p2c_555.001 fast aus lauter Epitheten. 4) Dithyramben. Haben mehr p2c_555.002 den Charakter des Heftigen als des Feyerlichen. (Der p2c_555.003 Ausdruck soll daher kommen, daß Bachus zweymal geboren p2c_555.004 worden, dis thuras ameibon. Andere meynen, daher, p2c_555.005 daß, nach dem Archilochus, ein Diener des Bachus so geheißen.) p2c_555.006 Dem sey wie ihm wolle, so ist der Styl der dithyrambischen p2c_555.007 Hymnen auf den Bachus im höchsten Grade lyrisch, p2c_555.008 das Metrum wechselnd und voll kurzer Sylben gewesen. p2c_555.009 Man erfand und setzte neue lange Worte dazu zusammen. p2c_555.010 Aeschylus nennt den dithurambon mixoboan. - p2c_555.011 Die Dithyramben des Pindar sind verlohren gegangen. p2c_555.012 Eine Gattung davon hieß Hyporchema. Auch Lobgesänge p2c_555.013 auf andre Götter, den Silen, die Cybele, den Priap u. p2c_555.014 s. w. heißen zuweilen Dithyramben, wiewohl auch dafür p2c_555.015 wieder andere Sylbenmaaße statt fanden (s. oben). Die p2c_555.016 Dithyramben wurden von der freysten Musik begleitet, welcher p2c_555.017 phrugios nomos hieß. Die dorische Harmonie hingegen p2c_555.018 (doristi), welche bey den Tibiis statt fand, konnte auf den p2c_555.019 Dithyramben nicht angewendet werden. Sie war ernst und p2c_555.020 besänftigte mehr, als daß sie hinriß. - Die Neuern verstehen p2c_555.021 unter den Dithyramben Gedichte, wo der höchste lyrische p2c_555.022 Rausch in Sprache und Sylbenmaaß ausgedrückt ist. p2c_555.023 Sie setzen also ungewöhnliches Genie voraus. Die Ode des p2c_555.024 Horaz: Quo me Bache rapis, mag wohl noch die einzige p2c_555.025 Dithyrambe von Werth seyn. Die Jtaliener, Franzosen p2c_555.026 und Deutschen haben die dithyrambische Manier nachgeahmt, p2c_555.027 am neusten Voß und de Lisle. Klopstocks geistliche p2c_555.028 Oden nähern sich zuweilen der Dithyrambe. Nur ein solcher
p2c_555.001 fast aus lauter Epitheten. 4) Dithyramben. Haben mehr p2c_555.002 den Charakter des Heftigen als des Feyerlichen. (Der p2c_555.003 Ausdruck soll daher kommen, daß Bachus zweymal geboren p2c_555.004 worden, δις θυρας ἀμειβων. Andere meynen, daher, p2c_555.005 daß, nach dem Archilochus, ein Diener des Bachus so geheißen.) p2c_555.006 Dem sey wie ihm wolle, so ist der Styl der dithyrambischen p2c_555.007 Hymnen auf den Bachus im höchsten Grade lyrisch, p2c_555.008 das Metrum wechselnd und voll kurzer Sylben gewesen. p2c_555.009 Man erfand und setzte neue lange Worte dazu zusammen. p2c_555.010 Aeschylus nennt den διθυραμβον μιξοβοαν. ─ p2c_555.011 Die Dithyramben des Pindar sind verlohren gegangen. p2c_555.012 Eine Gattung davon hieß Hyporchema. Auch Lobgesänge p2c_555.013 auf andre Götter, den Silen, die Cybele, den Priap u. p2c_555.014 s. w. heißen zuweilen Dithyramben, wiewohl auch dafür p2c_555.015 wieder andere Sylbenmaaße statt fanden (s. oben). Die p2c_555.016 Dithyramben wurden von der freysten Musik begleitet, welcher p2c_555.017 φρυγιος νομος hieß. Die dorische Harmonie hingegen p2c_555.018 (δωριϛι), welche bey den Tibiis statt fand, konnte auf den p2c_555.019 Dithyramben nicht angewendet werden. Sie war ernst und p2c_555.020 besänftigte mehr, als daß sie hinriß. ─ Die Neuern verstehen p2c_555.021 unter den Dithyramben Gedichte, wo der höchste lyrische p2c_555.022 Rausch in Sprache und Sylbenmaaß ausgedrückt ist. p2c_555.023 Sie setzen also ungewöhnliches Genie voraus. Die Ode des p2c_555.024 Horaz: Quo me Bache rapis, mag wohl noch die einzige p2c_555.025 Dithyrambe von Werth seyn. Die Jtaliener, Franzosen p2c_555.026 und Deutschen haben die dithyrambische Manier nachgeahmt, p2c_555.027 am neusten Voß und de Lisle. Klopstocks geistliche p2c_555.028 Oden nähern sich zuweilen der Dithyrambe. Nur ein solcher
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/79>, abgerufen am 16.07.2024.
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