p1c_032.001 Transscendentalphilosophie, muß also das Bewußtseyn p1c_032.002 und die dabey handelnden Kräfte, das Gefühl des p1c_032.003 Schönen u. s. w. erklärt haben, wenn sich die Poetik ganz p1c_032.004 vervollkommnen soll.
p1c_032.005 Anmerk. 3. Kunst im objektiven Sinne ist ein p1c_032.006 Jnbegriff technischer Regeln, zu einem praktischen Zweck, p1c_032.007 zur Darstellung eines Produkts zu gelangen. Nun ist p1c_032.008 Poesie, als Schöpferkraft idealisch genommen, frey von p1c_032.009 allen vorangehenden, im Bewußtseyn begreiflichen Regeln, p1c_032.010 folglich kann Poetik eben so wenig Kunst, als Wissenschaft p1c_032.011 seyn. Jedoch hat der Dichter logische und grammatisch=mechanische p1c_032.012 Talente nöthig, die, wenn sie ihm gleich p1c_032.013 angeboren seyn müssen, doch durch Vorhaltung von Mustern, p1c_032.014 Regeln und Uebung kultivirt werden können. Jn Rücksicht p1c_032.015 dieses bedingten Theils der Poesie, kann Poetik allenfalls p1c_032.016 Kunst genannt werden. Sie verbietet die logischenp1c_032.017 und äußern Unvollkommenheiten, die Fehler p1c_032.018 in der Sprache, (denn sprechen muß der Dichter doch, p1c_032.019 also sich binden bey aller Lizenz an die Hauptregeln einer p1c_032.020 verständlichen Sprache) endlich die Fehler im Versbau.p1c_032.021 So ist z. B. Verskunst ein Theil der Poetik. - Jn so p1c_032.022 fern die Poetik Kunst ist, und bestimmte Regeln giebt, p1c_032.023 ist sie aber blos verbietend, ihre Regeln negativ. Sie p1c_032.024 betreffen das, was am Kunstwerke die sinnliche Erscheinungp1c_032.025 ist. Da du die Schönheit an Begriffe, an p1c_032.026 Sprache, an äußere Verhältnisse bindest, sagt sie zum p1c_032.027 Dichter, mußt du den Verstand nicht durch logische Gedankenunvollkommenheiten
p1c_032.001 Transscendentalphilosophie, muß also das Bewußtseyn p1c_032.002 und die dabey handelnden Kräfte, das Gefühl des p1c_032.003 Schönen u. s. w. erklärt haben, wenn sich die Poetik ganz p1c_032.004 vervollkommnen soll.
p1c_032.005 Anmerk. 3. Kunst im objektiven Sinne ist ein p1c_032.006 Jnbegriff technischer Regeln, zu einem praktischen Zweck, p1c_032.007 zur Darstellung eines Produkts zu gelangen. Nun ist p1c_032.008 Poesie, als Schöpferkraft idealisch genommen, frey von p1c_032.009 allen vorangehenden, im Bewußtseyn begreiflichen Regeln, p1c_032.010 folglich kann Poetik eben so wenig Kunst, als Wissenschaft p1c_032.011 seyn. Jedoch hat der Dichter logische und grammatisch=mechanische p1c_032.012 Talente nöthig, die, wenn sie ihm gleich p1c_032.013 angeboren seyn müssen, doch durch Vorhaltung von Mustern, p1c_032.014 Regeln und Uebung kultivirt werden können. Jn Rücksicht p1c_032.015 dieses bedingten Theils der Poesie, kann Poetik allenfalls p1c_032.016 Kunst genannt werden. Sie verbietet die logischenp1c_032.017 und äußern Unvollkommenheiten, die Fehler p1c_032.018 in der Sprache, (denn sprechen muß der Dichter doch, p1c_032.019 also sich binden bey aller Lizenz an die Hauptregeln einer p1c_032.020 verständlichen Sprache) endlich die Fehler im Versbau.p1c_032.021 So ist z. B. Verskunst ein Theil der Poetik. ─ Jn so p1c_032.022 fern die Poetik Kunst ist, und bestimmte Regeln giebt, p1c_032.023 ist sie aber blos verbietend, ihre Regeln negativ. Sie p1c_032.024 betreffen das, was am Kunstwerke die sinnliche Erscheinungp1c_032.025 ist. Da du die Schönheit an Begriffe, an p1c_032.026 Sprache, an äußere Verhältnisse bindest, sagt sie zum p1c_032.027 Dichter, mußt du den Verstand nicht durch logische Gedankenunvollkommenheiten
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Transscendentalphilosophie, muß also das Bewußtseyn p1c_032.002
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So ist z. B. Verskunst ein Theil der Poetik. ─ Jn so p1c_032.022
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Dichter, mußt du den Verstand nicht durch logische Gedankenunvollkommenheiten
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Clodius, Christian August Heinrich: Entwurf einer systematischen Poetik nebst Collectaneen zu ihrer Ausführung. Erster Theil. Leipzig, 1804, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clodius_poetik01_1804/90>, abgerufen am 25.11.2024.
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