Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_699.001 p2c_699.019 p2c_699.020 p2c_699.001 p2c_699.019 p2c_699.020 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0223" n="699"/><lb n="p2c_699.001"/> haben wir schon oben bestimmt) sind auch besondere Formen <lb n="p2c_699.002"/> der Satyre. Die <hi rendition="#g">Parodie</hi> bey den Alten soll davon den <lb n="p2c_699.003"/> Nahmen haben, daß man wenn die <hi rendition="#g">Rhapsoden</hi> ihre Declamationen <lb n="p2c_699.004"/> schlossen, zur Erholung, scherzhafte Anspielungen <lb n="p2c_699.005"/> dazwischen gesungen. Hegemon bey den Atheniensern hat <lb n="p2c_699.006"/> durch eine Gigantomachie besonders die <hi rendition="#g">dramatischen</hi> <lb n="p2c_699.007"/> Parodieen in Aufnahme gebracht. Aus dem Hipponax hat <lb n="p2c_699.008"/> man Fragmente, woraus man sieht, daß er Homerische Verse <lb n="p2c_699.009"/> gegen seine Feinde herumgedreht hat. Er mag also die <lb n="p2c_699.010"/> <hi rendition="#g">epische</hi> Parodie aufgebracht haben. Bey den Neuern haben <lb n="p2c_699.011"/> Scarron und Blumauer den Virgil, Marivaux und andere <lb n="p2c_699.012"/> den Homer travestirt. Man hat eine travestirte Henriade <lb n="p2c_699.013"/> u. s. w. Die sogenannten Sillen der Griechen und <lb n="p2c_699.014"/> die Centonen, welche wir schon oben erwähnt haben, oder <lb n="p2c_699.015"/> Fragmente von Versen, die zu einem neuern Sinne verbunden <lb n="p2c_699.016"/> werden, sind auch mit den Parodieen verwandt. Die <lb n="p2c_699.017"/> Boutrimes haben auch zuweilen eine Aehnlichkeit mit dieser <lb n="p2c_699.018"/> Dichtart.</p> <p> <hi rendition="#c"><lb n="p2c_699.019"/> §. 5.</hi> </p> <p><lb n="p2c_699.020"/> Zu der <hi rendition="#g">beschreibenden</hi> Poesie niederer Gattung <lb n="p2c_699.021"/> kann man endlich auch <hi rendition="#g">die Aufschriften</hi> rechnen <lb n="p2c_699.022"/> (<hi rendition="#g">Epigrammen</hi> im ältesten Sinne des Worts) <lb n="p2c_699.023"/> oder die kurzen Verse, welche die Bestimmung irgend <lb n="p2c_699.024"/> eines Gegenstandes angeben, und das Wesen desselben <lb n="p2c_699.025"/> erklären.</p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [699/0223]
p2c_699.001
haben wir schon oben bestimmt) sind auch besondere Formen p2c_699.002
der Satyre. Die Parodie bey den Alten soll davon den p2c_699.003
Nahmen haben, daß man wenn die Rhapsoden ihre Declamationen p2c_699.004
schlossen, zur Erholung, scherzhafte Anspielungen p2c_699.005
dazwischen gesungen. Hegemon bey den Atheniensern hat p2c_699.006
durch eine Gigantomachie besonders die dramatischen p2c_699.007
Parodieen in Aufnahme gebracht. Aus dem Hipponax hat p2c_699.008
man Fragmente, woraus man sieht, daß er Homerische Verse p2c_699.009
gegen seine Feinde herumgedreht hat. Er mag also die p2c_699.010
epische Parodie aufgebracht haben. Bey den Neuern haben p2c_699.011
Scarron und Blumauer den Virgil, Marivaux und andere p2c_699.012
den Homer travestirt. Man hat eine travestirte Henriade p2c_699.013
u. s. w. Die sogenannten Sillen der Griechen und p2c_699.014
die Centonen, welche wir schon oben erwähnt haben, oder p2c_699.015
Fragmente von Versen, die zu einem neuern Sinne verbunden p2c_699.016
werden, sind auch mit den Parodieen verwandt. Die p2c_699.017
Boutrimes haben auch zuweilen eine Aehnlichkeit mit dieser p2c_699.018
Dichtart.
p2c_699.019
§. 5.
p2c_699.020
Zu der beschreibenden Poesie niederer Gattung p2c_699.021
kann man endlich auch die Aufschriften rechnen p2c_699.022
(Epigrammen im ältesten Sinne des Worts) p2c_699.023
oder die kurzen Verse, welche die Bestimmung irgend p2c_699.024
eines Gegenstandes angeben, und das Wesen desselben p2c_699.025
erklären.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Technische Universität Darmstadt, Universität Stuttgart: Bereitstellung der Scan-Digitalisate und der Texttranskription.
(2015-09-30T09:54:39Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
TextGrid/DARIAH-DE: Langfristige Bereitstellung der TextGrid/DARIAH-DE-Repository-Ausgabe
Stefan Alscher: Bearbeitung der digitalen Edition - Annotation des Metaphernbegriffs
Hans-Werner Bartz: Bearbeitung der digitalen Edition - Tustep-Unterstützung
Michael Bender: Bearbeitung der digitalen Edition - Koordination, Konzeption (Korpusaufbau, Annotationsschema, Workflow, Publikationsformen), Annotation des Metaphernbegriffs, XML-Auszeichnung)
Leonie Blumenschein: Bearbeitung der digitalen Edition - XML-Auszeichnung
David Glück: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung, Annotation des Metaphernbegriffs, XSL+JavaScript
Constanze Hahn: Bearbeitung der digitalen Edition - Korpusaufbau, XML-Auszeichnung
Philipp Hegel: Bearbeitung der digitalen Edition - XML/XSL/CSS-Unterstützung
Andrea Rapp: ePoetics-Projekt-Koordination
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: nicht übernommen; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): wie Vorlage; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: nicht übernommen; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: ja;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |