p2c_616.001 des Astolfo, des Ruggiero u. s. w. Hauptsache, und p2c_616.002 daß ein großer Krieg dabey geführt wird, ist zufällig. So giebt p2c_616.003 auch Ariost seinen Jnnhalt an: Le Donne, ei Ca p2c_616.004 valier, l'arme, gli amori, le cortesie, l'audaci imprese p2c_616.005 io canto, che furo al tempo, che passaro i p2c_616.006 Mori d'Africa il muro u. s. w. Also eine Menge abentheuerlicher p2c_616.007 Begebenheiten rafft hier der Dichter zusammen, p2c_616.008 und stellt sie dar. Die Begebenheiten sind zu der Zeit des p2c_616.009 Kriegs. Aber das ist nur zufällig. Er will nicht Einep2c_616.010 wichtige Handlung, er will recht verwickelte Begebenheiten p2c_616.011 von Privatpersonen schildern. Tasso hingegen, ob er gleich p2c_616.012 zum romantischen Gedicht sich hinüber neigt, auch in seinen p2c_616.013 discorsi keinen Unterschied zwischen Epopöe und Rittergedicht p2c_616.014 anerkennt, kündigt seinen Jnhalt doch im Ton der p2c_616.015 förmlichen Epopöe an. Die frommen Waffen singt er, p2c_616.016 und den Feldherrn, der Christi großes Grab befreyte. Das p2c_616.017 ist also Eine wichtige Handlung, und er schließt damit, daß p2c_616.018 Goffredo vor dem eroberten Grabe nieder knieet. Das p2c_616.019 Abentheuerliche, das Ueberraschende ist also im romantischen p2c_616.020 Heldengedicht die Hauptsache. Das Wunderbarep2c_616.021 was hier vorkommt ist nicht das höhere Wunderbare, p2c_616.022 das sich auf die letzten Weltursachen bezieht, sondern p2c_616.023 das niedere Wunderbare, das Mährchenhafte. Zauberer, p2c_616.024 Riesen, Gnomen u. s. w. sind hier die Haupttriebfedern, p2c_616.025 weil man keine Ansicht der ganzen Weltordnung verlangt, p2c_616.026 das höhere wunderbare würde sogar hier stöhren, p2c_616.027 weil es zu viel Licht giebt. Das romantische Gedicht p2c_616.028 will dunkel gehalten seyn. Man will sich hier gar
p2c_616.001 des Astolfo, des Ruggiero u. s. w. Hauptsache, und p2c_616.002 daß ein großer Krieg dabey geführt wird, ist zufällig. So giebt p2c_616.003 auch Ariost seinen Jnnhalt an: Le Donne, ei Ca p2c_616.004 valier, l'arme, gli amori, le cortesie, l'audaci imprese p2c_616.005 io canto, che furo al tempo, che passaro i p2c_616.006 Mori d'Africa il muro u. s. w. Also eine Menge abentheuerlicher p2c_616.007 Begebenheiten rafft hier der Dichter zusammen, p2c_616.008 und stellt sie dar. Die Begebenheiten sind zu der Zeit des p2c_616.009 Kriegs. Aber das ist nur zufällig. Er will nicht Einep2c_616.010 wichtige Handlung, er will recht verwickelte Begebenheiten p2c_616.011 von Privatpersonen schildern. Tasso hingegen, ob er gleich p2c_616.012 zum romantischen Gedicht sich hinüber neigt, auch in seinen p2c_616.013 discorsi keinen Unterschied zwischen Epopöe und Rittergedicht p2c_616.014 anerkennt, kündigt seinen Jnhalt doch im Ton der p2c_616.015 förmlichen Epopöe an. Die frommen Waffen singt er, p2c_616.016 und den Feldherrn, der Christi großes Grab befreyte. Das p2c_616.017 ist also Eine wichtige Handlung, und er schließt damit, daß p2c_616.018 Goffredo vor dem eroberten Grabe nieder knieet. Das p2c_616.019 Abentheuerliche, das Ueberraschende ist also im romantischen p2c_616.020 Heldengedicht die Hauptsache. Das Wunderbarep2c_616.021 was hier vorkommt ist nicht das höhere Wunderbare, p2c_616.022 das sich auf die letzten Weltursachen bezieht, sondern p2c_616.023 das niedere Wunderbare, das Mährchenhafte. Zauberer, p2c_616.024 Riesen, Gnomen u. s. w. sind hier die Haupttriebfedern, p2c_616.025 weil man keine Ansicht der ganzen Weltordnung verlangt, p2c_616.026 das höhere wunderbare würde sogar hier stöhren, p2c_616.027 weil es zu viel Licht giebt. Das romantische Gedicht p2c_616.028 will dunkel gehalten seyn. Man will sich hier gar
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 616. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/140>, abgerufen am 17.02.2025.
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