Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_662.001 p2c_662.001 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0186" n="662"/><lb n="p2c_662.001"/> . Das beste Jntriguenstück ist Figaros Hochzeit. <lb n="p2c_662.002"/> Allein hier sind auch alle Charaktere, wenn gleich <lb n="p2c_662.003"/> von der äußern Seite, doch nach ganz originellen und frappanten <lb n="p2c_662.004"/> Zügen geschildert. 3) Das <hi rendition="#g">satyrische</hi> Lustspiel, <lb n="p2c_662.005"/> wo besonders das <hi rendition="#g">Satyrische</hi> herrschend ist, wo das Lächerliche <lb n="p2c_662.006"/> und die Schwäche des Lasters oder der Thorheit gezeigt <lb n="p2c_662.007"/> werden soll, die <hi rendition="#g">eigentliche</hi> Komödie schildert die <lb n="p2c_662.008"/> komischen Seiten des Menschen, an welchen er eigentlich <lb n="p2c_662.009"/> nicht Schuld ist, den Einfluß, den die verschiedenen Stände <lb n="p2c_662.010"/> und Verhältnisse auf die Verbildung seiner äußern Gestalt <lb n="p2c_662.011"/> haben. Das <hi rendition="#g">satyrische</hi> Lustspiel sucht besonders die <lb n="p2c_662.012"/> <hi rendition="#g">schwache komische</hi> Seite seiner Jrrthümer und eigentlichen <lb n="p2c_662.013"/> Fehler auf. Das <hi rendition="#g">satyrische</hi> Lustspiel war bey den <lb n="p2c_662.014"/> Griechen das erste. Von den satyrischen Chören bey den <lb n="p2c_662.015"/> ländlichen Festen (<foreign xml:lang="grc">κωμη ωδη</foreign>), welche mit muthwilligen <lb n="p2c_662.016"/> Neckereyen verbunden waren, hat sie den Ursprung. Nach <lb n="p2c_662.017"/> und nach verwandelten sich die Jnpromptus in Stücke mit <lb n="p2c_662.018"/> ordentlicher Handlung. ─ Jn der <hi rendition="#g">alten griechischen</hi> <lb n="p2c_662.019"/> Komödie war also das <hi rendition="#g">satyrische</hi> herrschend, der satyrische <lb n="p2c_662.020"/> Chor hielt das Ganze zusammen. Es war die <hi rendition="#g">Komödie</hi> <lb n="p2c_662.021"/> in Rücksicht der <hi rendition="#g">Tragödie</hi> ungefähr das, was das <lb n="p2c_662.022"/> <hi rendition="#g">komische</hi> Heldengedicht in Rücksicht der Epopöe ist. Daher <lb n="p2c_662.023"/> parodirt <hi rendition="#g">Aristophanes</hi> in allen den tragischen Ton. <lb n="p2c_662.024"/> Auch die sogenannte <hi rendition="#g">mittlere</hi> Comödie der Griechen nimmt <lb n="p2c_662.025"/> noch die satyrische Richtung. Nur vermied man mehr die <lb n="p2c_662.026"/> Personen unter ihren wirklichen Nahmen aufzuführen, und <lb n="p2c_662.027"/> es näherte sich die <hi rendition="#g">mittlere</hi> griechische Komödie dem Lustspiel, <lb n="p2c_662.028"/> das wir das komische genannt haben. Noch Aristoteles </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [662/0186]
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. Das beste Jntriguenstück ist Figaros Hochzeit. p2c_662.002
Allein hier sind auch alle Charaktere, wenn gleich p2c_662.003
von der äußern Seite, doch nach ganz originellen und frappanten p2c_662.004
Zügen geschildert. 3) Das satyrische Lustspiel, p2c_662.005
wo besonders das Satyrische herrschend ist, wo das Lächerliche p2c_662.006
und die Schwäche des Lasters oder der Thorheit gezeigt p2c_662.007
werden soll, die eigentliche Komödie schildert die p2c_662.008
komischen Seiten des Menschen, an welchen er eigentlich p2c_662.009
nicht Schuld ist, den Einfluß, den die verschiedenen Stände p2c_662.010
und Verhältnisse auf die Verbildung seiner äußern Gestalt p2c_662.011
haben. Das satyrische Lustspiel sucht besonders die p2c_662.012
schwache komische Seite seiner Jrrthümer und eigentlichen p2c_662.013
Fehler auf. Das satyrische Lustspiel war bey den p2c_662.014
Griechen das erste. Von den satyrischen Chören bey den p2c_662.015
ländlichen Festen (κωμη ωδη), welche mit muthwilligen p2c_662.016
Neckereyen verbunden waren, hat sie den Ursprung. Nach p2c_662.017
und nach verwandelten sich die Jnpromptus in Stücke mit p2c_662.018
ordentlicher Handlung. ─ Jn der alten griechischen p2c_662.019
Komödie war also das satyrische herrschend, der satyrische p2c_662.020
Chor hielt das Ganze zusammen. Es war die Komödie p2c_662.021
in Rücksicht der Tragödie ungefähr das, was das p2c_662.022
komische Heldengedicht in Rücksicht der Epopöe ist. Daher p2c_662.023
parodirt Aristophanes in allen den tragischen Ton. p2c_662.024
Auch die sogenannte mittlere Comödie der Griechen nimmt p2c_662.025
noch die satyrische Richtung. Nur vermied man mehr die p2c_662.026
Personen unter ihren wirklichen Nahmen aufzuführen, und p2c_662.027
es näherte sich die mittlere griechische Komödie dem Lustspiel, p2c_662.028
das wir das komische genannt haben. Noch Aristoteles
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