p2c_491.002 Da das religiöse Gewissen die höchste p2c_491.003 Quelle alles menschlichen Wissens ist, der Mensch aber p2c_491.004 nichts glauben kann noch darf, was seinem höhernp2c_491.005 Wissen widerspricht, so dürfen erstlich diese p2c_491.006 Urkunden des religiösen Glaubens dem religiösen p2c_491.007 Gewissen nicht widersprechen, sondern p2c_491.008 müssen dasselbe bekräftigen.
p2c_491.009 Anmerk. 1. Etwas anders ist zu sagen von dem p2c_491.010 niedern mehr sogenannten Wissen der gewöhnlichen p2c_491.011 nach physischen und Verstandesgesetzen geordneten Erfahrung. p2c_491.012 Dieses historische Wissen beruht ohnedieß nur auf p2c_491.013 Hypothesen, ist und bleibt ewig Stückwerk, und kann nur p2c_491.014 von falschem Witze und menschlicher Aufgeblasenheit einer p2c_491.015 Offenbarung entgegengesetzt werden. Letztere muß sogar p2c_491.016 ihrer Natur nach dem beschränkten Verstande unwahrscheinlich p2c_491.017 seyn, weil sie Gegenstände darstellt, welche nicht für p2c_491.018 sein Forum gehören.
p2c_491.019 Anmerk. 2. Der religiöse Glaube ist zwar, wie p2c_491.020 wir oben bewiesen haben, seiner Natur nach ästhetisch.p2c_491.021 Er unterscheidet sich aber eben dadurch von den profanen p2c_491.022 ästhetischen Empfindungen, daß er ein praktisches Jnteresse p2c_491.023 hat, und das Gewissen bekräftigen soll. Das p2c_491.024 höhere Leben der Tugend muß sich selbst erscheinen, muß an p2c_491.025 sich selbst glauben. Da es sich auf eine für den Verstand
p2c_491.001 §. 3.
p2c_491.002 Da das religiöse Gewissen die höchste p2c_491.003 Quelle alles menschlichen Wissens ist, der Mensch aber p2c_491.004 nichts glauben kann noch darf, was seinem höhernp2c_491.005 Wissen widerspricht, so dürfen erstlich diese p2c_491.006 Urkunden des religiösen Glaubens dem religiösen p2c_491.007 Gewissen nicht widersprechen, sondern p2c_491.008 müssen dasselbe bekräftigen.
p2c_491.009 Anmerk. 1. Etwas anders ist zu sagen von dem p2c_491.010 niedern mehr sogenannten Wissen der gewöhnlichen p2c_491.011 nach physischen und Verstandesgesetzen geordneten Erfahrung. p2c_491.012 Dieses historische Wissen beruht ohnedieß nur auf p2c_491.013 Hypothesen, ist und bleibt ewig Stückwerk, und kann nur p2c_491.014 von falschem Witze und menschlicher Aufgeblasenheit einer p2c_491.015 Offenbarung entgegengesetzt werden. Letztere muß sogar p2c_491.016 ihrer Natur nach dem beschränkten Verstande unwahrscheinlich p2c_491.017 seyn, weil sie Gegenstände darstellt, welche nicht für p2c_491.018 sein Forum gehören.
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Anmerk. 2. Der religiöse Glaube ist zwar, wie p2c_491.020
wir oben bewiesen haben, seiner Natur nach ästhetisch. p2c_491.021
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höhere Leben der Tugend muß sich selbst erscheinen, muß an p2c_491.025
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/15>, abgerufen am 02.03.2025.
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