Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_529.001 p2c_529.001 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0053" n="529"/><lb n="p2c_529.001"/> Einige nennen dergleichen Stücke <hi rendition="#g">Jdyllen,</hi> im weitsten <lb n="p2c_529.002"/> Sinne des griechischen Worts, wo es ein kleines vollendetes <lb n="p2c_529.003"/> Ganze heißt (<foreign xml:lang="grc">εἰδυλλιον</foreign>). <hi rendition="#aq">b</hi>) Geschichte, die mehr zum <lb n="p2c_529.004"/> niedern Schönen Stoff giebt ─ z. B. <hi rendition="#g">historische Jdyllen.</hi> <lb n="p2c_529.005"/> Hierher kann man das Buch Ruth, manches aus <lb n="p2c_529.006"/> dem Leben der Erzväter rechnen u. s. w. 2) Die darstellende <lb n="p2c_529.007"/> Poesie der Hebräer hat auch vorzüglich didaktische <lb n="p2c_529.008"/> Stücke aufzuweisen. Hierher gehören <hi rendition="#aq">a</hi>) Lehrgedichte in <lb n="p2c_529.009"/> bistorischer Form, z. B. das Buch <hi rendition="#g">Hiob,</hi> eins der erhabensten <lb n="p2c_529.010"/> glänzendesten Gedichte des Alterthums, das aber <lb n="p2c_529.011"/> nicht ganz zu den Nationalwerken der Jsraeliten zu gehören <lb n="p2c_529.012"/> scheint. Es liegt zwar eine dramatische Geschichte zu <lb n="p2c_529.013"/> Grunde. Allein der Hauptgegenstand ist der Streit Hiobs <lb n="p2c_529.014"/> und seiner Freunde, und Gottes Ausspruch, eine Theodizee <lb n="p2c_529.015"/> wegen des Uebels in der Welt, welche Ergebung in den <lb n="p2c_529.016"/> Willen, in die höchste Weisheit und Majestät Gottes verlangt. <lb n="p2c_529.017"/> <hi rendition="#aq">b</hi>) Lehrende Systeme. Hierher kann man das <lb n="p2c_529.018"/> Predigerbuch oder die predigende Weisheit Salomons rechnen. <lb n="p2c_529.019"/> Die Hauptlehre ist Vergänglichkeit und Hinfälligkeit <lb n="p2c_529.020"/> der menschlichen Dinge. Also ist Zusammenhang im Ganzen. <lb n="p2c_529.021"/> <hi rendition="#aq">c</hi>) Sammlung von Sentenzen, <foreign xml:lang="hbo">‎‏כילשמ‏‎</foreign>. Die <lb n="p2c_529.022"/> Sprüchwörter und kurzen Sentenzen, und überhaupt der <lb n="p2c_529.023"/> gnomische Styl ist der hebräischen Poesie als Poesie vorzüglich <lb n="p2c_529.024"/> eigen. ─ Hierher gehören die Sprüche <hi rendition="#g">Salomons.</hi> <lb n="p2c_529.025"/> Sie haben eine Einleitung, und alsdann folgen abgerißne <lb n="p2c_529.026"/> Parabeln und Sprüche. Nachahmungen davon sind das <lb n="p2c_529.027"/> Buch Sirach und die Weisheit Salomons in griechischer <lb n="p2c_529.028"/> Sprache. <hi rendition="#aq">d</hi>) Lehrgedichte in Liederform, z. B. manche </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [529/0053]
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Einige nennen dergleichen Stücke Jdyllen, im weitsten p2c_529.002
Sinne des griechischen Worts, wo es ein kleines vollendetes p2c_529.003
Ganze heißt (εἰδυλλιον). b) Geschichte, die mehr zum p2c_529.004
niedern Schönen Stoff giebt ─ z. B. historische Jdyllen. p2c_529.005
Hierher kann man das Buch Ruth, manches aus p2c_529.006
dem Leben der Erzväter rechnen u. s. w. 2) Die darstellende p2c_529.007
Poesie der Hebräer hat auch vorzüglich didaktische p2c_529.008
Stücke aufzuweisen. Hierher gehören a) Lehrgedichte in p2c_529.009
bistorischer Form, z. B. das Buch Hiob, eins der erhabensten p2c_529.010
glänzendesten Gedichte des Alterthums, das aber p2c_529.011
nicht ganz zu den Nationalwerken der Jsraeliten zu gehören p2c_529.012
scheint. Es liegt zwar eine dramatische Geschichte zu p2c_529.013
Grunde. Allein der Hauptgegenstand ist der Streit Hiobs p2c_529.014
und seiner Freunde, und Gottes Ausspruch, eine Theodizee p2c_529.015
wegen des Uebels in der Welt, welche Ergebung in den p2c_529.016
Willen, in die höchste Weisheit und Majestät Gottes verlangt. p2c_529.017
b) Lehrende Systeme. Hierher kann man das p2c_529.018
Predigerbuch oder die predigende Weisheit Salomons rechnen. p2c_529.019
Die Hauptlehre ist Vergänglichkeit und Hinfälligkeit p2c_529.020
der menschlichen Dinge. Also ist Zusammenhang im Ganzen. p2c_529.021
c) Sammlung von Sentenzen, כילשמ. Die p2c_529.022
Sprüchwörter und kurzen Sentenzen, und überhaupt der p2c_529.023
gnomische Styl ist der hebräischen Poesie als Poesie vorzüglich p2c_529.024
eigen. ─ Hierher gehören die Sprüche Salomons. p2c_529.025
Sie haben eine Einleitung, und alsdann folgen abgerißne p2c_529.026
Parabeln und Sprüche. Nachahmungen davon sind das p2c_529.027
Buch Sirach und die Weisheit Salomons in griechischer p2c_529.028
Sprache. d) Lehrgedichte in Liederform, z. B. manche
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