Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_539.001 p2c_539.025 p2c_539.026 p2c_539.001 p2c_539.025 p2c_539.026 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0063" n="539"/><lb n="p2c_539.001"/> er wird mit einer heftigen und lebhaften Frage beginnen: <lb n="p2c_539.002"/> <hi rendition="#aq">Quo me Bache rapis</hi>? ─ Wohin wird mein Gesang verschlagen? <lb n="p2c_539.003"/> <hi rendition="#g">Uz.</hi> ─ oder eine starke große Sentenz an die <lb n="p2c_539.004"/> Spitze seiner Jdeenreihe stellen: <hi rendition="#aq">Iustum et tenacem etc</hi>. <lb n="p2c_539.005"/> Da die <hi rendition="#g">Ode</hi> eine gewisse Freyheit der ästhetischen Empfindung <lb n="p2c_539.006"/> behauptet, so wird sie am Schlusse das Erhabene, wie <lb n="p2c_539.007"/> ein Epiphonem lieben, das einen unbestimmbaren Nachhall <lb n="p2c_539.008"/> in der Seele zurückläßt. Das niedere Schöne, welches sich <lb n="p2c_539.009"/> in der Ode findet, darf die Kraft der Ode nicht ganz erweichen, <lb n="p2c_539.010"/> es darf auch durch keine ganz kontrastirende Modification <lb n="p2c_539.011"/> stöhren oder beleidigen. Z. B. Das <hi rendition="#g">Scherzhafte</hi> <lb n="p2c_539.012"/> darf in der Ode eigentlich nicht statt finden. Klopstock hat <lb n="p2c_539.013"/> zuweilen <hi rendition="#g">Scherz</hi> in seinen Oden, aber allemal unter einer <lb n="p2c_539.014"/> edlen Form. Manche anakreontische Gedichte sind vollkommne <lb n="p2c_539.015"/> Oden. Manche Stücke des Horaz, in welchen die <lb n="p2c_539.016"/> Freude, die Liebe herrscht, sind nichtsdestoweniger vollkommene <lb n="p2c_539.017"/> Oden. Denn diese Dichter verbinden immer mit der <lb n="p2c_539.018"/> Aufmunterung zur Freude, des Gastmahls und des Bechers <lb n="p2c_539.019"/> den Gedanken an die Vergänglichkeit des Lebens, an den <lb n="p2c_539.020"/> Tartarus. <hi rendition="#aq">Huc vina et unguenta, et nimium <hi rendition="#g">breves</hi> <lb n="p2c_539.021"/> flores amoenae ferre iube rosae. ─ Linquenda <lb n="p2c_539.022"/> tellus et domus et placens uxor</hi> ─ oder Anakreon <lb n="p2c_539.023"/> führt uns vom Gastmahl zur Anschauung der ganzen Welt: <lb n="p2c_539.024"/> <foreign xml:lang="grc">ἡ γη μελαινα πινει κ</foreign>. <foreign xml:lang="grc">τ</foreign>. <foreign xml:lang="grc">λ</foreign>.</p> <p> <hi rendition="#c"><lb n="p2c_539.025"/> §. 3.</hi> </p> <p><lb n="p2c_539.026"/> 2) Da die Ode keinen objektiv bestimmten Gegenstand <lb n="p2c_539.027"/> hat, aber doch eine <hi rendition="#g">Gedankenreihe</hi> enthält, </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [539/0063]
p2c_539.001
er wird mit einer heftigen und lebhaften Frage beginnen: p2c_539.002
Quo me Bache rapis? ─ Wohin wird mein Gesang verschlagen? p2c_539.003
Uz. ─ oder eine starke große Sentenz an die p2c_539.004
Spitze seiner Jdeenreihe stellen: Iustum et tenacem etc. p2c_539.005
Da die Ode eine gewisse Freyheit der ästhetischen Empfindung p2c_539.006
behauptet, so wird sie am Schlusse das Erhabene, wie p2c_539.007
ein Epiphonem lieben, das einen unbestimmbaren Nachhall p2c_539.008
in der Seele zurückläßt. Das niedere Schöne, welches sich p2c_539.009
in der Ode findet, darf die Kraft der Ode nicht ganz erweichen, p2c_539.010
es darf auch durch keine ganz kontrastirende Modification p2c_539.011
stöhren oder beleidigen. Z. B. Das Scherzhafte p2c_539.012
darf in der Ode eigentlich nicht statt finden. Klopstock hat p2c_539.013
zuweilen Scherz in seinen Oden, aber allemal unter einer p2c_539.014
edlen Form. Manche anakreontische Gedichte sind vollkommne p2c_539.015
Oden. Manche Stücke des Horaz, in welchen die p2c_539.016
Freude, die Liebe herrscht, sind nichtsdestoweniger vollkommene p2c_539.017
Oden. Denn diese Dichter verbinden immer mit der p2c_539.018
Aufmunterung zur Freude, des Gastmahls und des Bechers p2c_539.019
den Gedanken an die Vergänglichkeit des Lebens, an den p2c_539.020
Tartarus. Huc vina et unguenta, et nimium breves p2c_539.021
flores amoenae ferre iube rosae. ─ Linquenda p2c_539.022
tellus et domus et placens uxor ─ oder Anakreon p2c_539.023
führt uns vom Gastmahl zur Anschauung der ganzen Welt: p2c_539.024
ἡ γη μελαινα πινει κ. τ. λ.
p2c_539.025
§. 3.
p2c_539.026
2) Da die Ode keinen objektiv bestimmten Gegenstand p2c_539.027
hat, aber doch eine Gedankenreihe enthält,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |