p2c_564.001 Elegie im ersten Buche an den Priap ist voll Grazie,p2c_564.002 und man kann sie beynahe galant nennen, ungeachtet p2c_564.003 sie einen an sich nicht delicaten Gegenstand berührt. - p2c_564.004 Die Grazie, als die Bewegung beym niedern Schönen p2c_564.005 findet also am besten in der Mitte der Elegie statt. Der p2c_564.006 Schluß muß wieder sanft seyn, damit man nicht aus der p2c_564.007 Tonart falle. Das niedliche paßt für die Elegie am p2c_564.008 wenigsten. Es hat zu viel den Charakter der Vollendung.p2c_564.009 Eher kann eine Ode sich dem niedlichen nähern, p2c_564.010 als die eigentliche Elegie, z. B. Horaz o fons Blandusiae. p2c_564.011 - Die Dichter schildern die Elegie mit p2c_564.012 langen Haaren und in weiten Kleidern. Sie kann also p2c_564.013 nicht das knappe enge Gewand des Niedlichen vertragen. p2c_564.014 Unter allen Gattungen des niedern Schönen haben die p2c_564.015 Dichter das Sanfte als herrschend in ihren Selbstgesprächen p2c_564.016 gewählt, weil dieses die Wärme des Enthusiasmus p2c_564.017 am meisten nährt, am längsten erhält. Jede höhere Empfindung, p2c_564.018 die sich mit dem Sanften gar nicht amalgamiren p2c_564.019 läßt, ist eine Dissonanz für die Elegie. Ovid hat p2c_564.020 diras (Jnvectiven) gegen einen gewissen Jbis geschrieben im p2c_564.021 Elegieenton. Allein er gesteht selbst non soleant quamvis p2c_564.022 hoc pede bella geri.
p2c_564.023 §. 3.
p2c_564.024 2) Wenn gleich die Elegie keine durch ein Objekt p2c_564.025 bestimmte Gedankenreihe hat, so muß doch diese p2c_564.026 durch zufällige Gemüthsstimmung entstandene Gedankenreihe
p2c_564.001 Elegie im ersten Buche an den Priap ist voll Grazie,p2c_564.002 und man kann sie beynahe galant nennen, ungeachtet p2c_564.003 sie einen an sich nicht delicaten Gegenstand berührt. ─ p2c_564.004 Die Grazie, als die Bewegung beym niedern Schönen p2c_564.005 findet also am besten in der Mitte der Elegie statt. Der p2c_564.006 Schluß muß wieder sanft seyn, damit man nicht aus der p2c_564.007 Tonart falle. Das niedliche paßt für die Elegie am p2c_564.008 wenigsten. Es hat zu viel den Charakter der Vollendung.p2c_564.009 Eher kann eine Ode sich dem niedlichen nähern, p2c_564.010 als die eigentliche Elegie, z. B. Horaz o fons Blandusiae. p2c_564.011 ─ Die Dichter schildern die Elegie mit p2c_564.012 langen Haaren und in weiten Kleidern. Sie kann also p2c_564.013 nicht das knappe enge Gewand des Niedlichen vertragen. p2c_564.014 Unter allen Gattungen des niedern Schönen haben die p2c_564.015 Dichter das Sanfte als herrschend in ihren Selbstgesprächen p2c_564.016 gewählt, weil dieses die Wärme des Enthusiasmus p2c_564.017 am meisten nährt, am längsten erhält. Jede höhere Empfindung, p2c_564.018 die sich mit dem Sanften gar nicht amalgamiren p2c_564.019 läßt, ist eine Dissonanz für die Elegie. Ovid hat p2c_564.020 diras (Jnvectiven) gegen einen gewissen Jbis geschrieben im p2c_564.021 Elegieenton. Allein er gesteht selbst non soleant quamvis p2c_564.022 hoc pede bella geri.
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Elegieenton. Allein er gesteht selbst non soleant quamvis p2c_564.022
hoc pede bella geri.
p2c_564.023
§. 3.
p2c_564.024
2) Wenn gleich die Elegie keine durch ein Objekt p2c_564.025
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 564. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/88>, abgerufen am 16.07.2024.
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