Naturgesetz über die fortschreitende Differenzirung III. Schon vorhin sahen wir, daß die Literatur vor zwei Es gebührte dem Zeitalter der Aufklärung und der fran- Nicht daß es häufig geschehen ist, daß es damals viel langen. Kein Naturgesetz über die fortschreitende Differenzirung III. Schon vorhin sahen wir, daß die Literatur vor zwei Es gebührte dem Zeitalter der Aufklärung und der fran- Nicht daß es häufig geschehen ist, daß es damals viel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0104" n="88"/> langen. Kein Naturgesetz über die fortschreitende Differenzirung<lb/> gibt uns den mindesten Aufschluß darüber, wo dieser Kreuzungs-<lb/> punkt entgegengesetzter Forderungen unserer Cultur zu finden sei.</p><lb/> </div> <div n="3"> <head><hi rendition="#aq">III</hi>.</head><lb/> <p>Schon vorhin sahen wir, daß die Literatur vor zwei<lb/> Jahrhunderten Zeugnisse aufweist, die den Vorwurf geistiger<lb/> oder moralischer Jnferiorität des weiblichen Geschlechts gegen-<lb/> über dem männlichen mit der Vertheidigung zurückweisen, nicht<lb/> die Natur, sondern die Verschiedenheit der Erziehung verschulde<lb/> diese Jnferiorität, oder die geradezu behaupten, die moralische<lb/> Jnferiorität oder Differenz bestehe nur in der Einbildung des<lb/> männlichen Geschlechts, und welche diesem sein echtes Bild im<lb/> Spiegel seiner Vorwürfe zurückwerfen.</p><lb/> <p>Es gebührte dem Zeitalter der Aufklärung und der fran-<lb/> zösischen Revolution mit seinem Appell an die Natur und an<lb/> die natürlichen Rechte, mit seinem Gegensatze des natürlichen<lb/> oder vernünftigen Zustandes zu den Verirrungen der bisherigen<lb/> Geschichte und Cultur, – es gebührte diesem Zeitalter, auch<lb/> die Frage der Frauennatur aufzustellen und zu beantworten.</p><lb/> <p>Nicht daß es häufig geschehen ist, daß es damals viel<lb/> Jnteresse und vielen Beifall gefunden hätte. Es ist aber be-<lb/> merkenswerth, es kennzeichnet die Folgerichtigkeit, mit der gewisse<lb/> Richtungen eines Gedankenganges in einem Zeitalter sich durch-<lb/> zusetzen wissen, daß in Frankreich, England, Deutschland damals<lb/> je ein namhafter Schriftsteller auftritt und im Geiste der Zeit<lb/> die Antwort findet.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [88/0104]
langen. Kein Naturgesetz über die fortschreitende Differenzirung
gibt uns den mindesten Aufschluß darüber, wo dieser Kreuzungs-
punkt entgegengesetzter Forderungen unserer Cultur zu finden sei.
III.
Schon vorhin sahen wir, daß die Literatur vor zwei
Jahrhunderten Zeugnisse aufweist, die den Vorwurf geistiger
oder moralischer Jnferiorität des weiblichen Geschlechts gegen-
über dem männlichen mit der Vertheidigung zurückweisen, nicht
die Natur, sondern die Verschiedenheit der Erziehung verschulde
diese Jnferiorität, oder die geradezu behaupten, die moralische
Jnferiorität oder Differenz bestehe nur in der Einbildung des
männlichen Geschlechts, und welche diesem sein echtes Bild im
Spiegel seiner Vorwürfe zurückwerfen.
Es gebührte dem Zeitalter der Aufklärung und der fran-
zösischen Revolution mit seinem Appell an die Natur und an
die natürlichen Rechte, mit seinem Gegensatze des natürlichen
oder vernünftigen Zustandes zu den Verirrungen der bisherigen
Geschichte und Cultur, – es gebührte diesem Zeitalter, auch
die Frage der Frauennatur aufzustellen und zu beantworten.
Nicht daß es häufig geschehen ist, daß es damals viel
Jnteresse und vielen Beifall gefunden hätte. Es ist aber be-
merkenswerth, es kennzeichnet die Folgerichtigkeit, mit der gewisse
Richtungen eines Gedankenganges in einem Zeitalter sich durch-
zusetzen wissen, daß in Frankreich, England, Deutschland damals
je ein namhafter Schriftsteller auftritt und im Geiste der Zeit
die Antwort findet.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2021-02-18T15:54:56Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt, Juliane Nau: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2021-02-18T15:54:56Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |