p2c_618.001 Geisterwelt. Der Nahme mag vom Tanz herkommen, p2c_618.002 denn es ward bey diesen Volksliedern in Jtalien getanzt, p2c_618.003 und man findet hier und da noch solche rhapsodische Aufführung. p2c_618.004 Anfangs waren es nicht einmal Erzählungen. Aber p2c_618.005 späterhin wurden sie auch dramatisch. - Der Volkstonp2c_618.006 erlaubt hier Scherz und selbst einen Grad von Gemeinheit. p2c_618.007 Der Ausdruck poesia volgare, den die Gedichte p2c_618.008 in der italienischen Volkssprache führen, ist hier recht p2c_618.009 eigentlich angewandt. Das Metrum muß fließend, strophisch p2c_618.010 und für den gemeinschaftlichen Gesang eingerichtet p2c_618.011 seyn. Uebrigens hieß Romanze bey den Jtalienern zuweilen p2c_618.012 auch das größere romantische Gedicht. Oft besteht p2c_618.013 es auch bey ihnen wohl mehr aus einer Menge einzelner p2c_618.014 Romanzen, als daß es Ein Ganzes ausmachen sollte. -
p2c_618.015 Anmerk. 3. Das romantische Gedicht wählt p2c_618.016 oft zum Jnhalt das ganze Leben irgend eines Helden, und bedient p2c_618.017 sich dabey der dramatisirenden Form. Dergleichen p2c_618.018 dialogisirte heroische Biographien, oder dramatisirte p2c_618.019 Romane werden oft von ihren eigenen Verfassern mit p2c_618.020 wirklichen Dramen verwechselt. So brachte Shakespear p2c_618.021 das Leben der Englischen Könige auf die Bühne. Szenen p2c_618.022 aus so einer Biographie darzustellen und mit Schauspielkunstp2c_618.023 zu verbinden, insofern das sich mit der Enge einer Bühne p2c_618.024 verträgt, ist nicht tadelhaft. Denn die Schauspielkunst p2c_618.025 kann vielleicht auf mehrere Arten der Poesie angewendet p2c_618.026 werden, als man bis jetzt denkt, und die Aesthetik wird p2c_618.027 wohl thun, wenn sie Drama und Schauspiel ganz
p2c_618.001 Geisterwelt. Der Nahme mag vom Tanz herkommen, p2c_618.002 denn es ward bey diesen Volksliedern in Jtalien getanzt, p2c_618.003 und man findet hier und da noch solche rhapsodische Aufführung. p2c_618.004 Anfangs waren es nicht einmal Erzählungen. Aber p2c_618.005 späterhin wurden sie auch dramatisch. ─ Der Volkstonp2c_618.006 erlaubt hier Scherz und selbst einen Grad von Gemeinheit. p2c_618.007 Der Ausdruck poesia volgare, den die Gedichte p2c_618.008 in der italienischen Volkssprache führen, ist hier recht p2c_618.009 eigentlich angewandt. Das Metrum muß fließend, strophisch p2c_618.010 und für den gemeinschaftlichen Gesang eingerichtet p2c_618.011 seyn. Uebrigens hieß Romanze bey den Jtalienern zuweilen p2c_618.012 auch das größere romantische Gedicht. Oft besteht p2c_618.013 es auch bey ihnen wohl mehr aus einer Menge einzelner p2c_618.014 Romanzen, als daß es Ein Ganzes ausmachen sollte. ─
p2c_618.015 Anmerk. 3. Das romantische Gedicht wählt p2c_618.016 oft zum Jnhalt das ganze Leben irgend eines Helden, und bedient p2c_618.017 sich dabey der dramatisirenden Form. Dergleichen p2c_618.018 dialogisirte heroische Biographien, oder dramatisirte p2c_618.019 Romane werden oft von ihren eigenen Verfassern mit p2c_618.020 wirklichen Dramen verwechselt. So brachte Shakespear p2c_618.021 das Leben der Englischen Könige auf die Bühne. Szenen p2c_618.022 aus so einer Biographie darzustellen und mit Schauspielkunstp2c_618.023 zu verbinden, insofern das sich mit der Enge einer Bühne p2c_618.024 verträgt, ist nicht tadelhaft. Denn die Schauspielkunst p2c_618.025 kann vielleicht auf mehrere Arten der Poesie angewendet p2c_618.026 werden, als man bis jetzt denkt, und die Aesthetik wird p2c_618.027 wohl thun, wenn sie Drama und Schauspiel ganz
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/142>, abgerufen am 16.07.2024.
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