p2c_747.001 pathetisch genug mit der Weltschöpfung und den Weltaltern p2c_747.002 und im letzten Buch wird die Lehre des Pythagoras p2c_747.003 von der Seelenwanderung sehr ausführlich abgehandelt. Die p2c_747.004 Rede des Pythagoras, die sehr künstlich in den Plan des p2c_747.005 Ganzen verwebt ist, scheint gleichsam den höhern Sinn der p2c_747.006 Metamorphosen anzugeben, die Allegorie enträthseln zu p2c_747.007 wollen. Die Behandlung des Ganzen und der tändelnde p2c_747.008 weitschweifige Styl ist aber keineswegs der Jdee würdig, so p2c_747.009 interessant und leicht auch die Erzählungen, so glänzend die p2c_747.010 einzelnen Beschreibungen seyn mögen. Die Uebergänge von p2c_747.011 einer Geschichte zur andern sind wie aus tausend und einer p2c_747.012 Nacht, oder aus der Spinnstube genommen, völlig im p2c_747.013 Mährchenton, und es ist nicht zu begreifen, wie Wilhelm p2c_747.014 Canter hier eine große Kunst bewundern kann. - Die p2c_747.015 Orakel der Sibyllen bey den Alten, und die Hieroglyphen p2c_747.016 (z. B. Horus) welches aber meist untergeschobene Schriften p2c_747.017 sind, Lycophrons Cassandra u. s. w. sind auch allegorisch zu p2c_747.018 nehmen. Doch fehlt uns größtentheils die Deutung, und p2c_747.019 hätten wir sie, das Jnteresse. Unter den neuern Dichtern p2c_747.020 macht Dante in der höhern allegorischen Poesiep2c_747.021 allein Epoche. Mit vollem Recht sagt er Nuove Muse p2c_747.022 mi dimostran l'orse. Neue Musen zeigten ihm den Pol p2c_747.023 zu seiner Schiffarth. Sein Werk haben einige unter die p2c_747.024 Epopöen gerechnet. Er scheint es selbst von dieser Seite p2c_747.025 angesehn zu haben, da er sich den Virgil zum Führer seiner p2c_747.026 Reise wählt. Allein das Werk hat gar kein historisches episches p2c_747.027 Jnteresse. Es enthält keine eigentliche Handlung, p2c_747.028 sondern eine allegorische Beschreibung. Gleich Anfangs beginnet
p2c_747.001 pathetisch genug mit der Weltschöpfung und den Weltaltern p2c_747.002 und im letzten Buch wird die Lehre des Pythagoras p2c_747.003 von der Seelenwanderung sehr ausführlich abgehandelt. Die p2c_747.004 Rede des Pythagoras, die sehr künstlich in den Plan des p2c_747.005 Ganzen verwebt ist, scheint gleichsam den höhern Sinn der p2c_747.006 Metamorphosen anzugeben, die Allegorie enträthseln zu p2c_747.007 wollen. Die Behandlung des Ganzen und der tändelnde p2c_747.008 weitschweifige Styl ist aber keineswegs der Jdee würdig, so p2c_747.009 interessant und leicht auch die Erzählungen, so glänzend die p2c_747.010 einzelnen Beschreibungen seyn mögen. Die Uebergänge von p2c_747.011 einer Geschichte zur andern sind wie aus tausend und einer p2c_747.012 Nacht, oder aus der Spinnstube genommen, völlig im p2c_747.013 Mährchenton, und es ist nicht zu begreifen, wie Wilhelm p2c_747.014 Canter hier eine große Kunst bewundern kann. ─ Die p2c_747.015 Orakel der Sibyllen bey den Alten, und die Hieroglyphen p2c_747.016 (z. B. Horus) welches aber meist untergeschobene Schriften p2c_747.017 sind, Lycophrons Cassandra u. s. w. sind auch allegorisch zu p2c_747.018 nehmen. Doch fehlt uns größtentheils die Deutung, und p2c_747.019 hätten wir sie, das Jnteresse. Unter den neuern Dichtern p2c_747.020 macht Dante in der höhern allegorischen Poesiep2c_747.021 allein Epoche. Mit vollem Recht sagt er Nuove Muse p2c_747.022 mi dimostran l'orse. Neue Musen zeigten ihm den Pol p2c_747.023 zu seiner Schiffarth. Sein Werk haben einige unter die p2c_747.024 Epopöen gerechnet. Er scheint es selbst von dieser Seite p2c_747.025 angesehn zu haben, da er sich den Virgil zum Führer seiner p2c_747.026 Reise wählt. Allein das Werk hat gar kein historisches episches p2c_747.027 Jnteresse. Es enthält keine eigentliche Handlung, p2c_747.028 sondern eine allegorische Beschreibung. Gleich Anfangs beginnet
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Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 747. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/271>, abgerufen am 16.02.2025.
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