Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.

Bild:
<< vorherige Seite

p2c_516.001
um ihn, wiewohl noch insgeheim, zu seinem furchtbaren p2c_516.002
großen Berufe einzuweihen. Der neue Messias sollte aufgehen, p2c_516.003
aus der Höhe, plötzlich erscheinen, wie ein Stern p2c_516.004
aus dunkler Nacht, aber aus Betlehem kommen, und vom p2c_516.005
Stamme Davids seyn. Und geleitet von den Sternen finden p2c_516.006
die Weisen den neugebornen Christus, aus Davids p2c_516.007
Stamm in Betlehem. Aus der Dunkelheit einer heiligen p2c_516.008
Nacht, welche symbolisch seine Wiege umschattet, in der p2c_516.009
die Himmelsgeister den Menschen einen höhern Frieden verkünden, p2c_516.010
geht auf die neue Erleuchtung der Gemüther über p2c_516.011
die Erde. Das Geräusch der unheiligen Welt verbirgt die p2c_516.012
größte Begebenheit, welche die Geisterwelt auszeichnet, die p2c_516.013
Geburt des Sohnes Gottes, durch den die einzig wahre p2c_516.014
Religion verbreitet werden sollte. Er, der bestimmt war, p2c_516.015
die göttliche Freyheit in sich zu finden, er, der aufgerufen p2c_516.016
war, das lehrende Vorbild, die neue belebende Seele der p2c_516.017
Menschheit zu seyn, mußte der Sohn einer Jungfrau seyn p2c_516.018
durch den Geist Gottes. Das Kind wird dem Herrn dargestellt p2c_516.019
in seinem Tempel, und prophetische Seelen weissagen p2c_516.020
Marien von ihm, er sey gesetzet zum Fall und zum Auferstehen p2c_516.021
vieler auf Erden, und zu einem Zeichen, dem widersprochen p2c_516.022
wird, und ein Schwert werde dringen durch die p2c_516.023
Seele seiner Mutter, auf daß offenbar würden der Herzen p2c_516.024
Gedanken. - Das Kind wächst, wird stark im Geist, und p2c_516.025
seiner hohen Bestimmung sich immer deutlicher bewußt. p2c_516.026
Schon als Knabe sitzt er unter den Lehrern im Tempel. p2c_516.027
Wisset ihr nicht, sagt er zu den ihn suchenden Eltern, daß p2c_516.028
ich seyn muß in dem, das meines Vaters ist? - Vor ihm

p2c_516.001
um ihn, wiewohl noch insgeheim, zu seinem furchtbaren p2c_516.002
großen Berufe einzuweihen. Der neue Messias sollte aufgehen, p2c_516.003
aus der Höhe, plötzlich erscheinen, wie ein Stern p2c_516.004
aus dunkler Nacht, aber aus Betlehem kommen, und vom p2c_516.005
Stamme Davids seyn. Und geleitet von den Sternen finden p2c_516.006
die Weisen den neugebornen Christus, aus Davids p2c_516.007
Stamm in Betlehem. Aus der Dunkelheit einer heiligen p2c_516.008
Nacht, welche symbolisch seine Wiege umschattet, in der p2c_516.009
die Himmelsgeister den Menschen einen höhern Frieden verkünden, p2c_516.010
geht auf die neue Erleuchtung der Gemüther über p2c_516.011
die Erde. Das Geräusch der unheiligen Welt verbirgt die p2c_516.012
größte Begebenheit, welche die Geisterwelt auszeichnet, die p2c_516.013
Geburt des Sohnes Gottes, durch den die einzig wahre p2c_516.014
Religion verbreitet werden sollte. Er, der bestimmt war, p2c_516.015
die göttliche Freyheit in sich zu finden, er, der aufgerufen p2c_516.016
war, das lehrende Vorbild, die neue belebende Seele der p2c_516.017
Menschheit zu seyn, mußte der Sohn einer Jungfrau seyn p2c_516.018
durch den Geist Gottes. Das Kind wird dem Herrn dargestellt p2c_516.019
in seinem Tempel, und prophetische Seelen weissagen p2c_516.020
Marien von ihm, er sey gesetzet zum Fall und zum Auferstehen p2c_516.021
vieler auf Erden, und zu einem Zeichen, dem widersprochen p2c_516.022
wird, und ein Schwert werde dringen durch die p2c_516.023
Seele seiner Mutter, auf daß offenbar würden der Herzen p2c_516.024
Gedanken. ─ Das Kind wächst, wird stark im Geist, und p2c_516.025
seiner hohen Bestimmung sich immer deutlicher bewußt. p2c_516.026
Schon als Knabe sitzt er unter den Lehrern im Tempel. p2c_516.027
Wisset ihr nicht, sagt er zu den ihn suchenden Eltern, daß p2c_516.028
ich seyn muß in dem, das meines Vaters ist? ─ Vor ihm

