p2c_526.001 von seinem Volke verachtete Christus litt. Aber, was mehr p2c_526.002 ist als dieses, noch nach langen Jahrhunderten erhob die p2c_526.003 wohlthätige Jdee des Gottes und Menschen, des Einzigen,p2c_526.004 in dem die Menschheit, nach dem Gesetze des p2c_526.005 Schicksals, sich selbst anbeten, sich vor dem Richter p2c_526.006 rein nennen darf, die vom niedern Leben gedemüthigten, p2c_526.007 unter der Last des Staubes erliegenden Seelen. p2c_526.008 Die vor dem Allerheiligen zitterten, lernten ihn lieben, p2c_526.009 weil er ihres Gleichen war, weil er, wie sie, kämpfte p2c_526.010 und ihre Schwächen hinwegnahm. So war das irdische p2c_526.011 Leben des Helden der biblischen Geschichte, das man nur p2c_526.012 allein in den Evangelien kurz und rein dargestellt findet. p2c_526.013 Menschliche Dichter versuchen umsonst mit dem Schwunge p2c_526.014 ihrer Einbildungskraft die Züge jener Wundergeschichte zu p2c_526.015 verschönern. Andächtler versuchen umsonst durch weitschweifige p2c_526.016 Betrachtungen die Menschen aufmerksamer darauf zu p2c_526.017 machen. Nur Christus selbst hat Worte der Ewigkeit. Aufklärer p2c_526.018 versuchen umsonst dieses Leben seiner wundervollen p2c_526.019 Wirksamkeit zu berauben und es in die gemeine Sphäre profaner p2c_526.020 Begebenheiten herabzuziehn, weil es zu innig mit p2c_526.021 allen Bedürfnissen des menschlichen Gemüths verwebt ist. p2c_526.022 Noch schallt der Name Christus in unsern Tempeln. Aber die p2c_526.023 zwey allerwärmenden Jdeen seiner Lehre und seines Wandels, p2c_526.024 Glauben und Liebe, sind nur noch in wenigen Seelen.
p2c_526.025 §. 3.
p2c_526.026 So weit von der biblischen Poesie nach ihrem p2c_526.027 Hauptinhalte. Die besondern Formen, welche
p2c_526.001 von seinem Volke verachtete Christus litt. Aber, was mehr p2c_526.002 ist als dieses, noch nach langen Jahrhunderten erhob die p2c_526.003 wohlthätige Jdee des Gottes und Menschen, des Einzigen,p2c_526.004 in dem die Menschheit, nach dem Gesetze des p2c_526.005 Schicksals, sich selbst anbeten, sich vor dem Richter p2c_526.006 rein nennen darf, die vom niedern Leben gedemüthigten, p2c_526.007 unter der Last des Staubes erliegenden Seelen. p2c_526.008 Die vor dem Allerheiligen zitterten, lernten ihn lieben, p2c_526.009 weil er ihres Gleichen war, weil er, wie sie, kämpfte p2c_526.010 und ihre Schwächen hinwegnahm. So war das irdische p2c_526.011 Leben des Helden der biblischen Geschichte, das man nur p2c_526.012 allein in den Evangelien kurz und rein dargestellt findet. p2c_526.013 Menschliche Dichter versuchen umsonst mit dem Schwunge p2c_526.014 ihrer Einbildungskraft die Züge jener Wundergeschichte zu p2c_526.015 verschönern. Andächtler versuchen umsonst durch weitschweifige p2c_526.016 Betrachtungen die Menschen aufmerksamer darauf zu p2c_526.017 machen. Nur Christus selbst hat Worte der Ewigkeit. Aufklärer p2c_526.018 versuchen umsonst dieses Leben seiner wundervollen p2c_526.019 Wirksamkeit zu berauben und es in die gemeine Sphäre profaner p2c_526.020 Begebenheiten herabzuziehn, weil es zu innig mit p2c_526.021 allen Bedürfnissen des menschlichen Gemüths verwebt ist. p2c_526.022 Noch schallt der Name Christus in unsern Tempeln. Aber die p2c_526.023 zwey allerwärmenden Jdeen seiner Lehre und seines Wandels, p2c_526.024 Glauben und Liebe, sind nur noch in wenigen Seelen.
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/50>, abgerufen am 02.03.2025.
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