p1c_035.001 wird. Sie deducirt aus dem innern Wesen des p1c_035.002 menschlichen Geistes die Poesie ihrer Materie und Form p1c_035.003 nach, classifizirt die einzelnen Dichtungsarten nach der Erfahrung p1c_035.004 und definirt den Begriff oder Keim einer jeden, wie p1c_035.005 sie der menschliche Geist organisirt zu haben scheint. Sie p1c_035.006 kann hierbey nicht alle Dichtungsarten a priori bestimmen, p1c_035.007 aber doch neu zu erfindende weissagen, wie der astronomische p1c_035.008 Theoretiker neue Planeten. Der Poet bleibt immer der p1c_035.009 Erfinder (Trobador). Jn wie fern die poetischen p1c_035.010 Kunstwerke in der Verstandeswelt einen individuellen Charakter p1c_035.011 haben, schränkt sie selbige ein durch negativep1c_035.012 Regeln, betreffend 1) die logische Vollkommenheitp1c_035.013 des Gedankens, z. B. Plan im Schauspiel; 2) die Sprache, p1c_035.014 den Gebrauch und das musikalische derselben; 3) die äussern p1c_035.015 Verhältnisse, z. B. Rücksichten auf die Beschränktheiten p1c_035.016 des Theaters. Nur in diesen Hinsichten kann man sie Critikp1c_035.017 nennen, wenn Critik Prüfung und Beschränkung nach p1c_035.018 Regeln heißen soll. Scaligers Critikus und Hypercritikus p1c_035.019 sind mehr subjektive Aeußerungen des Geschmacks, als objektive p1c_035.020 Theorie oder wahre Poetik.
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/93>, abgerufen am 09.11.2024.
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