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0040" n="516"/><lb n="p2c_516.001"/>
um ihn, wiewohl noch insgeheim, zu seinem furchtbaren <lb n="p2c_516.002"/>
großen Berufe einzuweihen. Der neue Messias sollte aufgehen, <lb n="p2c_516.003"/>
aus der Höhe, plötzlich erscheinen, wie ein Stern <lb n="p2c_516.004"/>
aus dunkler Nacht, aber aus Betlehem kommen, und vom <lb n="p2c_516.005"/>
Stamme Davids seyn. Und geleitet von den Sternen finden <lb n="p2c_516.006"/>
die Weisen den neugebornen Christus, aus Davids <lb n="p2c_516.007"/>
Stamm in Betlehem. Aus der Dunkelheit einer heiligen <lb n="p2c_516.008"/>
Nacht, welche symbolisch seine Wiege umschattet, in der <lb n="p2c_516.009"/>
die Himmelsgeister den Menschen einen höhern Frieden verkünden, <lb n="p2c_516.010"/>
geht auf die neue Erleuchtung der Gemüther über <lb n="p2c_516.011"/>
die Erde. Das Geräusch der unheiligen Welt verbirgt die <lb n="p2c_516.012"/>
größte Begebenheit, welche die Geisterwelt auszeichnet, die <lb n="p2c_516.013"/>
Geburt des Sohnes Gottes, durch den die einzig wahre <lb n="p2c_516.014"/>
Religion verbreitet werden sollte. Er, der bestimmt war, <lb n="p2c_516.015"/>
die göttliche Freyheit in sich zu finden, er, der aufgerufen <lb n="p2c_516.016"/>
war, das lehrende Vorbild, die neue belebende Seele der <lb n="p2c_516.017"/>
Menschheit zu seyn, mußte der Sohn einer Jungfrau seyn <lb n="p2c_516.018"/>
durch den Geist Gottes. Das Kind wird dem Herrn dargestellt <lb n="p2c_516.019"/>
in seinem Tempel, und prophetische Seelen weissagen <lb n="p2c_516.020"/>
Marien von ihm, er sey gesetzet zum Fall und zum Auferstehen <lb n="p2c_516.021"/>
vieler auf Erden, und zu einem Zeichen, dem widersprochen <lb n="p2c_516.022"/>
wird, und ein Schwert werde dringen durch die <lb n="p2c_516.023"/>
Seele seiner Mutter, auf daß offenbar würden der Herzen <lb n="p2c_516.024"/>
Gedanken. &#x2500; Das Kind wächst, wird stark im Geist, und <lb n="p2c_516.025"/>
seiner hohen Bestimmung sich immer deutlicher bewußt. <lb n="p2c_516.026"/>
Schon als Knabe sitzt er unter den Lehrern im Tempel. <lb n="p2c_516.027"/>
Wisset ihr nicht, sagt er zu den ihn suchenden Eltern, daß <lb n="p2c_516.028"/>
ich seyn muß in dem, das meines Vaters ist? &#x2500; Vor ihm
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[516/0040] p2c_516.001 um ihn, wiewohl noch insgeheim, zu seinem furchtbaren p2c_516.002 großen Berufe einzuweihen. Der neue Messias sollte aufgehen, p2c_516.003 aus der Höhe, plötzlich erscheinen, wie ein Stern p2c_516.004 aus dunkler Nacht, aber aus Betlehem kommen, und vom p2c_516.005 Stamme Davids seyn. Und geleitet von den Sternen finden p2c_516.006 die Weisen den neugebornen Christus, aus Davids p2c_516.007 Stamm in Betlehem. Aus der Dunkelheit einer heiligen p2c_516.008 Nacht, welche symbolisch seine Wiege umschattet, in der p2c_516.009 die Himmelsgeister den Menschen einen höhern Frieden verkünden, p2c_516.010 geht auf die neue Erleuchtung der Gemüther über p2c_516.011 die Erde. Das Geräusch der unheiligen Welt verbirgt die p2c_516.012 größte Begebenheit, welche die Geisterwelt auszeichnet, die p2c_516.013 Geburt des Sohnes Gottes, durch den die einzig wahre p2c_516.014 Religion verbreitet werden sollte. Er, der bestimmt war, p2c_516.015 die göttliche Freyheit in sich zu finden, er, der aufgerufen p2c_516.016 war, das lehrende Vorbild, die neue belebende Seele der p2c_516.017 Menschheit zu seyn, mußte der Sohn einer Jungfrau seyn p2c_516.018 durch den Geist Gottes. Das Kind wird dem Herrn dargestellt p2c_516.019 in seinem Tempel, und prophetische Seelen weissagen p2c_516.020 Marien von ihm, er sey gesetzet zum Fall und zum Auferstehen p2c_516.021 vieler auf Erden, und zu einem Zeichen, dem widersprochen p2c_516.022 wird, und ein Schwert werde dringen durch die p2c_516.023 Seele seiner Mutter, auf daß offenbar würden der Herzen p2c_516.024 Gedanken. ─ Das Kind wächst, wird stark im Geist, und p2c_516.025 seiner hohen Bestimmung sich immer deutlicher bewußt. p2c_516.026 Schon als Knabe sitzt er unter den Lehrern im Tempel. p2c_516.027 Wisset ihr nicht, sagt er zu den ihn suchenden Eltern, daß p2c_516.028 ich seyn muß in dem, das meines Vaters ist? ─ Vor ihm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription. (2015-09-30T09:54:39Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/40
Zitationshilfe: Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 516. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/40>, abgerufen am 23.11.2024.