Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_547.001 p2c_547.001 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0071" n="547"/><lb n="p2c_547.001"/> gleich die erste an den Mäzen ist nur ein Scherz. ─ Das <lb n="p2c_547.002"/> schöne Gedicht: <hi rendition="#aq">Beatus ille</hi>, hat nur einen satyrischen <lb n="p2c_547.003"/> Schluß, der eigentlich nicht recht paßt. ─ Wegen der <lb n="p2c_547.004"/> Veranlassung zu manchen Oden haben sie auch zuweilen <lb n="p2c_547.005"/> eigne Benennungen erhalten. <hi rendition="#aq">d) Epinicia</hi>, wurden bey <lb n="p2c_547.006"/> den griechischen Spielen dem Sieger gewidmet. Daher die <lb n="p2c_547.007"/> Pindarischen <hi rendition="#aq">Olympionicae, Nemeonicae, Pythionicae, <lb n="p2c_547.008"/> Isthmionicae</hi>. Man sollte dies nicht Siegeshymnen <lb n="p2c_547.009"/> übersetzen. Denn <hi rendition="#g">Hymne,</hi> wenn man endlich einmal eine <lb n="p2c_547.010"/> feste Kunstsprache einführen will, muß für die Gesänge bleiben, <lb n="p2c_547.011"/> wo nicht blos der Dichter, sondern mehrere zusammen <lb n="p2c_547.012"/> singen. <hi rendition="#aq">e</hi>) Das <hi rendition="#aq">Melos</hi>, Liebesgedichte (<foreign xml:lang="grc">ἐρωτικα</foreign>) in <lb n="p2c_547.013"/> freyerm Odenschwung, soll der Lyriker Alcwan erfunden <lb n="p2c_547.014"/> haben. Hierinnen ist Sappho vor allen berühmt. <hi rendition="#aq">f</hi>) Die <lb n="p2c_547.015"/> <hi rendition="#aq">Scolia</hi> der Griechen. Zuweilen sangen mehrere zusammen <lb n="p2c_547.016"/> bey den Gastmählern. Dann mochten es keine Oden, sondern <lb n="p2c_547.017"/> mehr gesellige Lieder seyn. Allein zuweilen ward nach <lb n="p2c_547.018"/> der Reihe gesungen, von jedem Einzelnen, der alsdann eine <lb n="p2c_547.019"/> Myrte oder einen Lorbeer auf dem Haupte und in der Hand <lb n="p2c_547.020"/> trug. Diese Scolia, wie wir aus dem sehen, was davon <lb n="p2c_547.021"/> auf unsre Zeiten gekommen ist, sind wahre Oden im freysten <lb n="p2c_547.022"/> lyrischen Schwung, enthielten das Lob eines berühmten <lb n="p2c_547.023"/> Mannes, z. B. das berühmte <foreign xml:lang="grc">ἐν μυρτου κλαδι</foreign> auf den Aristogiton <lb n="p2c_547.024"/> und Harmodius, auf den Aiar, oder eine Lebenssentenz. <lb n="p2c_547.025"/> Das Scolion des Timocreon Rhodius wider den <lb n="p2c_547.026"/> Reichthum, das gewiß bey unsern Festen nicht gesungen <lb n="p2c_547.027"/> werden würde, weil unsre Feste gern nichts wie Beweise des <lb n="p2c_547.028"/> Reichthums seyn möchten. ─ Der berühmte Päan (im uneigentlichen </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [547/0071]
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gleich die erste an den Mäzen ist nur ein Scherz. ─ Das p2c_547.002
schöne Gedicht: Beatus ille, hat nur einen satyrischen p2c_547.003
Schluß, der eigentlich nicht recht paßt. ─ Wegen der p2c_547.004
Veranlassung zu manchen Oden haben sie auch zuweilen p2c_547.005
eigne Benennungen erhalten. d) Epinicia, wurden bey p2c_547.006
den griechischen Spielen dem Sieger gewidmet. Daher die p2c_547.007
Pindarischen Olympionicae, Nemeonicae, Pythionicae, p2c_547.008
Isthmionicae. Man sollte dies nicht Siegeshymnen p2c_547.009
übersetzen. Denn Hymne, wenn man endlich einmal eine p2c_547.010
feste Kunstsprache einführen will, muß für die Gesänge bleiben, p2c_547.011
wo nicht blos der Dichter, sondern mehrere zusammen p2c_547.012
singen. e) Das Melos, Liebesgedichte (ἐρωτικα) in p2c_547.013
freyerm Odenschwung, soll der Lyriker Alcwan erfunden p2c_547.014
haben. Hierinnen ist Sappho vor allen berühmt. f) Die p2c_547.015
Scolia der Griechen. Zuweilen sangen mehrere zusammen p2c_547.016
bey den Gastmählern. Dann mochten es keine Oden, sondern p2c_547.017
mehr gesellige Lieder seyn. Allein zuweilen ward nach p2c_547.018
der Reihe gesungen, von jedem Einzelnen, der alsdann eine p2c_547.019
Myrte oder einen Lorbeer auf dem Haupte und in der Hand p2c_547.020
trug. Diese Scolia, wie wir aus dem sehen, was davon p2c_547.021
auf unsre Zeiten gekommen ist, sind wahre Oden im freysten p2c_547.022
lyrischen Schwung, enthielten das Lob eines berühmten p2c_547.023
Mannes, z. B. das berühmte ἐν μυρτου κλαδι auf den Aristogiton p2c_547.024
und Harmodius, auf den Aiar, oder eine Lebenssentenz. p2c_547.025
Das Scolion des Timocreon Rhodius wider den p2c_547.026
Reichthum, das gewiß bey unsern Festen nicht gesungen p2c_547.027
werden würde, weil unsre Feste gern nichts wie Beweise des p2c_547.028
Reichthums seyn möchten. ─ Der berühmte Päan (im uneigentlichen
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