p2c_676.001 wird, können sich auch wie eine Reihe von Ursachen und p2c_676.002 Wirkungen entwickeln. Nur muß der Verstand dabey weniger p2c_676.003 interessirt werden, als die Phantasie, sonst geht das p2c_676.004 Gedicht in ein Lehrgedicht über. Manilii Astronomiconp2c_676.005 schwankt zwischen dem beschreibenden und dem Lehrgedicht. p2c_676.006 Hallers Gedicht an die Ewigkeit ist ein beschreibendes p2c_676.007 Gedicht.
p2c_676.008 §. 2.
p2c_676.009 Da der zu beschreibende Gegenstand unter p2c_676.010 einer idealen Ansicht, unter der Form des Schönen erscheinen p2c_676.011 soll, so müssen nach den oben festgestellten p2c_676.012 Grundsätzen, 1) die Theile desselben vor unsern Augen p2c_676.013 nach und nach zwanglos vorbeygeführt werden, 2) sie p2c_676.014 müssen in einem anschaulichen und lebendigen Licht erscheinen, p2c_676.015 3) sie müssen eine begreifliche Totalität bilden, p2c_676.016 4) Es muß dadurch ein Gefühl von Harmonie der Objekte p2c_676.017 mit unserer inneren Gesetzlichkeit und ein Selbstbewußtseyn p2c_676.018 der letztern entstehn.
p2c_676.019 Anmerk. Die erste Forderung und die dritte sind p2c_676.020 die schwersten für den beschreibenden Dichter. Es liegt hier p2c_676.021 allemal ein in der Zeit beharrlicher Gegenstand zum Grunde, p2c_676.022 von dem eine Ansicht im Ganzen gegeben werden soll. Nun p2c_676.023 kann der Dichter nicht anders als successiv die Vorstellungen p2c_676.024 aufführen. Es scheint also die Natur einer Beschreibung in p2c_676.025 Worten eine große Ordnung zu verlangen, damit man das p2c_676.026 Ganze fasse. Gleichwohl soll diese Ordnung zwanglos,
p2c_676.001 wird, können sich auch wie eine Reihe von Ursachen und p2c_676.002 Wirkungen entwickeln. Nur muß der Verstand dabey weniger p2c_676.003 interessirt werden, als die Phantasie, sonst geht das p2c_676.004 Gedicht in ein Lehrgedicht über. Manilii Astronomiconp2c_676.005 schwankt zwischen dem beschreibenden und dem Lehrgedicht. p2c_676.006 Hallers Gedicht an die Ewigkeit ist ein beschreibendes p2c_676.007 Gedicht.
p2c_676.008 §. 2.
p2c_676.009 Da der zu beschreibende Gegenstand unter p2c_676.010 einer idealen Ansicht, unter der Form des Schönen erscheinen p2c_676.011 soll, so müssen nach den oben festgestellten p2c_676.012 Grundsätzen, 1) die Theile desselben vor unsern Augen p2c_676.013 nach und nach zwanglos vorbeygeführt werden, 2) sie p2c_676.014 müssen in einem anschaulichen und lebendigen Licht erscheinen, p2c_676.015 3) sie müssen eine begreifliche Totalität bilden, p2c_676.016 4) Es muß dadurch ein Gefühl von Harmonie der Objekte p2c_676.017 mit unserer inneren Gesetzlichkeit und ein Selbstbewußtseyn p2c_676.018 der letztern entstehn.
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/200>, abgerufen am 16.02.2025.
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