p2c_588.002 Da das Schöne unter einem vierfachen Charakter p2c_588.003 erscheint, 1) als frey sich formend zur Gesetzlichkeit,p2c_588.004 2) als successiv anschaulich werdend, 3) als p2c_588.005 eine leicht zu ahnende begreifliche Totalität, 4) als p2c_588.006 Symbol der innern gesetzlichen Geistesnatur, welches p2c_588.007 ein Gefühl von Harmonie des objektiven und subjektiven p2c_588.008 erweckt; so muß auch ein Objekt, das von der p2c_588.009 Poesie idealisirt, oder durch die Sprache in der Zeit p2c_588.010 dargestellt wird, diesen vierfachen Charakter haben. p2c_588.011 Es muß 1) vor den Augen unsrer Seele sich wie von p2c_588.012 selbst frey, ohne Zwang und doch gesetzlich formen, 2) p2c_588.013 es muß sich anschaulich entwickeln, 3) es muß am p2c_588.014 Ende eine begreifliche Totalität ahnen lassen, 4) es p2c_588.015 muß die Harmonie des Subjektiven und Objektiven p2c_588.016 fühlen lassen, und dadurch auf unser Selbstbewußtseyn p2c_588.017 wirken.
p2c_588.018 Anmerk. Jedes idealisirte Objekt wirkt also p2c_588.019 auf die vier Seelenkräfte. Jndem es sich frey und doch p2c_588.020 gesetzlich organisirt, beschäftigt es unsern Willen, indem p2c_588.021 es anschaulich entsteht, beschäftigt es unsre Phantasie,p2c_588.022 indem es ein begreifliches Ganzes ist, beschäftigt p2c_588.023 es unsern Verstand, indem es ein Symbol der innern p2c_588.024 Geistesnatur ist, beschäftigt es unsre Vernunft,p2c_588.025 als das höchste Selbstbewußtseyn. Mit einem Worte: es
p2c_588.001 §. 3.
p2c_588.002 Da das Schöne unter einem vierfachen Charakter p2c_588.003 erscheint, 1) als frey sich formend zur Gesetzlichkeit,p2c_588.004 2) als successiv anschaulich werdend, 3) als p2c_588.005 eine leicht zu ahnende begreifliche Totalität, 4) als p2c_588.006 Symbol der innern gesetzlichen Geistesnatur, welches p2c_588.007 ein Gefühl von Harmonie des objektiven und subjektiven p2c_588.008 erweckt; so muß auch ein Objekt, das von der p2c_588.009 Poesie idealisirt, oder durch die Sprache in der Zeit p2c_588.010 dargestellt wird, diesen vierfachen Charakter haben. p2c_588.011 Es muß 1) vor den Augen unsrer Seele sich wie von p2c_588.012 selbst frey, ohne Zwang und doch gesetzlich formen, 2) p2c_588.013 es muß sich anschaulich entwickeln, 3) es muß am p2c_588.014 Ende eine begreifliche Totalität ahnen lassen, 4) es p2c_588.015 muß die Harmonie des Subjektiven und Objektiven p2c_588.016 fühlen lassen, und dadurch auf unser Selbstbewußtseyn p2c_588.017 wirken.
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804, S. 588. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik02_1804/112>, abgerufen am 16.07.2024.
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