Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Zweiter Theil. Leipzig, 1804.p2c_578.001 p2c_578.019 p2c_578.020 p2c_578.022 p2c_578.001 p2c_578.019 p2c_578.020 p2c_578.022 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0102" n="578"/><lb n="p2c_578.001"/> sind. Es giebt <hi rendition="#g">Lieder,</hi> die sich der Jdylle nähern, <lb n="p2c_578.002"/> im Bauernton, städtische Lieder im Volkston (Gassenhauer). <lb n="p2c_578.003"/> So giebt es bey den Spaniern Villanellen, bey den Franzosen <lb n="p2c_578.004"/> Vaudevilles, die bekanntlich auch in der politischen <lb n="p2c_578.005"/> Geschichte von großem Einfluß sind. Bey den Franzosen <lb n="p2c_578.006"/> ist die Gattung der Chansons am meisten ausgebildet worden, <lb n="p2c_578.007"/> weil diese Nazion für alle gesellige Freude viel Sinn <lb n="p2c_578.008"/> und Talent hat. Eine Art kleiner besonders im <hi rendition="#g">Jdyllenton,</hi> <lb n="p2c_578.009"/> oder im Ton der Galanterie gedichtete Lieder ist das <lb n="p2c_578.010"/> <hi rendition="#g">Madrigal.</hi> Es ist von den Provenzalen zu den Jtalienern, <lb n="p2c_578.011"/> und dann zu andern Nazionen gekommen. Ueber <lb n="p2c_578.012"/> den Ursprung des Nahmens wird sehr gestritten. Es besteht <lb n="p2c_578.013"/> gewöhnlich aus 11 bis 13 Versen von ungleicher Länge, wo <lb n="p2c_578.014"/> auch wohl einige nicht gereimte Zeilen mit unter laufen. <lb n="p2c_578.015"/> Diese stellen zusammen eine Strophe vor. Wegen der <lb n="p2c_578.016"/> Freyheit die hier herrscht, hat man auch längere Gedichte <lb n="p2c_578.017"/> in madrigalischen Strophen gemacht. Es nähert sich auch <lb n="p2c_578.018"/> deshalb mehr der Elegie, als dem Liede.</p> <p> <hi rendition="#c"><lb n="p2c_578.019"/> §. 7.</hi> </p> <p><lb n="p2c_578.020"/><hi rendition="#aq">III</hi>. Die <hi rendition="#g">poetische Epistel</hi> ist ein Gedicht <lb n="p2c_578.021"/> der niedern lyrischen Poesie in vertraulichem Briefton.</p> <p><lb n="p2c_578.022"/><hi rendition="#g">Anmerk.</hi> Sie ist also für die niedere lyrische Poesie <lb n="p2c_578.023"/> was die <hi rendition="#g">Heroide</hi> für die höhere ist, und correspondirt <lb n="p2c_578.024"/> derselben. Sie gehört zur <hi rendition="#g">lyrischen</hi> Poesie, freylich <lb n="p2c_578.025"/> nicht im hohen musikalischen Sinne, aber doch insofern, <lb n="p2c_578.026"/> weil die Gedankenreihe kein Objekt darstellt, sondern willkührlich </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [578/0102]
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sind. Es giebt Lieder, die sich der Jdylle nähern, p2c_578.002
im Bauernton, städtische Lieder im Volkston (Gassenhauer). p2c_578.003
So giebt es bey den Spaniern Villanellen, bey den Franzosen p2c_578.004
Vaudevilles, die bekanntlich auch in der politischen p2c_578.005
Geschichte von großem Einfluß sind. Bey den Franzosen p2c_578.006
ist die Gattung der Chansons am meisten ausgebildet worden, p2c_578.007
weil diese Nazion für alle gesellige Freude viel Sinn p2c_578.008
und Talent hat. Eine Art kleiner besonders im Jdyllenton, p2c_578.009
oder im Ton der Galanterie gedichtete Lieder ist das p2c_578.010
Madrigal. Es ist von den Provenzalen zu den Jtalienern, p2c_578.011
und dann zu andern Nazionen gekommen. Ueber p2c_578.012
den Ursprung des Nahmens wird sehr gestritten. Es besteht p2c_578.013
gewöhnlich aus 11 bis 13 Versen von ungleicher Länge, wo p2c_578.014
auch wohl einige nicht gereimte Zeilen mit unter laufen. p2c_578.015
Diese stellen zusammen eine Strophe vor. Wegen der p2c_578.016
Freyheit die hier herrscht, hat man auch längere Gedichte p2c_578.017
in madrigalischen Strophen gemacht. Es nähert sich auch p2c_578.018
deshalb mehr der Elegie, als dem Liede.
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§. 7.
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III. Die poetische Epistel ist ein Gedicht p2c_578.021
der niedern lyrischen Poesie in vertraulichem Briefton.
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Anmerk. Sie ist also für die niedere lyrische Poesie p2c_578.023
was die Heroide für die höhere ist, und correspondirt p2c_578.024
derselben. Sie gehört zur lyrischen Poesie, freylich p2c_578.025
nicht im hohen musikalischen Sinne, aber doch insofern, p2c_578.026
weil die Gedankenreihe kein Objekt darstellt, sondern willkührlich
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