p2c_673.001 . Doch darf man sie deswegen nicht für das p2c_673.002 höchste Kunstwerk halten.
p2c_673.003 Anmerk. 1. Durch die Zusammenwirkung so vieler p2c_673.004 Künste, die, wie Voltaire sagt, de cent plaisirs font un p2c_673.005 plaisir unique, kann zwar ein großer Sinnenrausch bewirkt p2c_673.006 werden. Allein eben durch die Menge von zusammenwirkenden p2c_673.007 Theilen verliehrt das einzelne an Kraft. Die Gestalt p2c_673.008 des Ganzen ist schwerer zu fassen, die ästhetischep2c_673.009 Wirkung der Tragödie ist weit größer, die Tragödie selbst p2c_673.010 ein weit erhabneres Kunstwerk, als die Oper mit allem ihren p2c_673.011 Sinnenreiz. Hierzu kommt, daß je mehr die Oper auf die p2c_673.012 Sinnlichkeit Einfluß hat, desto mehr auch die Phantasie p2c_673.013 an eigentlicher Freyheit verliehrt. Den moralischen Werth p2c_673.014 der Oper schildert Boileau sehr treffend in der zehnten Satyre, p2c_673.015 d'un spectacle enchanteur la pompe harmonieuse, p2c_673.016 ces danses, ces heros, a voix luxurieuse, p2c_673.017 ces discours sur l'amour seul roulants, ces doucereux p2c_673.018 Renauds, ces insenses Rolands et tous ces lieux communs p2c_673.019 de morale lubrique, (von Qvinaut) que Lulli p2c_673.020 rechauffa des sons de sa musique. -
p2c_673.021 Anmerk. 2. Die Oper erscheint auch zuweilen als p2c_673.022 Jntermezzo, wo eine einfache Handlung von wenigen Personen p2c_673.023 durchgeführt wird. Vielleicht gab das Jntermezzo p2c_673.024 zum ersten Ursprung der Oper Gelegenheit, den man in p2c_673.025 Jtalien zu Ende des funfzehnten Jahrhunderts setzt. Freylich
p2c_673.001 . Doch darf man sie deswegen nicht für das p2c_673.002 höchste Kunstwerk halten.
p2c_673.003 Anmerk. 1. Durch die Zusammenwirkung so vieler p2c_673.004 Künste, die, wie Voltaire sagt, de cent plaisirs font un p2c_673.005 plaisir unique, kann zwar ein großer Sinnenrausch bewirkt p2c_673.006 werden. Allein eben durch die Menge von zusammenwirkenden p2c_673.007 Theilen verliehrt das einzelne an Kraft. Die Gestalt p2c_673.008 des Ganzen ist schwerer zu fassen, die ästhetischep2c_673.009 Wirkung der Tragödie ist weit größer, die Tragödie selbst p2c_673.010 ein weit erhabneres Kunstwerk, als die Oper mit allem ihren p2c_673.011 Sinnenreiz. Hierzu kommt, daß je mehr die Oper auf die p2c_673.012 Sinnlichkeit Einfluß hat, desto mehr auch die Phantasie p2c_673.013 an eigentlicher Freyheit verliehrt. Den moralischen Werth p2c_673.014 der Oper schildert Boileau sehr treffend in der zehnten Satyre, p2c_673.015 d'un spectacle enchanteur la pompe harmonieuse, p2c_673.016 ces danses, ces heros, à voix luxurieuse, p2c_673.017 ces discours sur l'amour seul roulants, ces doucereux p2c_673.018 Renauds, ces insensés Rolands et tous ces lieux communs p2c_673.019 de morale lubrique, (von Qvinaut) que Lulli p2c_673.020 rechauffa des sons de sa musique. ─
p2c_673.021 Anmerk. 2. Die Oper erscheint auch zuweilen als p2c_673.022 Jntermezzo, wo eine einfache Handlung von wenigen Personen p2c_673.023 durchgeführt wird. Vielleicht gab das Jntermezzo p2c_673.024 zum ersten Ursprung der Oper Gelegenheit, den man in p2c_673.025 Jtalien zu Ende des funfzehnten Jahrhunderts setzt. Freylich
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Jtalien zu Ende des funfzehnten Jahrhunderts setzt. Freylich
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 673. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/197>, abgerufen am 16.02.2025.
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