p2c_550.001 anlassung enthalten muß, die die Singenden feyerlich p2c_550.002 stimmt. Die sogenannten homerischen Hymnen sind p2c_550.003 sehr simpel zu Anfang, wie überhaupt. Allein dies sind p2c_550.004 mehr kleine historische Stücke, und können kaum zur lyrischen p2c_550.005 Poesie gezählt werden. - Callimachus ist weit lyrischer. p2c_550.006 Wie feyerlich ist nicht der Anfang seines Hymnus an p2c_550.007 die Ceres. Man sieht den ganzen Schauplatz voll begeisterter p2c_550.008 zum Gottesdienst versammelter Menschen vor sich. - p2c_550.009 Auch beym Schluß einer Hymne darf sich die Phantasie nicht p2c_550.010 so frey verliehren, wie bey einer Ode. Denn die Veranlassung p2c_550.011 zur Hymne ist feyerlich. Sie soll eine heilige Gemüthsstimmung p2c_550.012 zurücklassen. Der Odendichter folgt seiner p2c_550.013 Laune, beginnt mit Anstrengung oder Erhabenheit, und p2c_550.014 endet leicht, oder auch umgekehrt. Die Hymne muß mit p2c_550.015 eben der großen Empfindung enden, wie sie begann. p2c_550.016 Auch in den homerischen Hymnen wird zum Schluß wenigstens p2c_550.017 ein Gruß an den Gott wiederholt. Mesomedesp2c_550.018 Hymne an die Nemesis hat den Charakter der Stärke und p2c_550.019 des Grausenden. Darum ist auch die letzte Jdee, mit p2c_550.020 welcher der Dichter schließt, der Tartarus. - Uebrigens p2c_550.021 können sich in der Hymne selbst auch lichtere Bilder und reizend p2c_550.022 schöne Empfindungen zeigen, wenn es die Jdeenreihe p2c_550.023 so mit sich bringt. Nur kann die Phantasie sich nicht so p2c_550.024 ganz denselben überlassen, wie bey der Ode.
p2c_550.025 §. 9.
p2c_550.026 2) Da die Hymne ein lyrisches Gedicht ist, p2c_550.027 folglich die subjektive Stimmung der Singenden mehr
p2c_550.001 anlassung enthalten muß, die die Singenden feyerlich p2c_550.002 stimmt. Die sogenannten homerischen Hymnen sind p2c_550.003 sehr simpel zu Anfang, wie überhaupt. Allein dies sind p2c_550.004 mehr kleine historische Stücke, und können kaum zur lyrischen p2c_550.005 Poesie gezählt werden. ─ Callimachus ist weit lyrischer. p2c_550.006 Wie feyerlich ist nicht der Anfang seines Hymnus an p2c_550.007 die Ceres. Man sieht den ganzen Schauplatz voll begeisterter p2c_550.008 zum Gottesdienst versammelter Menschen vor sich. ─ p2c_550.009 Auch beym Schluß einer Hymne darf sich die Phantasie nicht p2c_550.010 so frey verliehren, wie bey einer Ode. Denn die Veranlassung p2c_550.011 zur Hymne ist feyerlich. Sie soll eine heilige Gemüthsstimmung p2c_550.012 zurücklassen. Der Odendichter folgt seiner p2c_550.013 Laune, beginnt mit Anstrengung oder Erhabenheit, und p2c_550.014 endet leicht, oder auch umgekehrt. Die Hymne muß mit p2c_550.015 eben der großen Empfindung enden, wie sie begann. p2c_550.016 Auch in den homerischen Hymnen wird zum Schluß wenigstens p2c_550.017 ein Gruß an den Gott wiederholt. Mesomedesp2c_550.018 Hymne an die Nemesis hat den Charakter der Stärke und p2c_550.019 des Grausenden. Darum ist auch die letzte Jdee, mit p2c_550.020 welcher der Dichter schließt, der Tartarus. ─ Uebrigens p2c_550.021 können sich in der Hymne selbst auch lichtere Bilder und reizend p2c_550.022 schöne Empfindungen zeigen, wenn es die Jdeenreihe p2c_550.023 so mit sich bringt. Nur kann die Phantasie sich nicht so p2c_550.024 ganz denselben überlassen, wie bey der Ode.
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Hymne an die Nemesis hat den Charakter der Stärke und p2c_550.019
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/74>, abgerufen am 16.07.2024.
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