p2c_605.001 ist nicht, wie Batteux glaubt, die Hauptperson. Es ist p2c_605.002 nämlich nicht nöthig, daß in der Epopöe der Hauptheld siege p2c_605.003 und seinen Zweck erreiche. Ein Hauptheld muß indeß p2c_605.004 immer da seyn, der sich durch Charakterstärke und bewundernswürdige p2c_605.005 Eigenschaften auszeichne, um den sich die p2c_605.006 große Begebenheit dreht, dem alle andre Charaktere untergeordnet p2c_605.007 sind. Nur dadurch wird die große Begebenheit p2c_605.008 concentrirt, so zu sagen personisizirt, bekömmt Einheit und p2c_605.009 Jnteresse. Dieser Held muß, wenn wir mit ihm sympathisiren p2c_605.010 sollen, Leidenschaften haben, im Kampf mit sich p2c_605.011 selbst und dem Schicksal erscheinen, wie Achilles, nicht, p2c_605.012 wie pius Aeneas, blos eine Maschine des Dichters und der p2c_605.013 Götter seyn. Die Handlung muß dadurch an Anschaulichkeit p2c_605.014 gewinnen, daß alles auf dem Einen beruht. Der p2c_605.015 Hauptheld der Jliade handelt zwar sehr lange gar nicht. p2c_605.016 Sein Zorn ist aber doch die Ursache der ganzen Wendung, p2c_605.017 welche die Dinge nehmen. Einige behaupten, Achill zürne p2c_605.018 zu lange, sey zu lange unthätig. Allein nach dem Plane p2c_605.019 des Gedichts, sollen die Folgen des Zorns dieses Helden p2c_605.020 beschrieben werden. Dieß ist der Stoff des Gedichts. p2c_605.021 Alles hängt davon ab, und folgt daraus, selbst der Tod des p2c_605.022 Hectors. Mithin bleibt der Dichter seinem Gegenstande p2c_605.023 ganz treu, wenn er den Achill lange ruhen läßt. Er will p2c_605.024 nicht Achills Handlungen allein, er will die Folgen seiner p2c_605.025 Unthätigkeit zeigen. Gerade daß er so lange hinter der p2c_605.026 Szene bleibt, während andre Helden große Thaten verrichten, p2c_605.027 daß man nur immer hört, Er sey noch größer als sie, p2c_605.028 gerade dadurch wird die Erwartung gespannt. Jupiter
p2c_605.001 ist nicht, wie Batteux glaubt, die Hauptperson. Es ist p2c_605.002 nämlich nicht nöthig, daß in der Epopöe der Hauptheld siege p2c_605.003 und seinen Zweck erreiche. Ein Hauptheld muß indeß p2c_605.004 immer da seyn, der sich durch Charakterstärke und bewundernswürdige p2c_605.005 Eigenschaften auszeichne, um den sich die p2c_605.006 große Begebenheit dreht, dem alle andre Charaktere untergeordnet p2c_605.007 sind. Nur dadurch wird die große Begebenheit p2c_605.008 concentrirt, so zu sagen personisizirt, bekömmt Einheit und p2c_605.009 Jnteresse. Dieser Held muß, wenn wir mit ihm sympathisiren p2c_605.010 sollen, Leidenschaften haben, im Kampf mit sich p2c_605.011 selbst und dem Schicksal erscheinen, wie Achilles, nicht, p2c_605.012 wie pius Aeneas, blos eine Maschine des Dichters und der p2c_605.013 Götter seyn. Die Handlung muß dadurch an Anschaulichkeit p2c_605.014 gewinnen, daß alles auf dem Einen beruht. Der p2c_605.015 Hauptheld der Jliade handelt zwar sehr lange gar nicht. p2c_605.016 Sein Zorn ist aber doch die Ursache der ganzen Wendung, p2c_605.017 welche die Dinge nehmen. Einige behaupten, Achill zürne p2c_605.018 zu lange, sey zu lange unthätig. Allein nach dem Plane p2c_605.019 des Gedichts, sollen die Folgen des Zorns dieses Helden p2c_605.020 beschrieben werden. Dieß ist der Stoff des Gedichts. p2c_605.021 Alles hängt davon ab, und folgt daraus, selbst der Tod des p2c_605.022 Hectors. Mithin bleibt der Dichter seinem Gegenstande p2c_605.023 ganz treu, wenn er den Achill lange ruhen läßt. Er will p2c_605.024 nicht Achills Handlungen allein, er will die Folgen seiner p2c_605.025 Unthätigkeit zeigen. Gerade daß er so lange hinter der p2c_605.026 Szene bleibt, während andre Helden große Thaten verrichten, p2c_605.027 daß man nur immer hört, Er sey noch größer als sie, p2c_605.028 gerade dadurch wird die Erwartung gespannt. Jupiter
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/129>, abgerufen am 16.07.2024.
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